8 : Brief

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Liebe Lina,

Ich liebe dich.

Nein, das klingt doch bescheuert.

Lina,

Ich muss dir was beichten. 

Nein, noch schlimmer. Mann, so wird das nie was! Aber wie fängt man so einen Brief an? Wie sagt man seiner besten Freundin, dass man sie liebt?

Liebe Lina,

Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll, aber ich mache es jetzt einfach auf Gefühl. Apropos Gefühl, da fange ich einfach an. 

Ja, das klingt schon besser. Damit kann ich was anfangen 

Ich glaube, ich bin gerade dabei, mich in dich zu verlieben. Nein, eigentlich weiß ich, dass ich schon in dich verliebt bin. 
Es ist einfach passiert. An einem Tag war noch alles normal, am nächsten hast du deinen Kopf auf meine Schulter gelegt und ich hatte so Schmetterlinge im Bauch. Das hatte ich vorher noch nie. Da dachte ich mir, scheiße, das kann mir doch nicht passieren. 
Ich weiß, dass du hoch warscheinlich hetero bist, dass du niemanden brauchst, weil du unabhängig bleiben willst (das hast du Poppi auf jeden Fall gesagt), aber das musste ich dir jetzt sagen. 
Ich habe Martina auch schon geschrieben, dass wir nächstes Mal besser nicht in einem Zimmer wohnen (das ist dir jetzt bestimmt unangenehm). Das nervt mich ein bisschen, weil du es immer schafft, dass ich ruhiger werde. Aber das ist jetzt egal.
Versuche einfach, mich nicht zu hassen.
Liebe Grüße 

Laura

Ich lese meinen Brief noch einmal durch, und dann kann ich es wegschicken.
Ich habe so einen ungutes Gefühl. 

Eine Woch später schreibt Lina mir eine Nachricht. Sie ist kurz. 

Lina : Können wir reden?

Laura : Ich habe nichts mehr zu sagen. Sorry. Für alles.

Lina : Warum Sorry?

Ich antworte nicht und lasse mich auf meinen Platz fallen. Wir sind gerade in der Kabine, wir spielen in einer Stunde gegen Wolfsburg und ich muss mich jetzt echt konzentrieren, sonst wird das nie was. 
-  Freigaaaang! Bist du jetzt schon müde?
Es ist Sara. Natürlich. 
-  Das sagt genau die richtige, du brauchst doch immer extra Pausen. 
-  Ich bin eben alt! Kann ja nicht jeder frisch und jung sein.
Sie setzt sich neben mich.
-  Jetzt erzähl schon. Was ist los? Du bist doch nicht nur so schlecht gelaunt, oder?
-  Mir geht es gut.
-  Ja klar. Ich glaub dir kein Wort, das weißt du schon?
Ich seufze. 
-  Denk doch, was du willst.
-  Laura. Schau mich mal an. 
Sie sieht mich mit großen Augen an und ich muss schmunzeln. 
-  Schon besser. Jetzt denk an das Spiel, du erzählst mir danach alles!
Ich nicke leicht. 

Wolfsburg gewinnt. Ich weiß, dass ich schlecht gespielt habe, und es tut mir leid für die Mädels. Ich umarme ein paar von unsere Gegnerinnen, Poppi als letzte. Sie hält mich ein bisschen länger fest als nötig. 
-  Warum hat mir Lina geschrieben, ich soll sicher gehen, dass es dir gut geht? fragt sie leise.
-  Keine Ahnung. 
Ich muss schwer schlucken. 
-  Komm kurz mit.
Poppi zieht mich mit sich irgendwo, wo wir ungestört reden können. 
-  Laura… ich sehe doch, dass irgendwas nicht stimmt. Dafür brauche ich auch keine Nachricht von Lina. Ist es so schlimm, dass du mir es nicht sagen kannst?
-  Es ist wegen Lina. Ich habe ihr geschrieben, wegen meine Gefühle für ihr.
-  Oh… 
-  Ich wusste ja, dass ich keine Chance habe, aber es tut trotzdem weh. Und ich will unsere Freundschaft nich kaputt machen…
-  Das tust du doch nicht! Was hat sie überhaupt gesagt?
-  Sie wollte reden. 
-  Und du nicht. 
Ich schüttele den Kopf. 
-  Man Laura, manchmal kannst du schon doof sein. Wie kannst du sicher sein, dass sie dich nicht mag, wenn du sie nicht reden lässt?
-  Sie ist hetero, zu gut für mich, und sie lebt in München. 
-  Wegen München, für dich endet das dich nichts, warum denn dann für sie? Du bist zu gut für diese Welt, du verdienst alles, das wäre also auch kein Problem. Und hetero… schon mal was von Bisexualität gehört?
Ich muss lächeln, es ist irgendwie süß, wie sie versucht, mich wieder aufzumuntern. 
-  Rede mit ihr, sonst wird es immer komisch sein.

Eine Woche später kriege ich einen Anruf von unsere Bundestrainerin. Ich habe immer noch nicht mit Lina geredet. Ich bin ein bisschen überrascht, weil ich ja schon weiß, dass ich nominiert bin, was gibt es dann nich zu besprechen? 
-  Hey Laura, wie geht es?
-  Ganz ok. Was gibt's? Bin ich doch nicht nominiert?
-  Quatsch. Es ist wegen der Zimmerverteilung. Lina meinte, ich soll dir fragen, ob es für dich ok wäre, wenn ihr euch einen Zimmer teilt.
Ich bin überrascht. Einerseits will ich sagen, dass es warscheinlich für Lina nicht ok sein sollte. Anderseits bin ich neugierig, warum sie das macht. 
-  Ne, ist gut für mich.
-  Sie wird sich freuen. Bis übermorgen dann!

Als ich ins Zimmer ankomme, Zimmer das ich mir mit Lina teilen soll, ist sie schon da. Sie räumt gerade ihren Koffer aus. Ich lasse immer meine ganzen Sachen im Koffer, wir bleiben eh keine zwei Monaten.
Ich weiß nicht genau, was ich tun oder sagen soll. 
-  Hi, bist du schon länger hier?
Ja, das klingt gut denke ich. 
-  Laura! Endlich!
Sie kommt auf mich zu und breitet die Armen auf. Das heißt, wenn du eine Umarmung willst, dann kom her. Natürlich will ich eine Umarmung, also gehe ich auf sie zu. 
-  Warum hast du nicht auf meine Nachrichten geantwortet?
-  Ich weiß es nicht. Was hätte das gebracht?
-  Wir hätten das alles schon viel schneller klären können!
-  Wie, das alles?
-  Man Laura! Ich habe mich doch auch in dich verknallt! Das was ich bei der EM gesagt habe, das war doch nur um Poppi zu nerven!
-  Im Ernst?
-  Natürlich im Ernst! 
Wir lachen beide, und sie drückt mich wieder gegen sich. Und jetzt fühle ich irgendwie, dass alles gut gehen wird.

Falls ihr Ideen habt...

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