Kapitel Zwölf

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Seiya

Ein Mondkind.

Elyra ist ein Mondkind!

Fassungslos starre ich sie an und bringe keinen Ton heraus. Der Schock über diese Erkenntnis lähmt meinen Verstand. Dass dieses Mädchen etwas Besonderes ist, das ist uns dreien vom ersten Augenblick klar gewesen. Kein normales Mädchen hätte so mit uns gesprochen, hätte uns Parole geboten und uns ständig vorgeführt.

Ihre Augenfarbe hätte uns ein Indiz sein müssen, ehrlich gesagt haben wir nicht weiter darüber nachgedacht. Der Farbwechsel tritt immer bei Nacht auf, wenn der Mond am Himmel steht. Eben dieser Mond, der ihre wahre Identität enthüllt.

„Das glaube ich jetzt nicht.", erklingt Minakos Stimme. Mit Ellenbogengewalt bahnt sie sich ihren Weg durch die gaffende Menge, bis sie vor Elyra steht und auf ihre Stirn starrt. „Das Symbol der königlichen Mondfamilie. Bist du etwa ein Mondkind?"

„Natürlich ist sie das. Die Mondsichel auf ihrer Stirn beweist es." Die Arme verschränkt lehnt Haruka gegen einen Stützpfeiler. Ihre frostige Miene veranlasst die Reporter, endlich die Flucht anzutreten. Ruckartig löst sie sich von ihrem Platz und beugt vor Elyra das Knie. „Prinzessin."

Michiru tritt an ihre Seite und folgt ihrem Beispiel. „Prinzessin."

Nachdem Rei und Minako einen Blick getauscht haben, tun sie dasselbe. „Prinzessin."

Yaten, Taiki und ich begeben uns ebenfalls in die Knie und senken ehrfürchtig das Haupt. Jedem Mondkind muss man Respekt zollen, vollkommen gleichgültig, dass sie nicht Kakyuu ist, Mondsichel hebt sie in den Status der Prinzessin und jeder Wächter und Wächterin hat das Knie zu beugen.

Elyra seufzt leise. „Lasst uns woanders reden. Ohne Zeugen."

Zurück in dem zweistöckigen Apartment, dass ich zusammen mit Yaten und Taiki gekauft habe, lasse ich es mir nicht nehmen, Elyra auf meinen Schoß zu ziehen, ehe mir meine Brüder zuvorkommen.

Zufrieden seufzte ich, schlinge die Arme um ihre Taille und drücke meine Lippen an ihren Hals, genau dort, wo ihr Puls immer schneller schlägt. „Ich werde es romantischer machen als mein unromantischer Trottel von Bruder. Mit einem teuren Abendessen, Champagner und ein Tisch direkt am Meer.", flüstere ich in ihr Ohr.

Elyra zuckt heftig zusammen. „Erspar dir die Mühe. Meine Antwort bleibt dieselbe."

„Mhmm. Ich werde dich schon noch umstimmen, Lyra."

„Nicht mal in deinen kühnsten Träumen."

„Hmmm. Willst du wirklich wissen, wovon ich träume? Ich warne dich, du könntest erröten. Ich träume von dir, und dabei trägst du nur diese entzückend rote Spitzenunterwäsche, die du auch jetzt unter diesem lächerlich kurzem Kleid trägst. Diese Stofffetzen loszuwerden, ist nicht weiter schwer und sobald ich dich in mein Bett lege . . ."

Elyra presst mir schnell die Hand auf den Mund. „Bist du wohl still?!" Ihre roten Wangen strafen ihre Worte Lügen. Zu ihrem Glück – und meinem Pech – kommen Yaten und Taiki aus der Küche zurück, auf einem Tablett servieren sie heiße Schokolade mit Marshmallows für Minako und Rei und frischen Tee für Haruka und Michiru.

Wenn Blicke töten könnten, hätte ich unter Yatens frostiger Miene soeben das Zeitliche gesegnet. Somit sonne ich mich in seiner Eifersucht, schenke ihm mein schönstes Lächeln und drücke mein Mädchen noch ein Stückchen enger an mich.

„Wie lange weißt du schon, dass du ein Mondkind bist?", eröffnet Haruka das Gespräch. Ganz wie es ihre Art ist, redet sie nicht um den heißen Brei, sondern kommt direkt zum Punkt. Dieser Charakterzeug ist Fluch und Segen zugleich.

Fallen Angel - Die Federn des EngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt