Kapitel Neunzehn

11 0 0
                                    

Taiki

Der Blutmond steht hoch am Himmel. Gehüllt in langen Mänteln, die Kapuze in die Stirn gezogen, stehen wir auf dem Hauptplatz vor dem Tokyo-Tower. Zu dieser nachtspäten Stunde hält sich niemand mehr draußen, außer die Patrouillen auf der Mauer. Die Menschen haben sich frühzeitig in den unterirdischen Bunker zurückgezogen. Unsere Warnung, dass es bald einen Kampf geben wird, haben sie zumindest ernst genommen.

Wie gebannt starre ich dem blutroten Mond hinauf. Der ganze Himmel ist blutgetränkt, als würde er blutige Tränen für uns weinen. Ein Anblick, der mich verzaubert.

Meine Atmung beschleunigt sich, mein Puls beginnt wie wild zu klopfen. Wäre ich ein Dämon, würde mich die Hitze treffen. Auch so verspüre ich das Begehren in mir. Aber das liegt daran, dass Elyra neben mir steht und meine Hand hält. Ihre Nähe weckt in mir niedrige Instinkte. Das Bedürfnis, sie über meine Schulter zu werfen, in die nächste Höhle zu schleifen und wie das Raubtier, das in mir schlummert, über sie herzufallen, verspüre ich immer, wenn wir uns berühren.

Irgendwas von dem, was in mir vorgeht, muss sie geahnt haben. Elyra löst ihre Hand, tritt vor mich und schlingt ihre Arme um meine Taille. Automatisch legen sich meine Arme um ihren weichen Körper. Die Augen geschlossen, inhaliere ich ihren süßen Duft. „Wenn das vorbei ist, mi angel, sperre ich dich für eine kleine Weile in mein Schlafzimmer ein."

„Ich freue mich darauf, custos meus."

Mein Wächter. Ja. Genau das bin ich seit heute. Das sind wir. Seiya, Yaten und ich.

Ihre Wächter.

„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?", flüstere ich dicht an ihrem Ohr.

„Mehr als mir guttut, vermutlich."

„Ganz Recht."

„Womit habe ich das nur verdient."

Die Ankunft der Sündendämonen verhindert meine Antwort.

Sie kommen zu fünft. Wie erwartet. Womit wir nicht gerechnet haben, ist die pechschwarze, undurchdringliche Masse, die sich hinter ihnen aus der Dunkelheit schält. Es müssen Tausend und mehr Dämonen sein, die ihnen blindlings folgen. Das ist nicht nur ein kleiner Trupp, sondern eine ganze Armee.

Elyra drückt mir etwas in die Hand, dass sich nach einer Engelsfeder anfühlt. Die Form verändert sich und materialisiert sich zu einem langen Speer.

Die Hand erhoben beschwört Elyra ihren Mondstab. Die Relikte, die sie gesammelt hat, fügen sich zu einer Waffe zusammen. Ein langer Stab formt sich. Auf der Spitze thront der Silberkristall. Hinter ihrem Rücken öffnen sich die blutroten Engelsflügel.

Seiya und Yaten treten an meine Seite. Seiya hält ein Schwert in der Hand, Yaten einen Schild. Auch wenn wir uns nicht mehr verwandeln, können wir immer noch kämpfen. Als Wächter verfügen wir über eigene Waffen. Bis zum letzten Atemzug beschützen wir unsere geliebte Prinzessin.

Nach und nach verwandeln sich die Mädchen in Sailorkriegerinnen. Ihre Energien erfüllen den Platz. Die Hand erhoben rufen sie nach ihren Waffen.

Den Bogen des Merkur.

Die Pfeile des Mars.

Blitz- und Donnergewitter des Jupiter.

Die Liebesketten der Venus.

Das kosmische Schwert des Uranus.

Der magische Spiegel des Neptun.

Der Granatapfel des Pluto.

Die Sense des Saturn.

Last, but not least: der Mondstein des Silbermondes.

„Kurze Frage: sind wir zur Hochzeit eigentlich eingeladen?", kommt es von Sailor Venus.

Fallen Angel - Die Federn des EngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt