Kapitel 28

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NORAH

Ich wache auf. Mein Kopf tut weh. Ich öffne meine Augen langsam. Ich sehe nur Dunkelheit. Ich sitze in einem Raum an die kalte, raue Wand gelehnt, meine Hände sind in Fesseln gelegt. Ich schaue mich um und entdecke ein paar Meter vor mir einen Stuhl. Da sitzt jemand drauf. Ist das... „Diego!", hauche ich erschöpft. Er reagiert nicht. Sein Kopf ist nach hinten in seinen Nacken gelehnt. Er sitzt breitbeinig auf dem Stuhl und seine Hände sind ebenfalls in Handschellen. Seine Beine sind an den Stuhl gefesselt. Er ist noch nicht wach. Und seinen Polizeigürtel mit den Waffen trägt er auch nicht mehr.
Wo sind wir hier? Und warum sind wir hier?

Ich spüre, wie mir eine Träne aus dem Auge rollt. Dann schluchze ich kurz. Ich darf jetzt nicht heulen. Eine große Tür öffnet sich und ein breiter Mann kommt hinein.
„Gut geschlafen, ihr Turteltäubchen?", brummt er. Ich sehe, wie Diego langsam seinen Kopf anhebt. Er ist wach. Endlich. Sein Blick fällt sofort auf mich. Er fragt mich mit seinem Blick, ob es mir gut geht. Ich nicke.

Der Mann geht zu Diego. „So fühlt es sich also an, wenn man plötzlich gefangen ist, hm?"
Diego schaut ihn an. Dann murmelt er einen Namen, den ich nicht verstehen kann.
„Schlauer Junge. Nur dumm, dass das dir hierbei nicht helfen wird.", er zieht ein Messer aus seiner Tasche. Dann hält er es Diego an die Kehle. Er verzieht nicht eine Miene.
„Ich könnte es ganz schnell beenden. Aber das wäre ja langweilig. Ich will dich genau so lange quälen, wie du es bei meiner Familie getan hast."

Ich schaue verwirrt zwischen Diego und dem Kerl hin und her.
Was ist hier los?

Der Mann nimmt das Messer von Diego's Kehle und knöpft das Hemd von Diego's Polizeiuniform auf. Sein trainierter Oberkörper, den ich so gerne mit meiner Hand nachfahre, wird freigelegt. Dann setzt er das Messer an seiner Brust an. Blut quillt aus Diego's Haut und ich kneife die Augen zusammen.
Bitte lass das alles nur einen schrecklichen Traum sein.
„Tut es weh?", fragt der Kerl mit einem grinsen im Gesicht. Diego presst die Zähne zusammen, antwortet jedoch nicht. Ich keuche auf, als er tiefer sticht. Diego keucht auf. Dann tritt der Typ einen Schritt zurück und steckt sich das Messer wieder ein. „Ich bin gleich wieder da.", dann verlässt er den Raum und ich werde hysterisch. Diego's Brustkorb hebt und senkt sich in einem schnellen Rhythmus, als er kurz die Augen schließt.

„Wer ist das?", frage ich und meine Stimme hört sich nicht an, als würde sie zu mir gehören.
„Das ist gerade egal. Wir müssen hier so schnell wie möglich raus."
Diego versucht, seine Beine vom Stuhl zu lösen, während ich zu ihm krieche. Meine Hände sind nach wie vor gefesselt.
Ich bleibe vor seinen Beinen sitzen.
„Dreh dich um, ich helfe dir, deine Fesseln loszuwerden.", meint er ruhig.

Ich tue, was er sagt, und drehe mich um, sodass Diego einen besseren Blick auf meine Fesseln hat. Seine Finger, obwohl blutig, gefangen und zitternd, arbeiten schnell und geschickt an den Knoten. Trotz seiner Schmerzen und unserer Situation spüre ich, wie vorsichtig und achtsam er vorgeht. Endlich lösen sich die Seile und meine Hände sind frei.

„Danke," flüstere ich und stehe schnell auf, um nach etwas zu suchen, das uns helfen könnte, hier so schnell wie möglich rauszukommen. Der Raum ist spärlich eingerichtet, doch in einer Ecke entdecke ich eine alte, rostige Metallstange. Ich greife danach und eile zurück zu Diego.
„Hier, vielleicht können wir das verwenden," sage ich und reiche ihm die Stange.

Diego nimmt sie mit einem kurzen Nicken. „Gut gemacht", murmelt er und beginnt sofort, die Handschellen und Fesseln an seinen Beinen zu bearbeiten. Seine Bewegungen sind entschieden und kraftvoll, trotz der Schmerzen, die ihm offensichtlich zu schaffen machen. Nach einigen Minuten gibt es ein befriedigendes Knacken und seine Hände sind frei. Schnell befreit er auch seine Beine.

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