Kapitel 11.

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POV - Emily

Die Nacht wird heute noch sehr warm für Ende September, also habe ich mich entschieden, ein leichtes Sommerkleid für das Volleyballspiel heute anzuziehen. Da ich eine gute Verbindung habe, bin ich außerdem mit dem Bus gekommen und habe mein Auto stehen lassen, damit ich mich nicht mit der Parkplatzsuche beschäftigen muss.

Ich stehe erst gute fünf Minuten an dem genannten Sammelpunkt, als die ersten Schülerinnen auftauchen. Das Spiel beginnt zwar erst um 20 Uhr, aber da ich mittlerweile einen guten Überblick über meine Klasse habe, weiß ich, dass ein paar von ihnen trödeln werden. Um 19:45 Uhr sind dann alle da, bis auf Alex.

"Okay, da wir fast vollzählig hier bereits eure Tickets und ein Aufgabenblatt von mir, das ich zum Ende des Spiels wieder einsammeln werde", sage ich und teile die Blätter schon einmal aus. "Die Aufgaben werden bis zu 20 % in eure Note für das Halbjahr einfließen, also bitte nehmt das ernst." erläutere ich mit ernster Stimme und scharfem Blick und höre ein paar Protestaktionen der Mädels.

"Ich weiß, ich weiß, aber die Aufgaben sind wirklich nicht so schwer. Außerdem hattet ihr heute keinen Unterricht, also bitte", gebe ich ihnen ein freundliches Lächeln und ein paar von Ihnen scheinen meinen Punkt zu verstehen. "Ihr könnt dann schon einmal rein und eure Plätze suchen, ich warte hier noch auf unsere Nachzüglerin."

Die Klasse bildet sich in ein paar Grüppchen und sie betreten nach und nach die Arena, während ich am Einlass auf Alex warte. Natürlich warte ich auf Alex. Sie bringt zwar gute Leistungen im Unterricht, sowohl Englisch als auch beim Sport, aber dieses ständige zu spät Kommen geht mir langsam auf die Nerven. Wie schwer kann es sein, die Uhr zu lesen?

Fünf Minuten vor Spielbeginn sehe ich dann Alex aus der Ferne. Sie hat ein schwarzes muskelbetontes Shirt an und eine weinrote kurze Sporthose. Ihre blonden Haare fallen zu einer Seite über ihre Schulter. Als sie näher kommt, bemerke ich eine feine silberne Kette über ihren Hals, aber mein Blick bleibt bei den zwei Kaffee hängen, die sie in der Hand hält.

"Ich bin zu spät. Cappuccino mit einem Zucker, als Entschuldigung und nein, das ist keine Bestechung. Sie können mich gerne als verspätet eintragen", hält sie mir einen Kaffeebecher entgegen, mit einem sanften Ausdruck im Gesicht. Sie will lächeln, aber ihre Mundwinkel bewegen sich kein Stück. Sie ist komisch drauf, sie schaut mich nicht an. Schon die ganze Woche hatte sie meine Blicke ignoriert, immer weggeschaut, sobald ich sie nur im Unterricht dran nahm und das, obwohl sie sich gemeldet hatte zum Antworten.

Ich nehme schließlich den Kaffee aus ihrer Hand und halte ihr das Ticket mit dem Aufgabenzettel entgegen "Hier, Reihe 8 Platz 16 und das Blatt wird bis zu 20 % in die Note mit einfließen." Und als ich nicht direkt loslasse, als sie nach den Sachen greift, schaut sie mich endlich an. Für nicht einmal eine Sekunde schaut sie mir in die Augen und direkt wieder weg, also lasse ich den Zettel los.

In diesem kurzen Augenblick, als ich ihr in die Augen schauen konnte, war mir, als wäre Wut und Ärger in ihren Augen, aber gleichzeitig auch Leidenschaft. Nur durch diesen kurzen Augenblick bin ich wieder durcheinander.

Sie läuft wortlos an mir vorbei zum Eingang und nimmt einen Schluck ihres eigenen Kaffees. Ich entscheide mich, meinen zu probieren und als der Geschmack sich auf meiner Zunge verteilt, merke ich einen leichten Hauch von Karamell. Genauso wie ich meinen Kaffee mag, aber woher wusste Sie das?

Ich laufe in die Arena, völlig neben der Spur und versuche mich darauf zu konzentrieren, meine Klasse zu finden und einfach nur meinen Platz einzunehmen.

Beim Bestellen der Tickets habe ich uns alle in eine Reihe gepackt. Mein Platz ist direkt am Gang Reihe 8 Platz 1. Das heißt, dass Alex am anderen Ende sitzt, direkt am anderen Gang.

Sobald ich sitze, beginnt das Spiel und ich lehne mich mit meinem Kaffee zurück. Ich halte ihn links vor mir, nah am Gang. Es wäre besser, wenn man nicht direkt merkt, dass Alex und ich die gleichen Kaffeebecher haben.

Als ich wieder einen Schluck nehme, kommen mir mehrere Fragen in den Kopf. Immer noch, woher sie weiß, wie ich meinen Kaffee trinke.

Aber Kaffee als Entschuldigung, wie war das gemeint?

Man sieht sichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt