Kapitel Sechs

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Yaten

Die Welt war im Wandel. Ich fühle es im Wasser. Ich spüre es in der Erde. Ich rieche es in der Luft. Die Prophezeiung des Engels hängt wie eine düstere Vorahnung in der Luft. Seine Bedeutung ist noch völlig unklar. Zuviele Fragen bleiben unbeantwortet. Das nahende Unheil wird schon bald Gestalt annehmen.

So hat es der Engel verkündet. Jener Engel, der bei Sailor Moon alias Mondprinzessin Serenity gekniet und sie davor bewahrt hat, zum Opfer des Heiligen Silberkristalls zu werden. Ohne dieses Eingreifen hätten wir sie womöglich verloren. Die Macht des Silberkristalls ist mächtig, sein Preis enorm hoch. Deswegen darf diese Macht nicht leichtfertig eingesetzt werden.

Sie kommen. Die Finsternis naht. Sieben Schatten werden sich erheben und die Seelen der Menschen verschlingen. Bewahrt die Lichter euer Sternenkristalle, nur so könnt ihr überleben.

Die Worte des fremden Engels geben uns immer noch ein Rätsel auf. So schnell wie er aufgetaucht ist, ist er wieder verschwunden und mit ihm die Magie des Silberkristalls.

Die Ereignisse der letzten Tage gerät in Vergessenheit, als ich meinen persönlichen Engel erblicke. Eine Hand um den Riemen ihres Rucksacks geklammert, in der anderen Hand einen Pappbecher, eilt Elyra an den vielen Studenten vorbei, um noch pünktlich zu ihrem Kurs zu gelangen. Mein Herz beginnt sofort wie wild zu klopfen. Ohne meine Umgebung eines Blickes zu würdigen, setze ich zur Verfolgung an.

Es scheint mir eine glückliche Fügung des Schicksals zu sein, dass die Universität noch freie Plätze zur Verfügung hat. Vielleicht ist es auch meinem Berühmtheitsstatus zu verdanken, dass ich sofort aufgenommen worden bin. Wie auch immer – das Wichtigste ist, dass ich in Elyas Nähe sein kann.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen rutsche ich auf die Bank neben ihr, wobei ich es mir nicht nehmen kann, den Arm über die Banklehne zu legen. „Guten Morgen."

Ihr Kopf fliegt herum. Überraschung blitzt in ihren Augen. Schnell hat sie sich wieder im Griff und ihre Miene wird eine undurchdringliche Maske. Mit gewohnter Lässigkeit lehnt sie sich zurück. „Ich wusste nicht, dass du dich für Psychologie interessierst."

„Man erfährt viel über sich selbst." Ich zwinkere ihr zu. „Bist du auf einen Selbstfindungs-Trip?"

Der Kugelschreiber wandert über ihre Finger. „Ist Teil meines Studiums." Auf meinen fragenden Blick hin zuckt sie mit den Schultern. „Ich studiere Medizin."

„Willst du Ärztin werden?"

„Kinderärztin."

„Wegen deinem Bruder?"

„Unter anderem."

Während des gesamten Kurses, der Dozent spricht in einem Tempo, dass sich mir die Frage aufdrängt, ob er Valium geschluckt hat, lasse ich Elyra keine Sekunde aus den Augen. Sie tut so, als bemerke sie meine Blicke nicht, doch ihre fahrigen Bewegung, wenn sie eifrig mitschreibt, verrät, dass meine Nähe sie nervös macht. Der Kaffee steht vergessend auf ihrem Tisch.

Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelt es endlich zur Mittagspause. Vom langen Sitzen fühlen sich meine Beine wie Wackelpudding an. Mit einer schwerfälligen Bewegung erhebe ich mich.

Als ich den Hörsaal verlasse, werde ich von einer Horde Mädchen beinahe umgerannt. Sie bilden einen Kreis um mich, zücken ihre Handys und Fanbücher und kreischen mir in einem solch schrillen Ton ins Ohr, dass ich befürchten muss, taub zu werden.

„Yaten. Oh-my-God, Yaten! Bitte geh' mit mir aus."

„Nein. Geh' mit mir aus."

„Ich bin ein berühmtes Model. Ich passe viel besser zu dir."

Fallen Angel - Die Federn des EngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt