Sechs

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Er gab mir noch mal einen schnellen Kuss. "Hast recht", murmelte er dann. Ohne viel weiter zu reden, gingen wir durch das Haus. Es dauerte wirklich etwas, doch irgendwann kamen wir vor einer Tür an. "Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt", sagte er plötzlich, was mich erschrak. Er legte seine linke Hand an die Klinke. "Deshalb wird sich das unreif anhören, aber ich muss es sagen. Eigentlich kommt nie jemand in mein Zimmer. Der Drang, es sauber zu halten kommt manchmal, aber in der Regel selten. Also, es liegen vielleicht Sachen auf dem Boden."

"Alles klar", sagte ich. "Ich bezweifle aber, dass dies das ist, worauf meine Konzentration liegen wird."

"Wo du recht hast, hast du recht." Die Hand nicht an der Tür legte er mir an mein Arsch. "Meine ganze Aufmerksamkeit wird bei dir sein", flüsterte er verführerisch. Dann öffnete er die Tür und trat mit mir herein.

Es fiel auf. Wie denn auch nicht? Es war extrem. Das Chaos. Die Bücher, Papiere, Kleider, der Müll, alles überall.
Er ließ sich davon nicht beirren, sondern nahm mich mit zu seinem Bett. Das einzige, was ordentlich aussah. So ordentlich, dass die Bettwäsche frisch zu sein schien. Aber ich erkannte eine minimale Bildung von Staub auf der Decke. Er bemerkte, dass ich das Bett anstarrte, anstatt auf es zu steigen. "Was ist?"

"Es sieht frisch aus, aber da ist Staub", schilderte ich meine Bemerkung.

"Gute Augen." Er setzte sich auf das Bett. "Ich benutze es so gut wie nicht. Das ist noch so, wie es die Putzkraft hinterlassen hat, nachdem es neu bezogen wurde. Auch eins der seltenen Male, dass jemand hier hereinkommt. Aber ich hasse es, Bettwäsche zu beziehen, deswegen..."

Er lenkte vom Punkt ab. "Warum benutz du dein Bett nicht?", halte ich nach.

"Wer kann schon richtig schlafen?" Er nahm meine Hände und verband unsere Finger miteinander.

"Ich tatsächlich. Wie schläfst du?"

"Im Tag verteilt, überall, wo es mir gerade passt."

"Nur im Bett nicht."

"Es ist so... ideal", murmelte er. "Im Falle von meinen Bettpartnern mag ich das, aber nicht beim Bett. Das macht es zu... Ich weiß nicht, langweilig? Außerdem reden wir zu viel über Schlafen." Er zog mich neben ihn aufs Bett und stand dann selber auf, kniete sich dann hin. Erst war ich verwundert, doch dann band er meine Schuhe auf, zog sie aus, dann seine eigenen. "Leg dich hin", verlangte er dann. Zögernd tat ich das, während ich zusah, wie er sein Jackett öffnete, hinter sich schmiss und dann zu mir, über mich kam.

Er küsste mich, ich erwiderte. Er legte seine Hände an mich, ich ließ es zu, genießend.

"Tut es weh?", fragte er irgendwann und strich mir mit seinen Fingern sanft über meine frische Narbe am Bauch.

"Ein wenig."

"Tut mir leid."

Ich schluckte hart. "Warum sollte es dir leidtun? Du hast es mir nicht angetan."

"Was denkst du, will Agust von dir?"

Im Moment? Sex, angeblich.

"Ich bin mir nicht sicher."

Er legte seinen Kopf an meinen Hals, fing an zu saugen und lecken. Ich legte meine Hand in seine Haare und drückte ihn leicht fester an meinen Hals. Meine Beine öffnete ich etwas mehr, was Yoongi mitbekam. Sein eines Bein war dort. Er brachte es höher. Ich drückte mich leicht gegen es, verlangte nach mehr.

"Das hier ist jetzt eine Mission. Versuch, dass du immer Kontakt haben kannst, okay? Geh mit ihm und versuche Beweise zu finden. Mach nichts Unüberlegtes, verstanden?"

Innerer Jin, ich weiß das doch. Aber wann hast du dich das letzte Mal so gut gefühlt? So kurz vor der großen Befriedigung? Er achtet wohl noch aufs Vorspiel, nicht so wie der Letzte, der Vortrottel, von dem ich mir etwas erhofft hatte.

...ah scheiße, der innere Jin hat recht. Ich bin ja voll neben der Kappe.

"Yoongi", sagte ich leise. Er kam von meinem Hals und legte seine Stirn an meine, atmete tief durch. "Hm?" "Ich... ich glaube, ich sollte davor auf Toilette."

Er blieb noch einige Sekunden, dann rollte er sich zur Seite und zeigte auf eine Tür, hier in seinem Zimmer. "Da ist mein Bad." Dann setzte er sich auf. "Und ich gehe in ein anderes." Er stand auf, ich tat es ihm gleich. Während ich in sein privates Bad ging, verließ er sein Zimmer. Tatsächlich pinkelte ich schnell, wusch mir dann meine Hände, wie man es immer tun sollte, und war dann wieder in seinem Zimmer. Überfordert sah ich durch das Durcheinander, doch fing dann einfach irgendwo an, nach irgendetwas Brauchbarem zu suchen.

Auf seinem voll gestelltem Schreibtisch fand ich nichts. Grob durch das Chaos am Boden zu schauen, ergab auch nicht viel. Dann fiel mir ein Regal auf. Besser gesagt vier Bücher, die im Vergleich, zu den neben ihnen nicht verstaubt aussahen. Schnell ging ich zu ihnen und wollte eines der vier herausnehmen, da bewegten sich alle. Mit Freude bemerkte ich, dass die vier Bücher wohl zusammengeklebt oder sonst wie verbunden waren. Als ich sie vorsichtig drehte, so dass sie auf ihren Buchrücken standen, ergab sich mir ein tolles Bild.

Die Bücher waren keine Bücher, sondern ein Versteck. Ich konnte die Seite an "Blättern" öffnen, sie war nur aus eine dünne Platte Metall. Was sich in dieser gut getarnten Dose, wie ich sie mal nenne, befand, ließ meinen Mund trocken werden. Bis nach oben voll mit Schmuck.

Letzte Woche hat er einen Schmuckladen überfallen.

Yoongi ist reich, er könnte diesen Schmuck besitzen, der Schmuck könnte von ihm sein... aber dann wäre dieses kleine Versteck nicht bis oben hin unordentlich gefüllt. Wären es seine Sachen, würde er sie wahrscheinlich gut, mindestens besser, behandeln... und mir kam es vor, als erkannte ich manche der Sachen. Von Fotos, was aus dem Laden vermisst wurde.

Ich nahm mein Handy und machte Fotos.

Dann gab es Geräusche. Schnell sah ich panisch zur Tür. Noch war keiner da. Ich schloss das Versteck, stellte die Bücher wieder hin und ging so gemütlich und unauffällig wie möglich zum Bett, wo ich mich setzte und Atemübungen erledigte, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Beruhig dich, Jimin. Es ist nur der Mann, der dich letzte Woche mit einem Messer aufgeschlitzt hat, der jetzt mit dir schlafen will. Gott, er macht das wahrscheinlich, weil es ihn geil macht, einen ahnungslosen Helden bei sich haben zu können!
Nun gut, das Spiel kann ich auch spielen! Dann macht es mich an jetzt auch an, dass er so ahnungslos ist! Nicht mit mir, Mister Min, nein, nein.

Die Tür ging auf, er kam rein. Die ersten zwei Knöpfe seines Hemdes waren geöffnet. Als er bei mir war, lächelte er so nett, es stach mir kurz im Herzen. "Bereit?"

𝗜'𝗺 (𝗶𝗻 𝗹𝗼𝘃𝗲 𝘄𝗶𝘁𝗵) 𝘁𝗵𝗲 𝗯𝗮𝗱 𝗴𝘂𝘆 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt