Eins

1.2K 172 78
                                    

Ich hielt den maskierten Mann unter mir, fest im Griff. "Es ist vorbei, Agust."

Nur seine Augen, die Iris so dunkel, dass man die Pupille aus der Farbe heraus fast gar nicht unterscheiden kann, gaben mir Anzeichen davon, wie er sich fühlt. Der Rest war von der schwarzen Maske überdeckt. Was mir ein schlechtes Gefühl gab, war, dass er keinen Hauch von Angst oder Sorge in seinem Blick hatte. Stattdessen kam nur ein freches "Ach ja?", von ihm.

"Halte ihm im Gespräch, lenke ihn ab. Er darf uns nicht noch mal durch die Finger rutschen", wurde mir ins Ohr gesagt. "Wir müssen ihn dieses Mal bekommen."

"Ja", sagte ich mit sicherer Stimme als Antwort auf Agust und versuchte unauffällig an meine Tasche zu kommen. "Hast du im Geschichtsunterricht nicht gut aufgepasst? Oder in irgendeinem Film? Die Guten gewinnen."

"Du siehst dich als gut an?", fragte er.

Ich lachte einmal auf. "Sag nicht, du denkst, dass du dich als den guten der Situation ansiehst."

"Nein, aber die Ablenkung war gut, nicht?"

Sofort waren alle meine Alarmanlagen angeschaltet. "Ablenk-" Weiter kam ich nicht, da er sich unter mir so bewegt hatte, dass er im nächsten Moment sein Knie mit aller Kraft zwischen meine Beine stieß. Ich gab einen schmerzerfüllten Ton von mir. Das reichte für ihn, mich unter ihn zu drehen.

"Also, Park Jimin", sagte er und hielt mich schmerzhaft fest. Das merkte ich mir, für das nächste Mal, wenn ich ihn halte. Dann werde ich kein Mitgefühl zeigen... nur ein wenig. Wenn ich wirklich meine volle Kraft anwenden würde, wären seine Knochen schnell mehr als nur gebrochen. "Wie hast du eben formuliert? Es ist vorbei." Er schloss seine Augen.

Oh nein.

"Es ist nicht vorbei", versuchte ich, ihn aus seiner Konzentration zu bringen. "Hey! Hör mir zu, wenn ich-" Dann wurde es schwarz, für etwa eine Sekunde. Als ich wieder etwas sah, waren das die Augen, die ich gelernt habe, zu verachten. Diese scheiß dunklen Augen. Ich sah dann aber nach rechts und links, um die Lage zu checken. Okay, es ist okay. Er hat uns in eine Gasse teleportiert. Es könnte schlimmer sein. Hoffentlich sind wir noch in Seoul, er könnte uns auch nach Berlin teleportiert haben. Der Flug zurück würde etwas dauern, was wirklich scheiße wäre.

Ich war zu abgelenkt mit der Umgebung und dem Fakt, dass ich gerade teleportiert wurde, dass ich nicht genug auf Agust achtete. Das war dumm. Sehr dumm sogar. Erst als er ein Messer in mich rammte, bemerkte ich überhaupt, dass er eine Waffe in der Hand hatte. Ich gab einen schmerzerfüllten Ton von mir, doch blieb dann still, hielt seinen Blick. Ich werde nicht nachgeben.

"Ich weiß, du könntest mich leicht umbringen", sagte er mit leiser Stimme. "Aber wie gut für mich, dass du einer von den Guten bist." Er wollte das Messer mehr in mich hereindrückten, doch ich hielt es selbst fest und hielt ihn so davon ab. "Hör mir zu, Junge", zischte er. "Das nächste Mal, wenn ich uns wohin teleportiere, wird es ein Vulkan sein, aus dem ich dann alleine zurückkomme. Verstanden?"

"Du kannst mich mal."

Er sah auf das Messer zwischen uns herunter. "Bist du wirklich in der Position, das zu sagen? Und denk nicht mal, daran, das Messer aus dir zu ziehen. Du würdest in wenigen Sekunden verbluten. Nun denn, ich habe unser Treffen-" Stimmen. Irgendwo in der Nähe liefen zwei Menschen. Eine Ablenkung, die mir helfen kann!

"Hi-", konnte ich rufen, da hielt er mir seine Hand auf meinen Mund. Die Stimmen wurden lauter. Sie werden an der Gasse vorbeigehen! Das bemerkte wohl auf Agust. Er drückte sich an mich, wohl bemerkt, neben dem Messer, und hielt meinen Mund weiterhin fest zu.

Zwei Leute gingen an der Gasse vorbei und sahen uns nicht. Wir, so dich an die Wand gerückt, verschwammen wohl durch die Dunkelheit mit ihr. Verdammt.

Er ließ nicht sofort von mir ab.

So bemerkte ich einige Dinge. Sein Herz, welches rasend gegen meinen Körper schlug, zum Beispiel. Oder seinen Geruch. Er roch speziell. Ein Parfum, welches ich noch nicht gerochen habe. Es ist nicht unangenehm, wirklich nicht. Es riecht gut. Er riecht gut.

Dann entfernte er sich von mir und meine Gedanken verschwanden von dem Parfum.

"Aufgeregt?", fragte ich provozierend. "Dein Herz schlägt wie ein Bienenstock."

Sein Blick war kalt. "Überrascht, dass ich ein einfacher Mensch bin? Ob du es glaubst oder nicht, ich bin kein Psychopath. Du nervst einfach so sehr, dass du mich wirklich aufregst."

"Wenn du nicht jede Woche irgendwelche Verbrechen- Agh!", schrie ich, als er das Messer tiefer in mich drückte.

"Du kannst dich aber wirklich auch auf nichts konzentrieren", bemerkte er amüsiert.

Ich sah ihn wütend an. Er hat recht. Meine Hände waren am Messer, ich hätte ihn wie davor daran hindern können, mich noch mehr zu verletzen. Aber meine Konzentration hat sich von dieser -ungelogen lebenswichtigen- Sache auf seinen Geruch und dann seine Worte gewandelt.

"Kann mir auch egal sein. Wie jedes Mal habe ich unser Treffen mehr als genossen. Du weißt ja, es gibt mir schon einen Kick, dich hier so leiden zu sehen. Wir sehen uns dann nächstes Mal", zwinkerte er. "Gute Nacht." Er ließ von mir ab, ging zwei Schritte nach hinten und war dann in der nächsten Sekunde verschwunden.

"Verdammt", kam es nur genervt und schmerzerfüllt von mir. Er ist schon wieder entkommen.

𝗜'𝗺 (𝗶𝗻 𝗹𝗼𝘃𝗲 𝘄𝗶𝘁𝗵) 𝘁𝗵𝗲 𝗯𝗮𝗱 𝗴𝘂𝘆 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt