Das Opfer (2/2)

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Jana hatte oft genug gehört, wie der Chor das Lied einstudiert hatte. Doch es jetzt auf hoher See zu hören, wo es von dem Gekreische einiger Seelöwen begleitet wurde, war noch mal was ganz anderes.
Es klang schon fast schaurig aber auf eine gewisse Weise auch wunderschön.

Ihr wurde in ein Boot geholfen.
»Jana ich wünsche dir viel Spaß. Und keine Sorge, der Drache ist nur eine Legende nichts weiter.« Meinte Professor Saber leise kichernd so, als hätte er den lustigsten Witz aller Zeiten gerissen. Er hatte so eine sanfte, väterliche Stimme, die Jana dazu brachte, ihm zu vertrauen. Vielleicht war das auch der Grund, warum sie nicht zweimal darüber nachgedacht hatte, als er sie gefragt hatte, ob sie bei dem Projekt mitwirken wollte.

Sie war aufgeregt. Natürlich war sie aufgeregt. Schließlich sollte sie eine Nacht auf einer Insel verbringen, die angeblich einst von einem Drachen bewohnt worden war. Wer wäre da bitte nicht aufgeret sein? Selbst wenn sie nicht an Drachen glaubte, so, hatte auf jeden Fall jemand dort gelebt. Wer hätte sonst bitte ein Schloss auf eine verlassene Insel bauen sollen?

Jana erschauerte, als der Geruch von Asche durch die Luft zu schweben schienen. Allerdings hatte sie auch gelernt, dass auf der Dracheninsel ein Vulkan sein sollte. Allerdings war der wohl schon mehrere Jahre nicht mehr zum Einsatz gekommen.
Professor Saber hatte sich extra den Rat von einem Vulkanexperten geholt, damit sie auch ja sicher waren, dass der Vulkan nicht ausbrechen würde. Der Experte hatte sein grünes Licht gegeben. Dementsprechend konnten die Auserwählten eine Nacht auf der Insel verbringen.

»Warum haben Sie bloß beschlossen uns in so eine beschissene Nuss-Schale zu setzen? Ich sag euch, das Boot wird an den scharfen Felsen zersplittern wie Scherben. Und wir werden alle kläglich ersaufen«, sagte Lyanna, das einzigste Mädchen, das Jana aus der Gruppe mochte. Sie war charmant auf ihre schlichter Art.
»Mein Vater arbeitet bei der Marine. Er sagt, wir sollten uns keine Sorgen machen. Der Professor weiß schon, was er tut.«
»Halt die Klappe, Sofia. Wir wissen alle, wie sehr dein Vater, dem Professor in den Arsch kriechen will, weil er früher der Vorgesetzte deines Vaters war!« meinte Tatja ihre Stimme würde Jana unter hunderttausend heraus erkennen.

Das Boot begann zu wackeln, doch bevor irgendwas schlimmes passieren konnte, sprang jemand aus dem Boot. Jana hörte das klatschen und dann: »Na los, ihr Memen. Ihr könnt im Wasser stehen. Helft mir, das Boot an Land zu ziehen.«, die Stimme konnte Jana nicht so ganz einordnen, es könnte eine der Zwillinge sein doch sie war sich nicht sicher, ob Ryna oder Joanna.

Jana tastete sich zur Reling, um ebenfalls zu helfen. 
»Oh nein, Jana, du bleibst schön im Boot!« meinte Lyanna gebieterisch. Und bevor sie erneut einen Versuch starten konnte, aus dem Boot zu klettern, begann dieses sich mit einem heftigen Ruck, in Bewegung zu setzen.

Die anderen zogen das Boot an den Strand, wobei die Wellen immer wilder zu werden schienen, desto näher sie der Insel kamen. Es schien, als wollten die Insel sie abstoßen. 
Sie nicht willkommen heißen und wieder zurück aufs weite Meer schicken. So, als wäre die Insel selbst ein Lebewesen, dass sie nicht haben wollte. Und am liebsten dafür sorgen wollte, dass sie auch ja nicht erst ein Fuß auf die Insel setzten.

Auf Janas Haut breitete sich eine Gänsehaut aus. Und die Magie die vor dem Unfall so stark in ihrer pulsiert hatte, schien für einen kurzen Moment wieder auf zu glühen, heiß wie ein Stück Kohle. Jana hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, so heiß schien es in ihrer Brust zu brennen.
Der Moment war genauso schnell vorbei wie er gekommen war, und Lyanna half ihr aus dem Boot. Eins der anderen Mädchen grunste etwas, das nach nutzloses Miststück klang. Während sie Jana mit ihrer eigenen Schulter rammte.

Danke du auch, dachte Jana bei sich während  Lyanna ihr half ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Ihre Schuhe weiße flache Ballerinas, die ihr zwei Nummern zu groß waren, rutschen im Sand nur so weg und schienen nur dafür vorprogrammiert zu sein, dass sie sich irgendetwas brechen musste.

Flammengeküsst-Die Auserwählte des DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt