Teil 3

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Der Empfangsbereich war schlicht gehalten, die Rezeption ebenso. Es sah alles sehr alt aus und wirkte genauso heruntergekommen wie das Hostel selbst. Das Prägnanteste war der beißende Geruch von Desinfektionsmittel, welcher in der Luft lag.

Hinter dem Empfangstresen saß eine ältere Frau. Sie war auf den Bildschirm ihres Computers fixiert, wobei sie ihre dünne Brille nach ganz vorne auf ihre spitze Nase geschoben hatte. Die kurzen, blonden Locken standen ihr wirr vom Kopf ab. Sie hob kurz ihren Blick und nahm Notiz von uns, beachtete uns dann aber nicht weiter. Ich schien sie zu lange angesehen zu haben, da er mir von der Seite einen warnenden Blick zuwarf. Schnell schaute ich wieder nach unten, zurück auf meine Schuhe.

Wir erreichten einen Fahrstuhl und Parker drückte auf den Knopf für die 4. Etage, ohne auch nur ein Wort mit der Rezeptionistin gewechselt zu haben, was mich ein wenig verwunderte. Innerlich hoffte ich, dass dieser Fahrstuhl nicht genauso alt und heruntergekommen, wie das Gebäude selbst.

Während sich die Türen schlossen, betrachtete ich die kleine Eingangshalle nochmal genauer, um verzweifelt nach etwas Ausschau zu halten, was mir aus dieser Situation heraushelfen könnte. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, wieder hinauszulaufen und so ihm wegzukommen, doch ich blieb zu unentschlossen und schließlich reichte die Zeit nicht mehr aus. Die Türen schlossen sich. Mit leisem Surren fuhr der Fahrstuhl langsam nach oben. Die Stille war erdrückend und ich fühlte mich vollkommen fehl am Platz, wollte einfach nur weg. Seine Anwesenheit machte mich unruhig, vor allem, weil ich nicht wusste, welche Ziele er verfolgte. Für einen Moment verlor ich mich in meinen Gedanken und erschrak leicht, als der Aufzug mit einem übertriebenen Ruck stehen blieb. Nachdem sich die Türen wieder öffneten, ging er raus und auf sein Zeichen folgte ich ihm.

Wir traten auf den Flur hinaus. Er war weder besonders lang noch großherrlich dekoriert.

Es gab nur ein einziges Fenster am Ende des Ganges, was die milde Helligkeit auf dem Flur rechtfertigte.

Eine Putzfrau kam gerade aus einem der Zimmer. Sie fuhr mit ihrem Reinigungswagen an uns vorbei, als wir den Flur entlangliefen. Ihrem Aussehen nach würde ich sie nicht älter als 25 schätzen. Die langen blonden Haare hatte sie in einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie sah von ihrem Wagen voller verschiedener Utensilien und Hausmitteln auf, als sie diesen an uns vorbeischob und lächelte uns freundlich an. Ihr Blick blieb dabei kurz an mir heften und der Ausdruck auf ihrem Gesicht veränderte sich leicht. Es wunderte mich kaum. Meine Haare waren durch die Umstände der langstündigen Fahrt zerzaust, meine Augen vom Weinen noch immer leicht gerötet und die Angst, die ich vor ihm hatte, konnte man mir genauso deutlich wie den Schlafmangel der letzten Nacht ansehen. 

Als könnte sie meine Gedanken lesen blieb sie stehen.

Battleside - depths of despair Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt