Kazzius
Es gab viele Dinge, die er erwartet hätte. er hatte damit gerechnet, im Drachenkrieg zu sterben und niemals die Zwillinge kennenzulernen. Er hatte damit gerechnet, in Flammen zu sterben oder zerrissen zu werden, so wie seine Kameraden.
Er hatte damit gerechnet, dass die Drachen versuchen würden, ihn zu verführen, so wie sie es schon mit so vielen anderen getan hatten. Sie hatten ihn Gold versprochen und alle anderen möglichen Schätze. Viele waren schon dem Zauber der Drachen erlegen. Kazzius war da keine Ausnahme oder besser gesagt, er würde nie eine Ausnahme sein. Zumindest war er davon ausgegangen.
Er lag auf der harten Pritsche und starte an die Decke. Sein Onkel hatte gesagt, er würde ihn nächsten Monat losschicken. Damals, als Kazzius noch normal gewesen war. Doch nun war er nicht mehr normal. Nun erinnerte er sich an ein Leben, dass er nie haben sollte. Daran, wie seine eigene Familie umgebracht worden war von einer Frau, die er noch nicht mal kannte, die daraufhin verflucht hatte.
Er erinnerte sich noch sehr gut an den Fall vom Pferd und wie sein Onkel ihn ausgelacht hatte und gefragt hatte, wie er denn plante Drachen zu töten, wenn er sich noch nicht mal auf einem blöden Gaul halten konnte. Sein Kopf war gegen ein Felsbrocken geschlagen, und er hatte Verdammt noch mal großes Glück gehabt, dass er sich seine Schädeldecke nicht aufgespalten hatte. Dafür war er nun nicht mehr richtig im Kopf. Nicht, dass das irgendjemand wusste.
Denn die Heiler, die sein Onkel geschickt hatte, nach mehreren Murren und Knurren hatten bestätigt, dass ihm nichts fehlte. Doch dann waren sie gekommen die Träume. Zuerst waren es ganz einfache Träume nur Bilder. Er hatte an seine Schwestern gedacht. Er hatte von dem Tod von Helena geträumt, was nichts Neues war. Diese Träume schienen ihn zu jagen und einfach nicht loszulassen. Doch dann hatte sich der Traum gewandelt. Kazzius hatte es nicht ganz beschreiben können. Es war fast so, als würde er das Ganze aus einer komplett anderen Perspektive sehen. Aber gleichzeitig schien es auch ein komplett anderer Traum zu sein, denn auf einmal war es nicht mehr seine Liebe, kleine Schwester, die von ihrem Vater tot geprügelt worden war.
Sondern es war sein Vater, der vor ihm auf dem Boden lag. »Ich hätte dir nie vertrauen sollen, du elender Bastard!« hatte sein Vater geschrien, und Kazzius hatte gesehen, wie er eine Klingel genommen hatte, die irgendwie zu groß für seine Hände gewirkt hatte. Sein Vater hatte ihm ins Gesicht gespuckt, eine Mischung aus Blut und Spucke. Kazzius hatte nur seine Hand gehoben und sie angewidert weggewischt.
»Du wirst dann doch sterben, egal, was du für richtig hältst.« seine Stimme hatte nicht wie seine eigene geklungen, sondern eher wie die einer Frau. Kazzius hatte es nicht verstanden und dann hat er erneut hinab auf seine oder besser gesagt, ihre Hände geschaut, denn das waren eindeutig weibliche Hände und viel heller als seine eigenen. So, als würde diese Person, dessen Hände es waren, die seinen Vater umbringen, würden kaum die Sonne sehen.
Kazzius hatte wissen wollen, was als Nächstes geschehen war, doch er hatte es sich denken können. Nur er war aufgewacht, bevor er etwas Weiteres hatte sehen können. Dafür war er erneut auf dem Trainingsplatz herum geschubst worden. Genauso wie seine Freunde, die er gemacht hatte. Denn sein Onkel war schon lange für die Kadetten des Krieges verantwortlich. Er hatte sie trainiert, sich über sie lustig gemacht, sie lächerlich gemacht und gefoltert. Kazzius musste, um ehrlich zu sein, nicht was er davon halten sollte. Doch was hat er schon erwartet? Sein Vater war noch viel schlimmer, also sollte er eigentlich dankbar dafür sein, dass sein Onkel ihn nur manchmal schlug und ihm nur einen Fingernagel ausgerissen hatte, wenn er doch wusste, dass es bei seinem Vater wahrscheinlich die ganze Hand gewesen wäre.
Nein, Kazzius sollte wirklich dankbar sein. Doch er wusste nicht, ob er das sein konnte. Denn wie sollte man dankbar sein, wenn jemand einen mit dem Gesicht in Matsch drückte und im nächsten Moment ihm zeigte, wie man einen Drachen am besten mit einem Bogen vom Himmel holte?
Ab morgen. Morgen würde er frei sein, so frei wie man es denn nennen konnte, wenn man einem Krieg beitrat.
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Flammengeküsst-Die Auserwählte des Drachen
FantasyJana hätte nie gedacht, dass der Umzug in eine andere Stadt, zusammen mit einem Projekt der Schule, sie direkt in die Arme eines uralten Drachen locken würde. Der nicht vorhatte, sie gehen zu lassen. Und auf einmal befand sie sich in einem gefährlic...