Vier Tage

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Ich hatte konsequent wie ich war beschlossen, mir eine Auszeit von den ärgerlichen und teils sehr hasserfüllten Gedanken an Andy zu nehmen.
Die meiste Zeit waren Jason und ich auf Achse, da Cass studierte, war sie die meiste Zeit nicht da. Und Jason arbeitete nur abends an seinem YouTube Channel, von dessen Erlös er gut leben konnte. Wir besuchten alte Freunde, trafen auch neue Leute und lebten einfach in den Tag hinein.
Wir gingen entdecken wie Jason es nannte, besichtigten verlassene Gebäude und Häuser, die einfach stehen gelassen wurden.
"Du bist für heute meine Muse.", schmunzelte Jason als wir in einer gespenstischen alten Mall waren. "Ok, wieso nicht."
Jason machte Bilder von mir, was mir eigentlich unangenehm war, aber es hatte doch seinen Spaßfaktor.
"Was willst du mit denen?", wollte ich wissen. "Eine Überraschung.", antwortete er knapp, wechselte dann schnell das Thema.
Ich dachte mir nichts weiteres dabei und da Jason mit seinen dünnen Gliedmaßen kaum Kraft hatte, würde es ein Leichtes sein, ihn umzuhauen, sollte er sonst was mit den Bildern anstellen.
Diese Gedanken machten mir Angst.
So verstrichen die Tage; so ließ es sich durchaus leben.
Bis spät nachts aufbleiben, bis mittags schlafen und dann den Tag mit einem schönen Kaffee oder einem guten Wein beginnen.
Hier und da das eine oder andere gute Essen, da mal Abenteuer.
Die meiste Zeit hörten wir My Chemical Romance's Album Danger Days, unterhielten uns sehr kontrovers über diese Band und ihre Geschichte.
Vorallem Jason's verschiedene Sichtweisen faszinierten mich.
Er sah nicht alles in schwarz und weiß, nein Jason erkannte alle diese Spektralbereiche zwischendrin.

Am abend des vierten Tags saßen wir wieder in der Küche und redeten.
"Day ich sollte noch den letzten Vlog bearbeiten, das wird eine Weile dauern.", entschuldigte sich Jason und stand auf. "Oh... ach so..." Was sollte ich jetzt mit mir anfangen? Das Internet auf meinem Handy war lange gestorben und es sah aus als wäre das Gerät selbst zwei mal im Vietnamkrieg gewesen. Dieses Huawei war ein Kämpfer. Fast wie ein Nokia 3, sowohl eine Nahkampfwaffe als auch unzerstörbar.

"Du kannst meinen anderen Laptop nehmen, beschäftige dich einfach."
Ich lächelte ihn dankbar an, als er mir den verbeulten Rechner gab.
"Werde dich nicht stören.", sagte ich grinsend, verzog mich ins Gästezimmer.

Mich interessierte es schon etwas, was seit meinem Abgang hier so gegangen war.
Vorallem Andys Vergangenheit.
Du solltest gar nicht erst an ihn denken. Er ist ein Lauch. Und wenn er so weiter macht, dann ist er auch eine Steckzwiebel. Und zwar eine massive Steckzwiebel.
Und wenn du jetzt wieder an Andy denkst, deine idiotischen Gedanken auslebst, dann zieht dich das doch nur noch eher runter und du wirst nur unnötig sauer.

Leider waren meine Finger schneller im Tippen als mein Hirn im Überlegen.
Die Suchmaske bot mir schnell vielerlei Links auf Twitter, Instagram und Facebook, der Wikipediaeintrag war allerdings mein Ziel.
Während ich die Zeilen überflog, wurde mir immer klarer, dass Andy mit einer Kichstarter Karriere berühmt geworden war.
Genau ein Jahr später hatte seine Band, die zu unserer gemeinsamen Zeit noch in den Kinderschuhen steckte, mit dem Song Knives and Pens ihren Durchbruch.

Er macht also immernoch Musik. Aha.

Neugierig tippte ich Black Veil Brides in YouTube ein, hörte mir den ein oder anderen Song an und musste feststellen: Andy hatte viel Talent.
Heimlich lud ich ein paar Songs herunter, spielte sie auf mein Handy und freute mir einen Ast.
Wieder auf Wikipedia, wo es nun um sei umfangreiches leben ging, wurde mir das lesen zunehmend unangenehmer, da Andy direkt nach mir eine Nachfolgerin gefunden hatte: eine gewissen Scout Compton.
Eine wahre Schönheit; Schauspielerin und sehr sehr ansehnlich.
Es nagte an mir, wie schnell er mich ersetzt hatte.
Denk doch sowas nicht. Ihr wart nie zusammen gewesen. Dann solltest du sowas gar nicht erst in Erwägung ziehen!

Andy legte eine tolle Karriere bis jetzt hin, laut der offiziellen Kerrang! Seite würden Black Veil Brides noch dieses Jahr auf Welt-Tournee gehen.
Und zwar in weniger als drei Wochen.

Als Scout's Nachfolgerin stand ein paar Zeilen weiter eine gewisse Miss Juliet Simms aufgeführt, die noch schöner war als Scout selbst.
Andy war wirklich kein Kind von Traurigkeit.
Ich kam mir vor wie ein Stalker vor dem Laptop mit den vierzehn geöffneten Tabs, alle auf Andy Biersack oder Andy Sixx bezogen.
Bilder mit Aufschriften wie My Hero grew up zeigten mir die äußere Veränderung, die Andy durchgemacht hatte.
Vom leicht armseligen Teenie-Emo-Sänger mit ein paar ganz kleinen Tätowierungen zum waschechten Rockstar, der zugemalt war wie, ein Bahnhofsklo, wie es mein Großvater ausdrücken würde.

Eine gewisse Bewunderung kam in mir auf, dieser Typ war wirklich sehr talentiert.
Mann war mir das jetzt unangenehm, wie wir miteinander geredet hatten. Vorallem, dass ich ihn eine ziemliche Latte genannt hatte war mir aufs übelste peinlich.

Ich musste Andy dazu bekommen, mit mir zu reden und mir zu glauben. Außerdem brannte es mir auf der Zunge, all diese gemeinen Ausheißungen zurückzunehmen.
Und das musste innerhalb von weniger als drei Wochen von Statten gehen.
Yippi ya Yeah, motherfucker.

Authors Note
Mehe Werte Leser.
Ein neues Kapitel.
Apropos; Was ist los? Mir kommt es so vor, als hätte irgendwie keiner Lust mehr zu lesen?
Oder geht das bloß mir so?

Wenn das so weitergeht, stelle ich Bad Girl Big City auf On Hold und überlege mir was anderes, bis zum Herbst, wo die Leute irgendwie mehr Lust und Motivation haben.

Joa. Soviel dazu.
See ya
~Carrie

Creature of the Spotlight [BVB FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt