Kapitel 30 - Noah

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Ich hatte es tatsächlich geschafft. Colin und ich würden uns in wenigen Stunden wiedersehen und dann gemeinsam unsere Wohnung einrichten. UNSERE Wohnung! Wir zogen tatsächlich zusammen. Vor einem Jahr hätte ich nicht einmal gedacht, dass ich ihm jemals von meinen Gefühlen erzählen würde.

Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Müde stand ich auf, als mein Zug am Kölner Hauptbahnhof hielt. Ich war noch nie in Köln. Hoffentlich gefiel es mir hier überhaupt.

Ich stieg aus dem überfüllten Zug. Sofort sah ich, wie er auf mich zu gerannt kam und mir um den Hals fiel. Etwas überfordert legte ich meine Arme um ihn und drückte ihn näher an mich. „Hey." flüsterte ich. „Hey!" erwiderte er.

Er hatte seine Arme um meinen Nacken gelegt. Jetzt hob er seinen Kopf, um mich ansehen zu können. Sofort kam ich ihm näher und vereinte unsere Lippen.

Ich küsste ihn vorsichtig. Er erwiderte genauso zart. Wir lösten uns auch schon nach wenigen Sekunden wieder. Küssen konnten wir schließlich noch den ganzen Tag. Jetzt mussten wir mal ein bisschen aus dem Weg gehen.

Ich griff nach Colin's Hand und nahm einen meiner zwei Koffer. Colin nahm den anderen. Gemeinsam liefen wir zum Ausgang. „Julias Mutter bringt uns zur Wohnung. Damit wir mit dem Gepäck nicht Straßenbahn fahren müssen." erklärte mir Colin. „Okay." murmelte ich.

Ich konnte es noch immer kaum glauben. Ich war wirklich hier. In Köln. Bei Colin, meinem festen Freund. Und wir würden uns nicht mehr trennen müssen.

Zusammen liefen wir zum Auto von Julias Familie. Dort wurde ich herzlich von allen empfangen. Sogar Julia schien sich zu freuen, mich wiederzusehen. Das hatte ich nicht erwartet.

Die ganze Autofahrt quatschte mich Julia zu, ob Colin oft genug von ihr erzählt hatte. Da er das nicht tat, musste sie mir all die Dinge, die passiert waren im vergangenen Schuljahr, erzählen. Irgendwann schaltete ich jedoch ab. Ich konnte mich darauf gerade nicht konzentrieren.

Nun standen wir davor. Vor der Tür in der zweiten Etage eines Mehrfamilienhauses, hinter der sich ein neues Leben verbarg. Ein Leben, welches Colin und ich von nun an zu zweit gehen werden. Ein Leben, in dem wir uns gegenseitig unterstützen und immer füreinander da sind. Ein Leben zu zweit.

Ich fiel ihm um den Hals. Das hier war der beste Tag meines Lebens.

Ich spürte, wie schnell mein Herz schlug, so aufgeregt war ich. Ich wollte das hier so sehr. Und ich hatte es.
Colin drückte mich an sich. Ich war mir sicher, ihm ging es genauso wie mir.

„Willst du aufschließen?" fragte Colin mich. Zaghaft nickte ich und nahm ihm den Schlüssel aus der Hand. Vorsichtig steckte ich ihn ins Schlüsselloch und drehte. Die Tür öffnete sich. Wow. Das war alles, was ich dazu sagen konnte. Ich trat ein, Colin folgte mir. Er hatte sich schon ordentlich ins Zeug gelegt, was Möbel anging.

„Komm, ich zeig dir alles!" er griff nach meiner Hand und zog mich in die Küche, welche gleichzeitig unser Wohnzimmer war. Es stand noch nicht viel drin, da wir uns die meisten Dinge zusammen aussuchen wollten, aber man konnte eine gewisse Grundstruktur erkennen. Er zog mich weiter in unser kleines Bad. Endlich ein eigenes Badezimmer. Keine Hundert anderen Internatsbewohner, auf welche man Rücksicht nehmen musste. Nur Colin und ich.

Ich lächelte ihn an. „Und wo schlafen wir?" fragte ich leise. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Dann zog er mich ans andere Ende der Wohnung. Vor uns war eine geschlossene Tür. Colin ließ meine Hand los und stellte sich vor diese. „Willkommen in unserem Reich!" meinte er, während er die Tür öffnete.

Mir blieb fast das Herz stehen, als ich das riesige Zimmer betrat. Es war fast doppelt so groß, wie das im Internat. Beeindruckend. An einer Wand stand ein Doppelbett. Unser Schlafplatz. Wir würden jede Nacht kuscheln können, ohne Angst zu haben vom Bett zu fallen.

Ich schaute zu Colin, er schaute zu mir. „Danke." Ich lief langsam auf ihn zu. „Wofür?" fragte er. „Dass du dich so ins Zeug gelegt hast. Alles hier ist wunderschön. Ich liebe es!" erklärte ich.

Er lächelte. „Ich liebe dich." sagte er leise, während er seine Hand an meine Wange legte. „Ich liebe dich auch." flüsterte ich zurück. Dann zog ich ihn die letzten Millimeter zu mir und küsste ihn.

All meine Emotionen fanden Platz in diesem Kuss. Dieser Kuss spiegelte so viel Glück und Sehnsucht. Aber es war auch ein wenig Furcht enthalten. Furcht vor der Zeit, die wir nun alleine lebten. Mit gerade einmal 16 und 17 Jahren.

Aber wir schafften das.

Ich wusste, wir würden das schaffen.

Wir waren Colin und Noah.

Wir schafften alles.

~Ende~

Nolin ~ make things rightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt