Kapitel 6 - Colin

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Zum Glück bemerkte niemand mein Verhalten. Nach wenigen Sekunden beruhigte ich mich wieder. Ich musste allein sein. Niemand sollte wissen, von wem der Brief war.
„Ich... äh.." stammelte ich. Damit zog ich alle Aufmerksamkeit auf mich. „...geh kurz raus." murmelte ich. Ich zog mir meine Schuhe an, nahm eine Jacke und ging aus der Tür.
Verwirrt schauten mir die anderen hinterher. Doch ich ignorierte die Blicke.

Mit zügigen Schritten ging ich Richtung Wald. Dort könnte ich allein sein. Den Brief hatte ich noch immer in der Hand. Immer wieder schaute ich ungläubig auf den Absender. Träumte ich nur? Würde ich in ein paar Sekunden aufwachen?
Das alles fühlte sich viel zu echt an.

Auf einer Bank mitten im Wald ließ ich mich nieder. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Zu lang war ich herum geirrt.

Erneut las ich mir den Absender durch - Noah Temel.

Mein Herz schlug so schnell, wie noch nie. Vorsichtig öffnete ich den Briefumschlag.

Wieso hatte er mir geschrieben? Vermisste er mich? Wollte er sich entschuldigen? Ich war schon verwirrt genug, als er mich vor ein paar Tagen versucht hatte anzurufen. Nachdem er, ohne etwas gesagt zu haben, aufgelegt hatte, dachte ich, er hätte sich verwählt oder nur aus Versehen angerufen. Doch jetzt? Hatte er sich nicht getraut, zu sprechen? Noah war schon immer nicht gut darin, über Gefühle zu reden.

Ich machte mir schon wieder viel zu viele Gedanken. Also zog ich, ohne mir weiter den Kopf zu zerbrechen, den Brief aus dem Umschlag. Vorsichtig faltete ich ihn auf, als wäre er so zerbrechlich, dass er bei einer falschen Bewegung in tausend Teile zersprang.
Ich begann zu lesen.

Nolin ~ make things rightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt