12 : Albträumen

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Das ist die Vortzezung zum zweiten Kapitel.

Als ich die Augen öffne und auf die Uhr schaue, sehe ich, dass es erst kurz vor sieben ist, ich habe also noch Zeit, bis ich aufstehen muss. Heute ist es endlich soweit, ich gehe zurück zur Nationalmannschaft. Ich bin jetzt schon länger zurück auf dem Platz, dieses zweite Comeback dauert aber länger, ich war letztes Mal nämlich krank. Ich fühle mich so aufgeregt wie lange nicht mehr. Ich drehe mich um, um meine Freundin anschauen zu können. Sofort, als ich sie sehe, spiegelt sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Sie sieht so süß aus, wenn sie schläft. Ich streichle ihr leicht über die Wange. Wir sind jetzt schon fast vier Monate zusammen. Eigentlich leben wir jede in unserer Wohnung, aber seit zwei Wochen schlafen wir fast immer beide bei mir. Mit dem Natio Camp, der immer näher kam, hatte ich viel Stress, und Lessi wollte für mich da sein, was ich richtig süß finde. Und jetzt liegt sie da, in meinem Bett und trägt eine meiner T-Shirts. Hätte mir jemand vor fünf Monaten gesagt, dass ich die Frau meine Träume morgens so anschauen könnte, hätte ich es nicht geglaubt. Es war nicht immer leicht, wir mussten uns erstmal daran gewöhnen, wieder miteinander zu sprechen. Sie hat mich auf ein Date eingeladen, dann ich, wir waren beide unsicher und nervös, aber es fühlt sich immer so… richtig an. Vor zwei Tagen waren wir zusammen Pizza essen, es war so einfach, ich habe sie eingeladen, wir sind zusammen zurückgelaufen, wir wollten bei mir schlafen. Und da, als wir liefen, hat sie meine Hand in seine genommen, und ich hätte nicht glücklicher sein können. Ich bin nicht geoutet oder so, und sie auch nicht. Naja, unsere Teamkolleginnen wissen natürlich bescheid, aber ich habe es nicht einmal meinen Eltern gesagt. Ich habe keine Angst. Ich dachte immer, wenn ich jemand meine Familie vorstelle oder auf Instagram was poste, dann ist es die gute Person, dann ist es das Mädchen, mit wem ich mein Leben verbringen will. Und genau das fühle ich mit Lessi. Ich muss noch breiter lächeln, als ich mich an diesem Abend vor zwei Wochen erinnere. 

Wir laufen langsam, ich genieße es, ihre Hand in meine zu fühlen. Wir sind uns so nahe, dass sich unsere Schultern manchmal treffen. Die Straßen sind fast leer, es ist auch schon spät, und es fühlt sich so intim an. An einem Moment bleibt sie einfach stehen und sieht mich zu sich, um mich zu küssen. Ihre Augen leuchten und ich lege meine freie Hand an ihre Taille. Die andere hält sie immer noch fest. 
- Wofür war der denn ? frage ich leise.
- Weil ich es wollte. Und weil du heute so wunderschön aussiehst. 
- Das kann ich nur zurückgeben. 
Sie sieht echt umwerfend aus. Sie trägt ein grünes Kleid und ihre Haare sind offen. 
- Gehen wir nach Hause? fragt sie, ohne mich loszulassen. 
Ihre Stimme klingt anders und ich muss lächeln.
- Klar. Zu mir oder zu dir?
- Zu dir. Du schläfst schlecht, wenn du nicht in deinem Bett bist.
Ich spüre Wärme in meiner Brust. 
Wir gehen zu mir zurück, wir sprechen viel, naja, Alessia spricht viel, ich höre ihr zu gerne zu. 
Als wir ankommen, muss ich leider ihre Hand loslassen, um die Tür öffnen zu können. Sie beschwert sich lachend und wir gehen rein. Sofort als ich die Tür geschlossen habe, zieht sie mich gegen sich. Sie küsst meine Stirn, dann meine Nase, meine Wange, bis ich nicht mehr warten kann und drücke meine Lippen auf ihre. 
- Darf ich? fragt sie und zieht leicht auf meine Bluse. 
- Können wir erst in mein Zimmer? Ich will das nicht im Flur anfangen. Ich will was spezielles mit dir. 
Sie lächelt, nimmt meine Hand und wir gehen beide in mein Zimmer. 
Es ist unsicher und manchmal tollpatschig, aber es ist Alessia und es sind wir und ich liebe jede einzelne Sekunde. Es ist nicht perfekt, und genau deswegen liebe ich es.

Alessia öffnet die Augen und lächelt, als sie mich sieht. 
- Moin. Habe ich was im Gesicht?
- Du siehst perfekt aus. Ich dachte nur daran, wie glücklich ich mit dir bin. 
- Und ich erst.
Ich beuge mich auf sie und küsse sie zart. 
- Warte, ich bin gerade aufgewacht, ich habe bestimmt Mundgeruch! Lass mich mal Zähne…
- Lessi. Du stehst jetzt nicht auf, um dir die Zähne zu putzen! Es ist mir egal. 
Um es ihr zu beweisen, küsse ich sie gleich nochmal. 

Wir sitzen im Auto auf dem Weg zur Natio. Ich spiele nervös mit eine Strähne, und Alessia nimmt meine Hand, damit ich damit aufhöre. 
- Was ist los Lee? Es ist doch nicht das erste Mal, dass du zur Natio kommst!
- Was, wenn ich nicht mehr ins Team passe?
- Sag keinen Quatsch. Du bist unsere Kapitänin, schon vergessen? Wir brauchen dich. Und ich brauche dich.
- Wissen wir schon, wie die Zimmerverteilung ist? 
- Du bist mit Lucy, ich mit Keira.
Ich muss lachen. 
- Wir könnten tauschen. 
Lessi sieht mich ernst an. 
- Lee, falls irgendwas ist, kannst du immer zu mir. Das weißt du doch, oder?
- Ich weiß. Ich habe mich daran gewöhnt, in deinen Armen einzuschlafen. Ich habe irgendwie Angst vor Albträumen, schon immer, und mit dir ist es besser.
Es ist das erste Mal, dass ich das ausspreche, und es ist mir ein bisschen peinlich. 
- Lee, Schatz… wie kann ich dir helfen?
- Das wird schon. 
- Ich sage Lucy, dass sie mich anrufen soll, falls irgendwas sein sollte. 
- Ich kann es auch selber machen.
- Ich kenne dich, du wirst es nicht machen, weil du Angst haben wirst, dass ich schon schlafe.
- Du brauchst ja deinen Schlaf!
- Du bis wichtiger. 

Es ist der zweite Abend und Lucy und ich gehen nicht zu spät hoch. Lessi gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor wir gehen. Unsere Zimmer sind nicht weit voneinander entfernt, was mich auch ein bisschen beruhigt. 
Ich lege mich in mein Bett während Lucy noch ließt. Und da ist sie wieder, dieser Angst vor Albträumen. Ich fühle, dass ich anfange, schwerer zu atmen, versuche aber, mich zu beruhigen, was auch ungefähr klappt. 
- Leah? Ist alles ok? 
- Ja, antworte ich knapp. Ich versuche jetzt schon zu schlafen. 
- Ich bleib wach, bis du eingeschlafen bist, falls irgendwas ist.
- Musst du nicht.
- Kei kommt eh nochmal vorbei, um gute Nacht zu sagen. Schlaf ruhig. 
- Gute Nacht. 

- Leah? Leah! Wach auf!
Ich öffne brutal die Augen. Lucy sitzt neben mir. Ich sehe sie aber kaum, denn meine Augen sind voll mit Tränen. Ich atme schnell und hoch. 
- Alessia kommt gleich. Ich gehe für den Rest der Nacht zur Keira, damit sie hier schlafen kann. 
- Das musst du nicht! versuche ich zu sagen, aber es ist mehr ein Keuchen.
- Es ist ja nicht wirklich so, als würde mir das stören!
- Lee! 
Alessia kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. Lucy steht auf, um ihr Platz zu lassen. 
- Ich lasse euch dann mal.
- Danke, dass du mich angerufen hast!
Lucy geht raus. 
Alessia legt eine Hand auf meine Brust. 
- Kannst du mit mir atmen? Ganz ruhig, genau.
Ich spüre, wie ich langsam ruhiger werde. 
- Danke.
- Brauchst du noch was?
- Kann ich ne Umarmung haben?
Lessi lächelt glücklich und drückt mich gegen ihre Brust. Sie schafft es irgendwie, uns so zu drehen, dass mein Kopf auf ihre Schulter liegt. 
- Ich frag Sarina morgen, ob ich mit Lucy den Zimmer wechseln kann. 
- Sicher?
- Ja. Ich will dich auch in meinen Armen fühlen, wenn ich einschlafe.
- Ich liebe dich. 
- Ich dich auch. Versuche jetzt zu schlafen. Ich werde noch da sein, wenn du aufwachst. 

Ich habe langsam keine Ideen mehr, falls ihr welche habt...

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