Jason und ich hatten die letzte Nacht in einem Hostel übernachtet, damit wir auch mal duschen konnten.
Außerdem hatten wir unsere Klamotten wieder mal in einem ominösen Waschsalon gewaschen, während der Wartezeit, unser Lieblingsspiel gespielt:
Menschen möglichst dumm angucken und wer zuerst erwischt wurde, hatte verloren.
Gerade als ich eine ältere Dame ganz besonders behindert anstarrte, brach Jason in schallendes Gelächter aus.
Die Dame ging weg, ich guckte ihn verstört an.
"Junge Jason, was geht mit dir?!", rief ich, verschluckte mich dabei fast.
"Hahahaha! Ich hab's überwunden!", krähte er.
"Was?"
"Na Cass!"
Stimmt ja. Jason und Cass waren nicht länger Jason und Cass.Es machte ping, wie die letzten elf Wochen auch.
Wir kramten die Wäsche aus dem Trockner, Jason war besser drauf denn je. Columbus, Kentucky, offenbarte uns eine graue Seite des Lebens; veregnet und schwer der Himmel über uns.
"Eure Wiedervereinigung steht unter keinem guten Stern.", prophezeite Jason.
"Ach, laber keinen Scheiß.", erwiderte ich barsch.
Wieder krähte Jason vor Lachen.Wieder in unserem Hostel, zog ich nach dem Duschen, meine frisch gewaschene Unterwäsche an Lieblingshemd an, eine zerissene Jeans und meine Lieblingsschuhe; die schwarzen Sneakers.
"Andy wird sich freuen, dich zu sehen, Schöne, so wie du aussiehst.", lächelte Jason, der seine Haare jetzt wirklich in Dreads verwandelt hat.
"Lüg nicht, J.", seufzte ich. Ich wusste, dass ich nicht schön war; mein Bauch war nicht flach, meine Größe war nicht "ausreichend" und Titten? Kannste knicken.
"Narren, Kinder und stoned beste Freunde lügen nicht.", sagte er, hob beschwörend die Hände.
Ich biss mir auf die Lippe.
Halt.
Jason war stoned?
"Dude, du bist nicht stoned. Ich war elf fucking Wochen bei dir. Wann willst du bitte gekifft haben?"
"Ha! Erwischt."Und schon saßen wir wieder im Bus, ich fuhr.
"Bist du sehr aufgeregt?", fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf, wenn Jason so redete, packte er hundertprozentig gleich seine Vlogging-Kamera aus.
"Hey Dudes", begrüßte Jason die unsichtbaren Leute, seine Zuschauer.
"Wir sind grade noch unterwegs Richtung Chi, yeah the windy City! Treffen dort ein paar Freunde und so."
Er gestikulierte herum, richtete das Objektiv auf mich.
Ich winkte kurz, konzentrierte mich wieder auf die Straße.
"Falls ihr mehr von meiner Freundin hier sehen wollt, dann checkt die Links in der Beschreibung! Over and out!"
Die Kamera wurde wieder versenkt.
Jason seufzte. "Ich fühl's nich..." "Ach J, dann mach doch erst weiter, wenn Andy da ist.", schlug ich aufmunternd vor.
"Ja, wahrscheinlich wird das das beste sein."
Er musterte mein Profil. "Day?"
"Hm?"
"Du bist aufgeregt wie selten."
"Pff! Also bitte!"
"Gib's doch zu."
"Aber ich bin's nicht."
"Light ich habe jetzt elf Wochen auf der selben alten Matratze geratzt wie du, habe aus der selben Tüte gegessen und aus der selben Flasche getrunken. Glaub mir, ich kenne dich."
"Na schön..."
"Also."
"Ja gut! Ja, ich bin aufgeregt! Zufrieden?"
"Jap. Hast du vor, ihn zu fragen?"
"W-was meinst du?"
"Na, fragst du ihn, ob er dich auch liebt?"
"Jason, so weit hab ich noch gar nicht gedacht...!"Wir schwiegen, während ich mich auf den Verkehr zu konzentrieren versuchte, aber auch meine Nervosität vertreiben wollte.
Nach sechs Stunden im stockenden Verkehr, knappen vierhundert Meilen und gut drei Dosen Energy Drink, kamen wir an, vor einem Club in Chicago.
Der Bus parkte außerhalb der Stadt, auf einem Campingplatz.
Jason drückte meine Hände, die schwitzig kalt waren.
Vor dem Club standen locker vierhundert Fans, alle wartend und in heller Extase.
Ich textete Andy, der uns anwies, zum Lieferanteneingang auf der anderen Seite des Gebäudes zu kommen.
Ein breitschultriger Mann öffnete uns, nachdem er Andy's Stimme aus meinem Veteranen Telefon gehört hatte.
Man schleuste uns durch, mit jedem Schritt nahm der Schlag mein Herz an Geschwindigkeit zu.Hinter der Bühne war viel los.
Ich konnte einen Mann in schwarzem Tshirt sehen, der sich als der Tourmanager herausstellte.
"Hey", sagte Jason beruhigend. "bleib ruhig, Light. Alles gut."
Ich lächelte ihn an, da rief auch schon jemand:
"Jason! Day!"Andy stürmte auf uns zu, nahm mich aber nicht in die Arme, was mich etwas enttäuschte.
"Wie schön, dass ihr da seid!", sagte er fröhlich. Die Extase einer Show stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Wir freuen uns, hier sein zu dürfen.", antwortete Jason grinsend.
"Andy, ich gehe mal Jinxx und Jake begrüßen."Und schon war er weg.
Verdammter Schweinehund.
Endlich schlangen sich zwei Arme, über und über mit Warpaint bedeckt, um mich. "Day...", flüsterte er. "Andy...", gab ich zurück.
Er ließ von mir ab, musterte mich mit schiefem Lächeln auf den schönen Lippen.
"Ich... ich muss dir was sagen...", brachte ich hervor, biss mir auf die Lippe.
"Was denn?", fragte er freundlich."Ich... ich liebe dich...", sagte ich kaum hörbar.
Andy's Augen weiteten sich, ein Starren trat mit Schweigen ein.
Es tat weh, dass er nichts erwiderte, nur da stand und mich anstarrte.
Sag etwas. Irgendwas.
Draußen, vor dem Vorhang, jubelten die Fans einer anderen Band zu, verlangten enthusiastisch nach Black Veil Brides.
Mir wurde kalt, als stünde mein Herz still und der Druck meines Blutes hätte versagt.
Andy sah mich an.
War das Bedauern in seinem Blick?Schon verschwand er, gefolgt von Jinxx, CC, Ash und Jake schlüpfte er durch den Vorhang; die Menge tobte.
Aber mich trafen all die Wellen der hellen Begeisterung nicht, sie brandeten lediglich an mir; wie ich stumm wie ein Fisch da hinter der Bühne stand.
Meine Nervosität war wie weggewischt, die Sehnsucht, die ich all die Tage lang auf Reise nach ihm verspürt hatte, wertlos.
Ich wusste nicht, was jetzt war.
Ich wusste nicht, was noch kommen würde.
Ich wollte es nicht wissen.Authors Note
Uaaap. Uaaap. Uaaaaaaap.~Carrie
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Creature of the Spotlight [BVB FF]
FanfictionMein Name ist Day Spinstone. Ich bin jetzt zweiundzwanzig, lebe bei meinen Großeltern in einem kleinen Kaff im Nirgendwo und das seit sieben Jahren. Das letzte, an das ich mich erinnere, bevor "die Sache" passiert ist, ist, dass ich mit einem Junge...