Ich war immer noch sauer auf Grampa.
Mittlerweile war die Zeit weit fortgeschritten, es war mitten in der Nacht. Aufgewühlt kroch ich aus dem Bett, hinüber zu meiner Kommode.
Alles klar. Ich werde ihnen beweisen, dass ich soweit bin.Ich stopfte Shirts und Jeans, Unterwäsche und Socken, Pullis und eine Fleecejacke in meinen Wanderrucksack. Hinterher noch die Zahnbürste und Waschzeug, ein Ersatzpaar Sneakers und zuletzt noch eine handvoll Haargummis und etwas Geld.
Wollte ich jetzt tatsächlich weg?
Nun, bis zum nächsten Ort, der mit dem Busnetz verbunden war, waren es knappe zwei Stunden zu Fuß; anderthalb mit dem Fahrrad.
Ich atmete sehr flach, als ich mich so lautlos wie möglich aus der Haustür drückte, da Jeremiah, der Hund meines Großvaters, sonst wahrscheinlich aufgewacht wäre.
Der Rest war kein Problem, ich schulterte den Rucksack wie nichts, das klapprige Fahrrad tat meinem Hintern keinen Gefallen.
Schon nach einer guten Meile war ich außer Atem.Google Maps sagte, dass ich noch etwa elf Meilen zurückzulegen hatte, bevor ich in Drumhill ankäme und von dort aus den Zug nach Cincinnati nehmen könnte.
Ich wusste, dass mein Kindheitsfreund Jason dort lebte und er mir sicher Unterschlupf gewähren würde.
Mann war ich aufgeregt! So frei hatte ich mich seit den letzten sieben Jahren nicht mehr gefühlt.Die Nacht war kühl, hatte aber keinen Frost. Es war nicht so, wie in den Filmen, wo die Nächte so wunderbar lau waren. Ehrlich gesagt war es einfach scheiße kalt.
Ich fror, der Fahrtwind tat da nichts dagegen.
Marilyn Manson sei dank kam ich zeitig in Drumhill an, der erste Zug würde in einer halben Stunde kommen.Drumhill Station um vier Uhr morgens war schon gespenstisch leer und irgendwie beunruhigend.
Ich kuschelte mich in die Jacke, zapfte mir für ein paar cent einen Kaffee aus einem Automaten, ließ mich dann auf einer Bank neben meinem Rucksack nieder und wärmte mich so gut wie es ging.Ich tippte auf einem der wenigen Güter herum, die meine Großeltern mir gewährten: Meinem verschrammten Huawei.
Der WLAN-Hotspot in der Station wurde von mir schamlos ausgenutzt, um eine Nachricht an Jason zu schreiben.
Er meinte, ich könne jederzeit zu ihm kommen und er freue sich sehr auf mich. Ich lächelte still in mich hinein, fröstelte und wärmte meine Hände an dem Plastikbecher.Maaaaaann ich war so verdammt aufgeregt! Vielleicht konnte ich auch meine Eltern wieder besuchen...? Die würden Augen machen, wenn ich vor ihrem Haus stünde.
Und meine alten Freunde? Die würden bestimmt nicht mehr an mich denken, nach Der Sache.
Ich verdrängte die wenigen Gedanken an diese spezielle Angelegenheit, eher die Erinnerungen an die nachfolgenden Ereignisse:
Meine Mutter hatte nach der Sache allen Kontakt zu meinen Freunden und Freundinnen abgebrochen, mir jeden Umgang mit diesen Menschen verboten und mich ins Exil geschickt. Für mich damals eine absolute Untragbarkeit, mit grade mal 15.
Ich selber konnte mich an kaum mehr etwas erinnern; eher unzusammenhängende Fetzen von Erinnerungen waren immer wieder Flashbackartig vor meinen Augen aufgeblitzt.
Hey, hör auf daran zu denken! Überleg dir lieber, wie du Granny und Grampa ablenkst und sie dich nicht mehr zurückholen können!
Ich schüttelte verärgert den Kopf, sah meine eigene Reflektion in den Scheiben von Drumhill Station.
Meine Gesichtszüge fahl und grau, Augenringe und meine Haare eine einzige Katastrophe. Aber da hier niemand war, auf dessen Meinung ich einen Deut gab, war mir das ziemlich Banane.
Draußen dämmerte der frühe Morgen, die Uhr sprach jetzt zehn vor halb fünf.
Es wurde Zeit, den ersten Pendlerzug zu nehmen um nach Cincinnati zu gelangen. Den Rucksack aufgerafft, den Kaffee geext, verließ ich den Warteraum und stellte mich nach draußen.
Maaaaaaann ist das kaaaaalt! Meine Hände waren richtig rot, es war Zeit, dass es endlich wärmer wurde!
Der einfahrende Zug kam mir einem Affenzahn in die Station, ließ mich durch den Fahrtwind sehr frieren.
Ich betrat ihn, hatte mein zuvor erworbenes Ticket in der Hosentasche meiner blue Jeans und suchte mir einen Platz. Klar waren Zugfahrten nicht grade billig, aber der schnellste Weg, nach Cincinnati.Auch die zweite Klasse im Zug, grade so gespenstisch leer wie Drumhill Station, ließ mich meine Einsamkeit und Isolation spüren. Außer ein paar hartgesottenen Freaks wie Jason oder Riva, hatte ich jeglichen Kontakt zu Gleichaltrigen verloren.
Granny und Grampa wollten nicht, dass mich irgendwelche Bekannten oder Freunde besuchten. Obwohl ich doch erwachsen war!
Mir fiel wieder mal auf, dass ich wirklich einsam war. Würde mir dieser zwischenmenschliche Kontakt überhaupt noch Gelingen?
Ich seufzte, kauerte mich in den Sitz, sah der Landschaft beim Vorbeifliegen zu.
Wenigstens war es hier im Zug angenehm warm und die knappe Stunde würde ich ja auch gut überstehen.
Ich versuchte einzuschlafen, knackte dann auch schneller als gedacht weg.Authors Note
Creature of the spotlight ist eine MiniFF, sprich, sie wird bloß ein Nebenprojekt sein, neben eben Bad Girl Big City und diversen anderen MiniFFs, mit diversen Bands.Bitte kommentiert, wenn ihr ein neues Kapi wollt, oder ihr kein Bock mehr habt, damit wäre mir sehr geholfen und behalte einen Überblick, was ihr feiert, und was nicht ;)
Cool
~Carrie
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Creature of the Spotlight [BVB FF]
FanfictionMein Name ist Day Spinstone. Ich bin jetzt zweiundzwanzig, lebe bei meinen Großeltern in einem kleinen Kaff im Nirgendwo und das seit sieben Jahren. Das letzte, an das ich mich erinnere, bevor "die Sache" passiert ist, ist, dass ich mit einem Junge...