Zwei

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"Du bist eine Person des öffentlichen Lebens. Du bist der Held, der in den letzten zwölf Monaten die meisten Erfolge hatte. Und viel Geld, welches du und unsere Stiftung bekommst, ist von der Min Familie", erklärte Taehyung, mein Manager, mir.

"Ich weiß ja nicht, was Jimin hat", sagte Seokjin. "Ich liebe solche Partys."

"Du bist ja auch schon fast ein Rentner", grinste ich. Tatsächlich stelle ich mir das wirklich auch wie so eine Rentner-Feier vor. Alle stehen herum, haben immer ein Glas in der Hand und halten oberflächliche Gespräche. Darauf habe ich wirklich nicht viel Lust.

"Ich bin nur fünf Jahre älter als du, du zwanzigjähriger Knirps!", schimpfte er und schlug mich.

"Schaut, wir sind schon da", lenkte Taehyung das Thema um. "Jin, pass auf, dass Jimin sich benimmt, okay?"

"Was?", fragte ich. "Du kommst nicht mit?"

Taehyung schüttelte seinen Kopf. "Ihr Helden seid eingeladen, nicht ich. Aber wenn etwas ist, egal was, ruft mich an, okay?"

"Ja, ja", sagte Seokjin und verließ das Auto, welches von einem Angestellten geöffnet wurde. Mit einem Seufzen stand ich auch aus meiner geöffneten Tür auf. Aber bevor sie geschlossen wurde, kam Taehyung noch mal zu Wort. "Jimin." Ich sah mit fragendem Blick zu ihm. "Pass auf dich auf, okay? Kein Unsinn, hab Spaß und vergiss nicht, zu lächeln." Ich zwang meine Mundwinkel nach oben. "Perfekt. Bleib bei Jin, ja?"

"Ja, Mama." Ich ging mit gemischten Gefühlen schnell zu Seokjin, der schon weiter vorne war. Viele Gäste schienen gerade anzukommen. "Jin, warte", beschwerte ich mich und ging dann neben ihm. "Wir sollen zusammen bleiben hat Taehyung gesagt."

"Ich werde nicht dein Babysitter sein", sagte er.

"Musst du auch nicht. Aber... du kannst mir doch Tipps geben. Ich war noch nie auf so einer Party für reiche und bekannte. Wer genau ist diese Min Familie eigentlich?" Wir gingen die Treppen zur großen Tür heraus. Roter Teppich unter unsern Füßen.

"Sie sind altes Geld und wohl eine, wenn nicht die reichste Familie Koreas. Heutzutage besitzen sie Hotels und sonstige Gebäude und Länder weltweit. Deswegen auch die riesige Villa, schön weg von der Stadt, aber noch so nah, dass man von dem Hügel aus runter auf die Leute schauen kann."

"Uh, hört sich nicht positiv an."

Er zuckte mit seinen Schultern. "Eigentlich sind sie ganz nett."

"Du hast sie schon kennengelernt?"

"Natürlich. Ich war schon auf drei Feiern von ihnen." Er sieht wirklich stolz darauf aus. Ich verkniff mir einen weiteren Rentner-Kommentar.

"Und? Wie sind sie so als Personen? Und wie viele gibt es?"

Wir gingen durch die große, offene Tür. Gemurmel lag sofort in der Luft. "Drei. Mutter, Vater und Kind. Sohn, um genau zu sein. Die Mutter ist Min Yerim. Sie war eine Gärtnerin, bis Min Insu sie geheiratet hat, jeder kennt die romantische Erzählung der beiden." Er seufzte erträumt. "Dann haben sie ein Kind bekommen, Min Yoongi."

"Und wie ist er?", fragte ich weiter, während Seokjin zwei Gläser von einem Angestellten nahm und mir eins reichte. "Ein Schnösel?"

"So wirklich weiß man nicht, wie er ist... oder überhaupt viel von ihm." Ich probierte von dem Getränk. Champagner. Eklig. "Er war bis jetzt nur bei einer Handvoll öffentlicher Events. Wird sich heute wahrscheinlich auch nicht blicken lassen." Seokjin trank sein Glas mit Freude.

"Okay und warum spenden sie so viel an Helden?"

"Liegt in der Familie. Die Min Familie spendet schon seit vier Generationen an Helden. Sie sagen, sie wollen, dass das Land sicher ist. Natürlich gehen manche so weit und sagen, dass sie sich so auch selbst schützen wollen."

"..hä?", fragte ich verdutzt und nahm Seokjin leeres Glas und tauschte es mit meinem aus. Er schien das nicht mal wirklich zu bemerken, so sehr war er auf das Antworten meiner Frage fokussiert.

"Wenn sie uns Geld geben, werden sie, so denken manche, mehr von uns beschützt. Immerhin sind sie eine reiche Familie, es gibt bestimmt viele, die ihnen nichts Gutes wollen. Und siehe da, es gibt bis auf eine Sache vor fünfzig Jahren keine dokumentierte Straftat gegen sie."

"Verstehe..."

"So, es war mir ja eine Freude, deine Kenntnisse zu erweitern, aber dazu sind wir ja nicht hier."

"Wozu sind wir eigentlich hier?"

"Gespräche zu führen. Andere Leute kennenzulernen. Jimin, lebe den Abend als einer der High Society." Oh Gott, darauf habe ich wirklich keine Lust. Ich bin "Held" geworden, damit ich Leuten helfen kann, nicht, damit ich mich mit Leuten, denen es mehr als gut geht, unterhalte. Wahrscheinlich könnte ich gerade jemanden helfen!

"Geh du ohne mich", winkte ich ab und sah dann zu, wie Seokjin sich unter die Masse begab. Vielleicht kann ich mich ja heimlich davon schleichen. Wer achtet schon darauf? Nur weil man eine Einladung bekommen hat, heißt das ja nicht, dass man auch kommen, beziehungsweise bleiben muss.

"Park Jimin?"

Ich drehte mich um und sah in ein strahlendes Gesicht. Eine Frau in meinem Alter. Vielleicht etwas jünger. "Ja?"

"Oh mein Gott, ich bin- Ich bin dein größter Fan!", quiekte sie und versuchte sich dann selbst zu beruhigen. "Tut mir leid, ich will nicht komisch rüberkommen oder so, aber- ich liebe dich einfach. Wie du vor drei Monaten die sechzig Leute aus dem brennenden Haus gerettet hast, war wirklich... heldenhaft."

Ich lächelte, ungezwungen. Solche Gespräche kann ich ruhig führen. "Es war das mindeste, was ich tun konnte."

Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein, es war toll. Mehr als toll. Ich verfolge jeden deiner Einsätze! Oh, scheiße! Wie geht es dir? Vor einer Woche wurdest du doch verletzt!"

Meine Hand ging automatisch zu der Stelle an meinem Bauch. "Wir haben jemanden mit heilenden Kräften unter uns, also ist das größte geheilt. Irgendwann wird da nur noch eine dünne Narbe sein." Hoffentlich.

"Zum Glück, wirklich. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Und ich finde wirklich, dieser Agust sollte sich endlich stellen oder damit aufhören, jede Woche gegen das Gesetz zu verstoßen", regte sie sich auf. "Was ist eigentlich sein Problem?"

Ich musste Lachen, was mir etwas im Bauch wehtat, aber die Situation fand ich einfach zu toll. Jemand, der meine Worte spricht! "Wenn man das wüsste. Es scheint mir, als ob er einfach Aufmerksamkeit will."

Sie schmollte. "Das ist kein Grund dafür, dir so wehzutun... wie ist er denn eigentlich? Du hast doch schon paar mal mit ihm gesprochen. Man weiß gar nichts über ihn!"

"Er ist..."

"Guten Abend", wurde mein Gedankengang unterbrochen. "Darf ich mich dazugesellen?", fragte der Mann, ebenfalls in meinem Alter. Ich lächelte ihn ebenfalls an. Noch ein guter Gesprächspartner? Gerne doch. Die Feier ist doch besser, als ich erwartet habe.

𝗜'𝗺 (𝗶𝗻 𝗹𝗼𝘃𝗲 𝘄𝗶𝘁𝗵) 𝘁𝗵𝗲 𝗯𝗮𝗱 𝗴𝘂𝘆 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt