Kapitel 18

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NORAH

Ich laufe Diego hinterher wie ein Welpe. Ich schaue mich überall um, während er einfach mit großen Schritten in die Halle geht. Ich schaue kurz auf seinen Hintern.
Diego trägt heute eine weite, schwarze Hose und ein weißes, enges T-Shirt und sieht damit unmenschlich gut aus, da seine gebräunte Haut so sehr gut zur Geltung kommt. Und seine Muskeln. Er bleibt stehen. Ich laufe gegen ihn.
„Konzentriere dich, Norah.", zischt er und hält mein Handgelenk fest.
„Sorry.", murmle ich, „Aber dein Hintern sah so gut aus."
Er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und schüttelt belustigt den Kopf.

„Was wollt ihr hier?", ertönt eine Männerstimme. Wir drehen uns zu besagter Stimme herum.
Diego stellt sich schützend vor mich. Sein breiter Rücken bedeckt mich komplett.
Er scheint Diego wiederzuerkennen, denn seine Augen weiten sich.
„Du bist ein Cop.", stellt er fest.
„Gut erkannt, Sherlock.", meint Diego.
„Ich habe nichts gemacht."
„Wenn ich nichts mache, dann flüchte ich auch immer. Ist klar.", meint er amüsiert.
„Zieh es nicht ins lächerliche.", flüstere ich.
„Also, Jason, gibt mir die Ringe.", meint Diego.
Er schaut Diego schockiert an. Dann macht er einen Schritt zurück.

Ich ziehe schnell die Waffe aus Diego's Hosentasche und richte sie auf ihn. „Tun Sie genau was wir sagen!"
Diego dreht sich zu mir und reißt mir die Waffe aus den Händen. Dann schaut er mich fassungslos an.
„Was denn? Ich wollte nur, dass es schneller geht.", sage ich und zucke mit den Schultern.
Er schüttelt den Kopf.
„Niemand muss erfahren, dass du es warst. Ich bin nicht im Dienst.", sagt Diego ruhig, als er sich Jason zuwendet.
„Du lügst.", meint Jason nervös.
„Nein. Wenn du mir jetzt deine gestohlenen Sachen gibst, dann werde ich das alles vergessen."

Das kann er doch nicht machen?!

„Und sie?", fragt er und deutet auf mich.
Diego schaut mich an. „Ich werde dafür sorgen, dass sie es vergisst. Aber dafür musst du mir jetzt sofort die Ringe geben."
Er nickt langsam. „Okay. Komm her.", meint Jason. Diego setzt sich in Bewegung. Ich bleibe ein Stück hinter ihm. Dann bleibe ich stehen.
Dann geht alles ganz schnell. Jason tritt Diego heftig in die Eier und will dann weglaufen. Diego krümmt sich vor Schmerzen und schlittert mir die Waffe zu und keucht ein „auf die Beine".
Ich hebe sie so schnell ich kann auf und überlege nicht lange. Ich drücke ab. Verfehle ihn aber. Das jagt ihm jedoch einen so großen Schrecken ein, dass er kurz stehen bleibt. In der Zeit sprintet Diego zu ihm und stürzt ihn zu Boden. In der Sekunde öffnet sich die Tür und zwei Polizisten kommen hineingestürmt.

„Ist alles okay?", fragt Diego mich besorgt, nachdem er Jason an die beiden Polizisten abgegeben hat.
„Ja, mir geht's gut.", sage ich leise und schaue zu, wie Jason abgeführt wird. „Was hast du dir dabei gedacht?", frage ich und schaue Diego an. Er zuckt mit den Schultern. „Was hätte ich machen sollen?"
„Warten, bis du das nicht alleine machen musst.", sage ich.
„Ich war ja nicht alleine."
„Du bist so dumm."
„Kann schon sein.", meint er lächelnd.
„Wie geht es dir denn? Sah schon übel aus.", frage ich ihn.
„Geht. Meine Eier tun weh. Aber dein Tritt damals war krasser.", meint er und fängt dann an zu grinsen. „Aber du kannst es dir ja mal ansehen, wenn du willst."

Ich verdrehe die Augen. „Du bist ein Idiot."
Er lacht.
Dann gehen wir zurück zu meinem Auto. „Ich fahre.", meint Diego plötzlich.
„Ähm, nein? Das ist mein Auto.", sage ich.
„Ich will nicht, dass du jetzt fährst. Du musst völlig unter Adrenalin sein."
„Mir geht es gut, Diego.", sage ich erneut. Er greift nach meiner Hand. „Du zitterst. Ich fahre."
Seine warme Hand beruhigt mich sofort. Aber ich zittere wirklich.
Dann nimmt er meinen Schlüssel und schließt das Auto auf.
Ich gebe nach und setze mich auf den Beifahrersitz.
Diego steigt auf den Fahrersitz und fährt ihn zurück.
„Du kannst dich sonst auch in den Kofferraum setzen.", kommentiere ich ihn. Sein Sitz ist ganz hinten. Genau wie der Beifahrersitz, auf dem er vorhin saß.
„Es kann nicht jeder so kurze Beine haben wie du, cariño.", meint er.

„Macht es dir gar nichts aus, auf Menschen zu schießen?", frage ich irgendwann.
Er schaut zu mir. Dann legt er seine große, warme Hand auf meinen Oberschenkel und streicht mit seinem Daumen beruhigend darüber. Eigentlich hätte ich seine Hand weggeschlagen. Aber ich brauche die Nähe gerade. Und das scheint er zu wissen.
„Doch. Ich hasse es. Jedes Mal aufs Neue. Aber es ist mein Job. Und manchmal muss ich einfach akzeptieren, dass ich sterbe, wenn ich jetzt nicht schieße. Oder dass andere sterben, die absolut gar nichts für diese Situation können.", meint er.

„Ich bin so froh, dass ich ihn nicht getroffen habe.", sage ich leise.
„Das verstehe ich. Aber selbst wenn du ihn getroffen hättest, hättest du ihn nicht umgebracht."
„Trotzdem."
„Du hast das gut gemacht.", meint er und schaut mich an. Er meint es ernst.
„Danke.", sage ich und lege meine Hand auf seine.
Diego fährt zu Wache. Er hat gleich Dienst. Wir steigen gerade aus, als mein Vater aus der Wache gestürmt kommt.
„Díaz! Willst du mich eigentlich komplett verarschen?", sagt er wütend. Diego schaut mich kurz an. Dann räuspert er sich.
„Wieso?", fragt er.
„Ich habe dir schonmal gesagt, dass du dich verdammt nochmal von meiner Tochter fernhalten sollst. Damit war nicht gemeint, dass du sie mit in so eine Scheiße reinziehst!", schreit er.

„Dad.", sage ich ruhig.
„Sir, es war nur ein Zufall. Das war nicht meine Absicht.", meint Diego und ich frage mich, wie er so entspannt sein kann, wenn er gerade von seinem Chef angeschrien wird.
„Ein Zufall? Ich bin nicht dumm, Diego! Komm mit in mein Büro. Sofort."
Diego zuckt mit den Schultern. Dann lächelt er mich kurz an und folgt meinem Vater in die Wache.

Ich murmle ein „tut mir leid" und fahre dann nach Hause. Ich erzähle Jamie von dem Tag. Und sie ist Feuer und Flamme.
„Heirate ihn. Wie kann man denn so heiß sein?", ist ihr einziger Kommentar.
Ich lache. „Du kennst ihn doch garnicht richtig."
„Egal. Ich habe ihn gesehen. Er ist heiß. Und so wie er mit dir umgeht, ist er noch heißer.", meint sie.
„Du spinnst.", lache ich.
Trotzdem beschließe ich, ihm zu schreiben.

Ist alles okay?

Klaro

Was wollte er denn?

Mir nochmal sagen, dass ich nicht gut für dich bin und dass er mich feuern wird, wenn sowas nochmal passiert.

Oh.

Daraufhin habe ich ihm gesagt, dass ich Sex mit dir hatte, er mich also eigentlich direkt feuern kann. Und dass es der beste Sex meines Lebens war.

Ich starre schockiert auf mein Handy.

Das ist nicht dein Ernst.

Nein, war natürlich ein Spaß.

Nicht lustig.

Nein, du hast recht.

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