Siebzehn

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"Hast du gehört?", fragte Taehyung. "Er saß gerade mal acht Monate. Jetzt haben Sie ihn freigelassen." Er legte die Zeitung in meinen Schoss. Mit einem Lächeln sah ich mir das Bild, ein gutes Bild, von Yoongi an.

"Schönes Bild."

"Boa, ich kann dich wirklich nicht verstehen." Taehyung setzte sich neben mich. "Aber darüber haben wir schon zu oft diskutiert... Dein fester Freund Agust. Also, wie hat er geschafft freizukommen?"

Ich zuckte mit meinen Schultern. "Seine Eltern haben ihn vor ein paar Wochen endlich mal besucht, nachdem ich sie zu oft mit dem Leid ihres Sohnes belästigt habe. Vielleicht hat er genug gute Sachen gesagt, dass sie genug Geld an die Klinik gespendet haben, um bei ihm ein Auge zuzudrücken."

"Das ist krank. Krank und korrupt. Du solltest das nicht gut finden. Nicht Mal ansatzweise. Stell dir vor, das könnte man mit jedem machen. Der Kindermörder, der genug Geld hat, muss gar nicht erst seine Strafe absitzen."

"Ich weiß. Aber Yoongi wollte nie jemanden wehtun, außerdem hat er alles zurückgegeben, weil er damit nie etwas angefangen hat, außer es zu lagern. Selbst das Geld aus den Banken... Ist ja auch egal." Ich nahm die Zeitung und ließ meinen Blick über die Zeilen gleiten. "Ah, schau. Er hat wohl einen Psychologen bei sich, jede Zeit des Tages. Und so eine elektronische Fußfessel, weil er nur auf seinem Grundstück bleiben darf."

Taehyung verschränkte seine Arme vor seiner Brust und schüttelte seinen Kopf. "Es ist trotzdem widerlich."

Ich stand auf und lächelte Taehyung an. "Nun, das ist schön für dich. Ich werde jetzt Kondome kaufen, damit mein fester Freund es mir so richtig besorgen kann, jetzt, wo er nicht mehr in der Psychiatrie hocken muss. Wünsch mir Spaß."

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"Oh, du." Seine Mutter sah müde aus. "Guten Tag. Du willst bestimmt Yoongi treffen."

"Wenn das möglich wäre, ja." Sie ließ mich ins Haus. Dort verständigte sie jemanden, Yoongi zu holen und saß dann mit mir auf dem Sofa. "Und wie geht es Ihnen mit der Situation?", fragte ich sie.

"Mit welcher? Das mein Sohn einer der Bösen ist? Dass der Held, der ihn besiegt hat, jetzt in einer Beziehung mit ihm ist? Dass er eine schwere Persönlichkeitsstörung hat? Oder, dass er jetzt wieder zu Hause ist, nachdem wir den richtigen Leuten genug Geld gegeben haben, damit er endlich aufhört darüber zu reden, sich selbst umzubringen?" Jetzt ergibt es Sinn, warum sie so müde aussieht. Ist jetzt aber natürlich auch etwas unangenehm für mich.

Ich lächelte sie so nett wie auch nur möglich an. "Das letztere."

"Es ist überraschend beruhigend, ihn wieder hier zu haben", antwortete sie ehrlich. "Mein Mann und ich haben uns ja wirklich davor gescheut, zu ihm zu gehen, weil uns sein Verhalten so verletzt hat. Aber Sie, Herr Park, haben uns ja wirklich gut klargemacht, dass er unter einer Krankheit leidet. Dass wir ihn wieder hier haben, tut uns gut, auch, wenn er noch nicht wirklich viel mit uns redet." Bevor ich die Chance hatte, zu antworten, kam Yoongi ins Bild. Sofort stand seine Mutter auf und sah ihn so ruhig wie möglich an.
"Dein, äh, Partner ist hier, Yoongi."

Yoongi sah von seiner Mutter auf mich. In seinem Mund hatte er einen Lollipop. "Jo", sagte er scheinbar als Begrüßung.

"Hallo, Yoongi", sagte ich und lächelte ihn an. Es war still. Seine Mutter hielt es noch ein paar Sekunden aus, dann entschuldigte sie sich und ging.

Yoongi nickte dann und weiter lutschte an seinem Lolli. "Das war es dann mit uns, ich will dich nie wieder sehen." Er drehte sich dann wohl um, um zu gehen. Wie bitte? Habe ich das gerade richtig gehört?
Sofort aber sprang ein anderer Mann, der mir davor gar nicht aufgefallen ist, ins Bild. Er flüsterte Yoongi etwas zu und sah ihn dann erwartend an. Nach einem Zögern drehte Yoongi sich dann zu mir um, kam auch auf mich zu. Nach etwas mehr Zögern öffnete er seinen Mund. "Also, ich will nicht, dass du mich verlässt", sagte er, vielleicht nicht mehr ganz so lässig, wie davor, aber immer noch in viel zu desinteressierter Stimme.

"Bist du betrunken?", fragte ich ihn etwas gereizt. Er sollte mir doch vielleicht danke sagen, dass er viereinhalb Jahre weniger in der forensischen Psychiatrie seine Zeit absitzen muss! Merkt er nicht selbst, dass er keinen Sinn ergibt?

"Hi, tut mir leid." Der Mann, der eben mit Yoongi geflüstert hat, kam zu uns. "Ich bin Jungkook, Yoongis, äh, Helfer."

"Ich kenne Sie immer noch nicht. Hören Sie endlich auf, mir zu folgen", beschwerte sich Yoongi und schmiss den Lolli einfach zur Seite, auf den Boden.

"Ihre Eltern haben mich eingestellt, damit ich Ihnen helfen kann. Ich bin Ihr Helfer. Sie wissen das!"

Yoongi schüttelte seinen Kopf und sah mich mit einem Schulterzucken an. "Keine Ahnung, wer das sein soll."

"Ich bin Jungkook", sagte der Mann schnell. "Und wie gesagt, ich bin hier, um Ihnen zu helfen. In Fällen, wie in diesen. Yoongi, erklären Sie Jimin bitte, was genau Ihnen gerade durch den Kopf geht."

"Gerade?" Jungkook nickte. Yoongi schloss seine Augen, dann öffnete er sie und nickte sich zu. "Ich will Sex."

"Nicht das."

Yoongi rollte seine Augen. "Ich will nicht, dass du mich verlässt, Jimin."

"Okay? Hatte ich nicht vor. Ich habe geholfen dich vier Jahre früher nach Hause zu bringen. Hätte ich wohl nicht gemacht, wenn ich dich nicht gerne sehen würde."

Er sah zufrieden aus, aber Jungkook sprach dagegen. "Da ich hier bin, um solche Situationen zu regeln, springe ich mal ein. Also, Borderliner brechen öfters die Beziehungen ab, weil sie selbst nicht verlassen werden wollen. Laut meiner Ansicht, ist gerade das passiert, oder?" Er sah Yoongi fragend an.

"Kann schon sein", gab er nach kurzer Stille zu. "Du bist also mein Helfer."

"Ja!", freute Jungkook sich. Sein Blick schien zu sagen "Endlich, hat er es akzeptiert". "Ich bin rund um die Uhr für dich da. Mein Psychologie Studium-"

"Ist ja interessant", unterbrach Yoongi ihn. "Rund um die Uhr?" Jungkook nickte. Yoongi sah nicht begeistert aus. "Dreh dich dann aber beim Sex bitte um, okay? Oder frag' davor, ob du zuschauen darfst." Dann beobachtete er Jungkooks leicht verstörten Ausdruck und fing an zu laut lachen, ehe er zu mir kam und mein ganzes Gesicht abküsste.

Kichernd ließ ich das zu und genoss das Gefühl. Als wäre ich ein verliebter Teenager, er meine erste Liebe.

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Wenn ihr das liest, schreib ich Englisch LK :D

𝗜'𝗺 (𝗶𝗻 𝗹𝗼𝘃𝗲 𝘄𝗶𝘁𝗵) 𝘁𝗵𝗲 𝗯𝗮𝗱 𝗴𝘂𝘆 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt