Jaa, die Gabe, immer und überall schlafen zu können, war mir gegeben. Und so flog die Stunde Fahrzeit bis Cincinnati nur so davon. In der Zwischenzeit hatten sich morgendliche Pendler auf dem Weg zur Arbeit in meinem Abteil eingefunden, störten mich aber nicht beim Schlafen. Sie redeten leise, hier wurde mal eine Zeitung umgeblättert, da mal ein Räuspern oder ein Niesen.
Erst als die Durchsage: "Cincinnati Hauptbahnhof" kam, öffnete ich verschlafen die Augen. Das war eines der Probleme, die die Gabe so mit sich brachte: Die ersten zehn Minuten nach dem Aufstehen, vorallem aus einem durchgehockten Sitz im Zug, waren die schlimmsten des Tages.
Ich war total neben der Spur, allerdings hatte ich auch nicht mehr das Gefühl einsam zu sein.Der Zug hielt an, der Schaffner entwertete mein Ticket und ich stieg gähnend auf den Bahnsteig. Eine Durchsage nach der anderen wurde durchgegeben, mein Weg führte mich zwischen den eilenden Menschen durch zum nächsten Starbucks.
Es hatte einen gewissen Stressfaktor, dass so viele Menschen schon so früh um einen herumwuselten wie die Ameisen.
Ich kaufte einen großen schwarzen Kaffee zum Mitnehmen und setzte mich in dem großen Bahnhofsgebäude auf eine Bank.
Es war jetzt kurz nach halb sechs und noch einen Tick zu früh, um bei Jason auf der Matte zu stehen.
Während ich an meinem Kaffee nippte und die Leute um mich herum musterte, überlegte ich, wen ich denn besuchen konnte oder wollte oder wer sich besser gesagt an mich erinnern würde. Unterm Strich waren das keine Hand voll.
Riva, Jason sowieso, Dan und Patty, meine Eltern und vielleicht auch Beck, eine alter Bekannter.Die Wahrscheinlichkeit, dass sich außer Jason und Riva noch jemand an mich erinnerte, war verschwindend gering. Und das wiederum nagte sehr an meinem Selbstvertrauen.
Ich guckte mich aufmerksam um, wanderte etwas herum, sah mir Fahrpläne an und beschäftigte mich so gut es ging. Doch die Zeit arbeitete gegen mich und wollte ums Verrecken nicht vergehen.
Plötzlich fragte ich mich, ob sich meine Geburtsstadt sehr verändert hatte; denn sieben Jahre sind eine verdammt lange Zeit.Ich wollte Jason nicht anhauen um ihm zu sagen, dass ich jetzt schon da war. Es wäre doch alles andere als awesome, um kurz nach sechs eine alte Freundin abzuholen und sich davor aus dem Bett zu quälen. Noch dazu hatte ich schon etwas Bammel, dass meine Großeltern die Polizei mit der Suche nach mir betrauen würden, zumal ich abgehauen war.
Aber auf der anderen Seite war ich zweiundzwanzig...
Gaaaaaaaaa... Zwiespalt!"Guten Morgen, Miss Spinstone.", sagte jemand hinter mir, den ich seit sieben langen Jahren nicht mehr live gesehen hatte: Mein bester Freak auf der Welt, Jason Steam.
Und damit hatten sich die größten Sorgen zu nichte gemacht.
"Ja wie....? Jason Steam...!", rief ich aus, dass uns einige Passanten schief anstarrten und rannte ihm in die Arme.
Der Geruch des dunkelgrünen Trenchcoats war noch derselbe wie damals. Ich konnte es gar nicht glauben, dass er wirklich da war. Besser gesagt, dass ich da war.
"Ey...jetzt weiß ich nicht was ich sagen soll...", sagte ich und musste schon lachen. "Ist das nicht immer so?", gab Jason grinsend zurück.
Meine Wenigkeit war keine Person des emotionalen Wiedersehens.
"Du hast dich gar nicht verändert seit letztem Mal.", grinste er. "Dude ich bin kein Teenie mehr, genauso wenig wie du." "Aye, aber... Du hast noch die gleiche Ausstrahlung wie früher..." "Aye? Mate..." "Jahahahaha! Alte Muster wie ich seh!"
Ich knuffte ihm den Arm, grinste ihn an. Die verrückt aufgestellten hellen Haare, die eine größere Masse hatten als sein Kopf, die treuen hellgrünen Augen und der weniger schlaksige Körperbau in dem grünen Trenchcoat: Absolut Jason."Komm mit, lass uns nach Hause gehen.", sagte Jason fröhlich. "Du weißt ja mit welchem Bus...?" "Klar. Linie 47c und dann umsteigen in Linie 26a....oder haben sich die Pläne geändert?" Jason machte ein erstauntes Gesicht. "Dein Gedächtnis ist gut wie eh und je. Aber ich wohne nicht mehr bei Mom und Dad, sondern außerhalb." Ich lächelte geschmeichelt und nickte.
Wir fuhren zu Jason's Wohnung, die im Inneren der Stadt lag, nicht wie sein Elternhaus. Dabei machten wie extra einen Umweg um zu unserem Stamm-Backshop zu gehen, wo wir einen Happen zu Essen besorgten.
Die Wohnung von Jason war schön, aber nicht besonders groß. "Zu zweit ist es genau richtig... Aber zu dritt wird es sicher gehen.", meinte er, als er die Wohnungstür aufschloss. Ich nickte. "Danke nochmal, dass ich hier pennen kann... Mate, du rettest meinen Arsch." "Ach, was tut man denn nicht für Freunde?"
Ich ging hinter Jason in die Wohnung, in die er hineinbrüllte: "Yo! Cass! Bin wieder da!" Wer war denn das bitte?
"Cass? Wo steckst du Honey?"
Er winkte mich hinter sich in ein Zimmer in dem eine große ausgeklappte Couch stand, die den ganzen Raum einnahm. Darauf räkelte sich eine junge Frau, die kaum älter sein konnte als ich mit weiblichen Kurven und zerzausten braunen Haaren.
"Was schreist du denn so Baby?", murmelte sie schlaftrunken. "Ich hab Day abgeholt, wollte, dass du sie anguckst.", gab Jason zurück relativ ungerührt. "Später.", sagte sie und schloss ihre blauen Augen wieder.Jason seufzte, schloss die Tür. "Das war Cass... Meine Freundin... Hör mal, sie ist manchmal etwas link... Lass dich nicht zu sehr von ihr foppen, ja?" Ich nickte langsam; diese Cass kam mir, soweit ich das beurteilen konnte, etwas daneben vor. Aber wer war das nicht, so kurz nach dem Aufstehen?
"Du kannst deinen Rucksack im Wohnzimmer hinlegen. Das Sofa gehört dir... Fühl dich wie daheim.", instruierte mich Jason.
"Ja OK..." "Komm dann in die Küche, du hast sicher Hunger."
Jason's Fürsorglichkeit war ja durchaus bewundernswert.Authors Note
MiniFF DOPPELUPDATE!
Huzzah ♥♥♥~Carrie
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Creature of the Spotlight [BVB FF]
FanficMein Name ist Day Spinstone. Ich bin jetzt zweiundzwanzig, lebe bei meinen Großeltern in einem kleinen Kaff im Nirgendwo und das seit sieben Jahren. Das letzte, an das ich mich erinnere, bevor "die Sache" passiert ist, ist, dass ich mit einem Junge...