Kapitel 2.

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POV - Emily

Montag - Heute ist mein erster Tag als neue Lehrerin an der Leibniz-Oberschule. Ich hasse es, die "neue" zu sein. Ich bin eine gute Lehrerin, davon bin ich überzeugt, aber davon muss ich auch die Schüler überzeugen.

Mein Tag beginnt erst mit der dritten und vierten Stunde. Und trotzdem laufe ich erst zwei Minuten nach dem Klingeln in die Klasse. "Guten Morgen zusammen", sage ich und platziere die Kiste mit den Büchern auf meinen Tisch. Ich lege meine Tasche ab und scanne kurz den Klassenraum, bevor ich weiter mache.

Ein paar Schüler sitzen bereits auf ihren Plätzen, während ein paar von ihnen von an den Fenstern stehen und sich unterhalten. Mein Blick landet auf einer auffälligen Blondine, die an der Wand lehnt, ihr Arm um die Hüfte einer anderen Frau. Shit. Mir bleibt kurz die Luft im Hals weg, als auch ihr Blick meinen trifft und ihre Augen sich weiten. Mit einem Schwung nimmt sie ihren Arm von der Frau weg. Wieso?

Ich umrunde meinen Tisch und lehne mich an die Kante, nehme meine Hände zusammen ineinander. Okay, kein Grund zur Sorge. Tu einfach so, als würdest du sie nicht kennen.

"Setzt euch und holt eure Sachen raus", sage ich mit einer freundlichen aber bestimmten Stimme und erstaunlicherweise befolgen alle dem, was ich sage. Vielleicht muss ich doch nicht direkt hart durchgreifen.

"Guten Morgen, ich begrüße Sie alle zu Ihrem letzten Jahr an dieser Schule." Ich setzte ein freundliches Lächeln auf, die Schüler sollen mich ja mögen. "Kurz zu meiner Person, mein Name ist Emily Wille, ich bin 27 und bin eure neue Englisch-Lehrerin, für manche vielleicht auch die neue Sportlehrerin, je nachdem welchen Kurs Sie gewählt haben. Außerdem werde ich euch auf die kommenden Prüfungen vorbereiten, da ich unter anderem auch die mündlichen und schriftlichen Prüfungen abnehmen werde."

"Gut, wenn es keine Fragen gibt, dann kontrolliere ich als Erstes die Anwesenheit. Dazu werde ich eure Namen aufrufen und ein einfaches 'Hier' oder 'Ja' wird mir reichen, damit ich mir ein Gesicht zu dem Namen habe." Ich greife hinter mich und ziehe die Liste aus meinem Ordner.

"Freya Arbeiter" der erste Name auf meiner Liste, ich höre ein aufrechtes "hier", nicke leicht und fahre fort. 18 Schüler*innen sollten in meinem Kurs sein.

Die Liste ist nicht allzu lang und dann bin ich auch schon bei dem letzten Namen "Alexandra Vries".

"Alex" höre ich aus der letzten Reihe und nehme meinen Blick von der Liste zu ihr. Sie schaut mich bereits an, tief in die Augen. Macht sie das gerne? Ich habe das Gefühl, dass mir wieder die Luft wegbleibt.

"Wie bitte?", frage ich. Ich weiß, wie sie heißt. Muss sie das nochmal klarmachen?

"Alex reicht", sagt sie und ihr Blick wandert zum Fenster, die Frau neben ihr, Vanessa war, es bin ich der Meinung, fängt leise an zu kichern. Was gibt's da zu kichern?

"In Ordnung", sage ich nur und lasse meinen Blick ein wenig zu lange noch bei ihr.

"Gut, es scheint, als würden alle da sein" sage ich und lege die Liste wieder weg, als ich wieder hinter meinen Schreibtisch gehe. Ich hebe die Kiste mit den Büchern und fange an, die Bücher in der Klasse zu verteilen. "Wir werden in dem ersten Halbjahr eine Klausur über das vorliegende Buch schreiben. Das Buch hat 435 Seiten, also sollten Ihnen zwei Monate zum Lesen vollkommen ausreichen" sage ich, während ich in der letzten Reihe bin.

Ich sehe zu Alex rüber und merke, dass ihr Blick gesenkt ist. Sie ist jetzt nicht wirklich am Handy. "Alex" räuspere ich mich einmal, als ich vor ihr stehe und meine Hand ausstrecke. "Ja?" fragt sie nichtsahnend mit einem verwunderten Blick. "Geben Sie mir bitte ihr Handy, es scheint, als würden Sie dadurch abgelenkt sein." sage ich mit einer etwas strengeren Stimme. Sie rollt nur ihre Augen und legt ihr Handy in meine Hand.

Man sieht sichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt