Kapitel 9.

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POV - Alex

Nach meinem Kurs nutze ich die Zeit im Studio, um zu trainieren. Ich habe den Haupteingang bereits geschlossen und warte jetzt, bis Eric durch die Hintertür hereinplatzt. Er ist oft mein Partner beim Training, wenn Tom sich nicht anbietet.

Wir verbringen oft unsere Zeit hier zusammen. Vor und nach dem Training beginnen wir meistens Gespräche, die wir normalerweise vor unseren Freunden nicht ansprechen. Das ist, als könnten wir hier abschalten und unseren Gedanken freien Lauf lassen. Wir beurteilen uns gegenseitig nicht, wir hören einfach nur zu und geben ab und zu Ratschläge, wenn der andere das möchte.

Gerade als ich die Bandage über meine Hand ziehe, kommt Eric durch den Hintereingang.

"Na, bereit zu schwitzen?", sagt er mit einem großen Grinsen im Gesicht, als er seine Tasche in die Ecke schmeißt und zu mir rüberkommt.

"Komm und hilf mir lieber mit den Handschuhen", sage ich und halte ihm meine Arme entgegen, als er die Handschuhe greift und anfängt, sie mir zuzuschnüren.

"Was ist los? Nach der Schule heute hast du kaum mehr was gesagt. Ist etwas passiert?", fragt er und ich verdrehe nur meine Augen.

Ob etwas passiert ist? Ja. Nein. Vielleicht vergeht keine Sekunde, an der ich meine Gedanken nicht bei Emily sind. Heute, als wir in ihrer Umkleide standen. So nah aneinander, dass ich ihren Herzschlag an meinem spüren konnte. Unsere Lippen waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt und ich konnte leicht den Geruch ihres Lipgloss wahrnehmen. Sie roch nach Orangen und Sommer, süß und fruchtig und so unwiderstehlich. Ich bin mir sicher, sie hätte nicht zurückgezogen, hätte ich sie geküsst. So sicher, dass ich nicht aufhören kann, an ihre Lippen zu denken - ihre Blicke an mir, wenn sie an meinem Körper herunterschaut. Sie wollte mich.

Sie meinte zwar, dass nie wieder etwas zwischen uns passieren kann, doch seitdem gab es schon mehrere Momente, in denen wir uns fast geküsst hätten. Und nie hatte sie sich zurückgehalten. Als würden ihre Augen mich anflehen, sie endlich zu packen und zu küssen.

Manchmal kommt es mir nur so vor, als würde sie nur darauf warten, dass ich einen Schritt auf sie zugehe. Aber gleichzeitig will ich nicht eine Barriere überkreuzen, bei der sie sich unwohl fühlen könnte.

Ich kann mir nicht erklären, warum ich bei ihr so vorsichtig bin. Als würde ich eine wertvolle Porzellanfigur in meinen Händen halten und bei jedem Schritt aufpassen, sie nicht fallen zu lassen. Was ich auf keinen Fall will, ist, dass Emily sich unwohl fühlt und das macht mir Sorgen. Noch nie hatte ich solche Gedanken gegenüber einer Frau. Es fühlt sich neu an, aber gut. Sehr gut. Egal, wie sehr ich es versuche, sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf - und das nervt, extrem.

"Ist das wegen dieser Hannah?", fragt mich Eric aus dem Nichts und ich werde aus meinen Gedanken gerissen.

"Was?", frage ich zurück, unsicher ob ich die Frage richtig verstanden.

"Bist du so in Gedanken wegen der Neuen, Hannah?", fragt er noch einmal und okay gut, er merkt nicht, dass meine Gedanken bei einer komplett anderen Frau sind. Normalerweise würde ich ihm das direkt erzählen, aber ich will nichts überstürzen. Nicht, wenn ich selbst noch nicht weiß, was das mit Emily ist. Besser gesagt, nicht bevor ich sicher bin, dass da eigentlich nichts ist.

"Mhh, ja vielleicht. Sie ist süß, ja", sage ich nur, um mich abzulenken. Eric greift sich die Pads und wir gehen rüber auf die Matte. Wir dehnen uns ein paar Minuten.

"Lad sie doch morgen ein", sagt er schließlich und ich schaue zu ihm nachdenklich rüber, meine Augenbrauen leicht hochgezogen. Wir gehen morgen nicht feiern, treffen uns aber bei Eric im Keller für eine entspannte Runde. Ein paar Biere und Spiele. Das ist eine gute Abwechslung zu unserem Alltag.

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