Kapitel 14

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NORAH

„Jamie, lass gut sein jetzt. Ja, er vögelt genauso gut wie er aussieht, und jetzt ist doch gut.", sage ich gernervt.

Natürlich musste ich meiner besten Freundin von den Ereignissen des Teambuilding-Wochenendes erzählen. Aber dass sie daraus so ein großes Ding macht, hätte ich nicht gedacht.
„Und was ist das jetzt mit euch?", fragt sie mich.
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er hat mir keinen Antrag gemacht."
„Norah, ernsthaft jetzt."
„Ich denke es war ein einmaliges Ding. Ein Fehler. Das hätte wirklich nicht passieren dürfen. Er arbeitet schließlich für meinen Vater.", erkläre ich.
„Wie jetzt? Nori, du musst nun nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Klar, dein Vater ist sein Chef, aber das kann dir ja egal sein.", meint sie.
Ich schüttle den Kopf. „Es war ein einfacher One-Night-Stand, nicht mehr und nicht weniger. Wir passen nicht zusammen."
„Meine Güte, niemand sagt, dass du ihn gleich heiraten musst.", wirft meine beste Freundin ein.
„Das werde ich auch nicht tun. Könnten wir jetzt eventuell das Thema wechseln? Es ist nicht so als hätte ich bin dem weltberühmtesten Schauspieler geschlafen, dann würde ich dich nämlich verstehen."

„Du bist eine Langweilerin.", murrt Jamie und ich verabschiede mich mit einem Luftkuss von ihr, um meine Eltern zu besuchen.
Ich stehe vor der Haustür meiner Eltern, mein Handy anfängt zu klingeln. Auf dem Display meines Handys steht der Name meines großen Bruders, Matteo. Er ist der drittälteste von uns sechs Kindern.
„Teo, ist alles gut?", frage ich, als ich abnehme.
„Hey Nori, ich bräuchte mal ganz schnell deine Hilfe. Ich habe hier etwas an meinem Bein und ich weiß nicht, ob ich lieber ins Krankenhaus fahren sollte. Kannst du dir das vielleicht anschauen?", fragt er unsicher.

Bei jedem anderen hätte ich gesagt, er soll zum Arzt gehen und das abklären lassen. Aber Matteo hat panische Angst vor Ärzten und Krankenhäusern. Deswegen bin ich bei ihm anders. „Klar. Ich bin in zwanzig Minuten da.", sage ich und lege auf.

Das war's dann wohl mit dem Besuch bei meinen Eltern.

Ich steige in mein Auto und fahre los.
Eventuell fahre ich etwas schneller, als erlaubt ist. Denn wenn mein Bruder irgendwas an seinem Bein hat, was da ganz und garnicht hingehört, sollte ich mich beeilen.

Wie es das Glück aber so will, sehe ich hinter mir einen Streifenwagen, der die Leuchtschrift „bitte anhalten" anzeigt.

Scheiße. Auch das noch.

Genervt bremse ich ab und fahre an den Straßenrand. Ich krame bereits meinen Führerschein und die Fahrzeugpapiere aus meinem Auto heraus, als es am Fenster klopft. Ich fahre das Fenster herunter und schaue Diego fucking Díaz ins Gesicht.

Er versucht sich ein Grinsen zu verkneifen, als er mich erkennt. Dann verschränkt er die Arme vor der Brust. „Norah. Das zu schnell fahren gehört zu deiner Lebenseinstellung, was?"
Ich halte ihm meinen Führerschein und die Papiere hin. „Habs gerade eilig. Passiert nicht wieder, versprochen."
„Das hast du das letzte Mal auch gesagt, erinnerst du dich?", fragt er amüsiert.
„Ich erinnere mich nur daran, wie du mich angegafft hast und dann über mich hergezogen bist, weil mein Vater dein Chef ist.", funkle ich ihn an.

„Trotzdem bist du zwanzig Km/h zu schnell gefahren. Bei deiner rasanten Fahrweise wundert es mich, dass dein Auto so heil aussieht.", meint er, gibt mir die Papiere zurück und lehnt sich mit der Hand an dem Dach meines Autos an. Somit kann ich einen schönen Blick auf seinen Bizeps werfen.

„Okay, Mister bad Cop, kann ich jetzt weiterfahren?", frage ich genervt. Er schüttelt den Kopf. Und ich verfluche ihn dafür, dass er so gut aussieht.
„Ich glaube wenn du weiterhin so fährst, wird es nicht lange dauern und du wirst deinen Führerschein abgeben müssen. Und ich glaube auch, dass das schlecht für deinen Job wäre.", meint er.
„Ach was. Das weiß ich selber.", fahre ich ihn an.

Er zieht eine seiner dunklen Augenbrauen hoch. „Gut. Dann weißt du bestimmt auch, dass dich in den nächsten Tagen eine Rechnung erwarten wird."
„Kannst du das nicht einfach kurz vergessen?", frage ich hoffnungsvoll.
„Wieso sollte ich? Weil wir Sex hatten?", fragt er.

„Unter anderem. Für irgendwas muss das doch gut gewesen sein, oder nicht?"
„Ich weiß ganz genau, dass dir das gut gefallen hat. Ich habe es in deinen Augen gesehen, als du meinen Schwanz in deinem Mund hattest. Also laber keine scheiße.", feuert er zurück.
„Wenn du gerade keine Uniform anhättest, würde ich dir jetzt für diesen Spruch so gerne eine reinhauen, du Arschloch."

„Da bin ich jetzt aber froh.", sagt er ironisch und bringt mich damit in Nullkommanichts auf die Palme.
„Kann ich jetzt endlich weiterfahren? Ich weiß nicht, ob mein Bruder gerade kurz vor dem Sterben ist oder ob er nur einen Kratzer hat. Also ich habe es wirklich eilig.", sage ich, diesmal mit Nachdruck.

„Okay, dann fahr. Aber fahr langsamer, sonst muss ich dir bald wirklich deinen Führerschein abnehmen.", meint er und stößt sich ab, um zum Polizeiwagen zurückzukehren. Ich fahre so schnell ich kann weiter. Natürlich langsamer, aber trotzdem schneller als erlaubt. Aber ich kann wirklich nicht einschätzen, was mein Bruder hat. Es ist schon ein paar Mal vorgekommen, dass er wirklich dringend ins Krankenhaus musste. Es ist aber auch schon oft passiert, dass er nur einen kleinen Kratzer hatte.

Ich parke vor dem Haus, in dem er mit seiner Frau Cecilia und seinen zwei Kindern wohnt. Ich klingle und meine Nichte Martha macht mir auf. „Hallo Norah.", begrüßt sie mich und umarmt mich. Die kleine ist jetzt ziemlich genau fünf Jahre alt. „Wo ist denn dein Papa?", frage ich sie und trete ein.
„Er liegt mit Miro im Wohnzimmer. Papa hat Aua.", meint sie und läuft vor.
Miro ist mein Neffe, also ihr älterer Bruder.

Ich sehe meinen großen Bruder im Wohnzimmer liegen. Und als ich sein Bein sehe, schüttle ich den Kopf. „Teo, was hast du gemacht?", frage ich erschrocken.
„Hab mir das bei der Arbeit letztens geklemmt. Aber das war nichts wildes.", meint er.
„Du musst sofort ins Krankenhaus. Es kann passieren, dass es abstirbt. Wo ist Cece?", frage ich.
„Sie ist im Moment auf Geschäftsreise."

Ich atme einmal tief durch.

„Okay, ich fahre dich jetzt ins Krankenhaus. Dann bringe ich Martha und Miro zu Mama und Papa, okay? Dann komme ich wieder zu dir."

Er nickt. „Danke, Nori."

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