14 : Lyon-Wolfsburg

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Sonntagmorgen
Svenja war an diesem Morgen früh wach. Sie stand auf und ging sofort runter in die Küche, wo sie sich erstmal einen Kaffee vorbereitete. Draußen war es sonnig, und sie fühlte sich schon um einiges besser als am Abend zuvor. Dzenni fehlte ihr schrecklich, und als sie sich gestern angerufen hatten, hatte Svenja mal wieder gemerkt, wie schwer die tausend km zwischen ihr waren. Die Frühlingssonne half anscheinend.
Sie holte ihr Handy raus und öffnete den Chat zu Maro.
7 Uhr 02
Moin Schatz, ich habe nach unserem Anruf noch dein Spiel geschaut, Glückwunsch zum Sieg. Bei mir ist es heute schön draußen. Wir spielen um vier gegen Bremen, sollen wir uns danach noch anrufen? Du fehlst mir <3
Maro schläft bestimmt noch, das Spiel von Lyon war sehr spät gestern.
Als ihre Tasse leer war, holte Svenja Jamie und ging mit ihm raus, das würde sie zu anderen Gedanken bringen.

Als sie vor dem Spiel in die Umkleide kam, setzte sich Svenja wie immer an ihr Platz zwischen diese von Alex und Ewa. Die jüngere Stürmerin war schon da, sie war eigentlich immer die Erste in der Umkleide vor den Spielen, dafür kam Svenja eigentlich immer nach Alex.
- Wo ist Poppi? Sie ist doch sonst schon da, wenn ich ankomme.
- Sie musste noch was holen. Wegen der Hochzeit und so.
- Ich dachte, es wäre alles bereit.
- Ich weiß doch auch nicht. Du bist heute Kapitänin.
- Echt? Hatte ich nicht mal mitbekommen. Hat Tommy es gesagt?
- Nee, die Kapitänsbinde liegt auf deinem Platz.
Svenja seufzte und zog ihr Trikot an. Sie sah auf Lenas Platz und dachte daran, dass es wahrscheinlich das letzte Mal war, dass sie den Namen Lattwein auf einem Trikot sah. Das war schon ein seltsames Gefühl. Svenja konnte nicht verhindern, dass sie ein bisschen eifersüchtig war. Sie wollte das auch, irgendwie. Sie und Dzenni waren jetzt schon so lange in verschiedene Clubs, dass sie nicht einmal mehr wussten, wie es war, zusammen zu leben. Svenja war sich sicher, dass es ihr fehlte, hatte aber Angst, dass Maro es inzwischen nicht mehr wollte. Vielleicht waren sie schon zu lange getrennt.
Svenja wollte noch ein paar Jahren spielen, Maro entgegen hatte ihr Vertrag bei Lyon nicht verlängert, noch nicht. Vielleicht war das ja auch ein Zeichen.
Svenja schaute auf ihr Handy, Dzenni hatte geantwortet. Als sie das sah, musste sie lächeln.
14 Uhr 12
Hi Süße, Story, dass ich nicht früher geantwortet habe, ich hatte kein Netz... Danke! Klar, können wir nachher telefonieren! Viel Glück gegen Bremen, ich liebe dich.
PS : Ich habe das hier gerade gefunden, als ich in meine Fotos geguckt habe, ich dachte, ich schicke es dir einfach...
Sie hatte ein Bild geschickt. Es war eines von vor fast neun Monaten, bei der EM. Sie hatte ihr die Überraschung gemacht und war schon zum ersten Spiel gekommen, obwohl sie eigentlich nur ab dem dritten kommen sollte. Auf dem Foto küssten sie sich leidenschaftlich. Maro stand auf der Tribüne und beugte sich über Svenja, sie trug ein Deutschland Trikot mit der Nummer 9. Im Hintergrund sah man deutlich, dass Lina Poppi irgendwas sagte. Das Foto musste Giulia genommen haben.
- So wie du lächelst, ist es bestimmt eine Nachricht von Dzenni!
- Na da bist du ja endlich! Ich dachte schon, du hättest unser Spiel vergessen!
Alex war gerade in der Kabine angekommen und zog sich so schnell wie möglich um.
- Du wirst dich noch bei mir bedanken!
- Warum das denn?
- Das bleibt ein Geheimnis. Und jetzt los! Wir müssen Bremen besiegen!

Das Spiel verlief gut, sie gewannen 3 zu 1, und Svenja blieb die 90 Minuten lang auf dem Platz.
- Geh mal zum zweiten Block, sagte Alex ihr, als sie gerade noch ne Runde drehten.
- Warum das?
- Vertrau mir.
Svenja hob die Schultern, tat aber dann doch, was ihr ihre Kapitänin sagte. Sie verstand auch schnell, was, oder besser gesagt wer, auf sie wartete. Da, neben dem Rand, stand Maro. Svenja ließ ihre Wasserflasche fallen und rannte die letzten Meter zu ihr.
- Na du? Glückwunsch zum Spiel, du warst super, sagte Maro als sie endlich zu ihr war.
- Kannst du mir in zwei Minuten sagen, jetzt will ich dich viel lieber küssen!
Svenja begleitete ihre Worte mit der ausgesprochenen Geste und drückte ihre Lippen gegen die ihrer Freundin.
- Du weißt schon, dass wir nicht alleine sind, lachte Dzenni gegen ihre Lippen.
- Mir egal.
- Schön.
Als sie sich lösten, waren Svenjas Wangen leicht rot.
- Was machst du hier? Du hattest doch gestern noch ein Spiel!
- Ich habe gestern noch den Zug nach Paris genommen und heute bis hierher. Ich wollte dich sehen, du hast mir so sehr gefehlt. Und ich habe bis Mittwoch frei bekommen.
- Und du bleibst bis dahin?
- Klar! Wo soll ich sonst meine Freizeit verbringen, wenn nicht bei meiner Freundin?
- Frage ich mich auch.
- Spinner!
- Wartest du vor der Umkleide auf mich?
- Ja, bis gleich!

- Ich glaube, dass ich dich noch nie so schnell umgezogen gesehen habe, lachte Feli.
- Da ist jemand wohl eilig!
- Klar! Meine Freundin wartet draußen! Übrigens, danke Alex, ich nehme an, du hast was damit zu tun!
- Kann sein. Ich konnte ja nicht weiter sehen, wir du andauernd traurig warst!
- Sorry...
- Schärtz! Ist ja normal, ich wäre genau so.
- Du wärst schlimmer, sagte Ewa.
- Ich lass euch mal, Maro wartet bestimmt schon!
- Muss Liebe schön sein! lachte Jule.
- Halt die Klappe! Du bist ja nicht viel besser!

- Du setzt dich hin! Ich koche.
Maros Stimme akzeptierte keine Widerrede, Svenja versuchte es trotzdem.
- Ich kann dir doch helfen!
- Quatsch, du kannst dich mal ausruhen.
- Oder wir bestellen Sushi, dann können wir mehr Zeit für uns haben.
- Klingt gut.
Maro kümmerte sich um alles, während Svenja noch schnell duschen ging.
- Ich muss mit dir was besprechen, sagte Dzeni, als sie auf der Couch mit den Sushis saßen.
- Ist es was Schlimmes?
- Ne. Ich glaube nicht.
Sie atmete tief durch.
- Ich werde nicht in Lyon verlängern.
Svenja war erst leicht geschockt. Sie wusste, dass es eine Möglichkeit war, es war aber doch eine Überraschung.
- Ich könnte nach Wolfsburg ziehen und hier zu Ende studieren und gleichzeitig eine Mädchen-Mannschaft trainieren, das war schon immer ein Traum. Aber ich weiß nicht, ob du bereit wärst, dass wir zusammen leben...
- Klar! Das haben wir doch schon! Natürlich will ich, dass wir zusammen leben! Deshalb haben wir doch auch zusammen die Wohnung ausgesucht, weil wir wollten, dass du irgendwann nachkommst!
- Ich dachte, das hättest du vergessen...
- Nie!
Sie zog Maro zu sich in einen gefühlvollen Kuss, das Ende des Essens könnte noch warten.

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