Kapitel 10 - Noah

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Es war bereits Freitag. Seit ich den Brief abgeschickt hatte sind einige Tage vergangen. Colin hätte ihn schon längst bekommen haben müssen. War er verloren gegangen? Wieso meldete Colin sich nicht? Hatte er seine Gefühle vielleicht verloren? Oder schlimmer: hatte er jemand neues? Jemand, der ihm das geben kann, was ich ihm nicht geben konnte?
So war Colin nicht, oder? Er hätte sich gemeldet. Auch um mich zurückzuweisen. Er hätte mich nicht ignoriert.

Ich versuchte krampfhaft sich mir Dinge einzureden. Doch es half nicht. Es war ein Fehler diesen Brief zu senden. Diese Ungewissheit schmerzte. Ich wollte sie verdrängen, doch das bekam ich nicht hin. Es war alles egal. Ich war egal. Aber nicht für Colin, oder? Colin hat mir mehr als nur einmal das Herz ausgeschüttet. Er hatte mich sogar geküsst. Er wollte meine Hand halten. Wieso sollte er das jetzt auf einmal alles vergessen haben?

Ich lag auf der Skaterrampe und blickte in den Nachthimmel. Es war weit nach Nachtruhe, aber ich hielt es im Zimmer keine Sekunde länger mehr aus. Joel redete im Schlaf. Das nervte. Nicht einmal in der Nacht hielt er seine Klappe über diesen Pastinakensaft und seinen Businesskram. Maxi war nicht besser. Sie schnarchte. Super Kombi die beiden. Ich konnte das nicht.

Doch die Geräusche um mich waren nicht der einzige Grund für meinen schlechten Schlaf. Immer wieder dachte ich an Colin. Wie es war, als er noch mit in diesem Zimmer geschlafen hat. Ich vermisste ihn so sehr, dass es weh tat. Diese Nähe tat mir unfassbar gut. Ich dachte nur noch an ihn.

Bevor er gegangen war hatte ich eines seiner T-shirts aus seinem Koffer genommen. Also geklaut. Es roch gut. Schließlich roch es nach ihm. Ich hatte es unter mein Kopfkissen gelegt. Seitdem holte ich es jede Nacht hervor, sobald meine Mitbewohner schliefen. Dann umhüllte mich sein Duft und ich konnte viel besser einschlafen. Naja, bis ich ihm diesen Brief geschrieben habe. Seitdem machte das T-Shirt alles schlimmer. Jedes Mal, wenn ich daran roch, bekam ich die Angst, dass ich eine Abfuhr von ihm bekam.

Die letzten Nächte hatte ich deshalb kaum ein Auge zu getan. Das merkte ich nun deutlich, da ich mit einem Schlag unglaublich müde wurde und wie auf Knopfdruck in einen tiefen Schlaf fiel. Auf der Skaterrampe, auf dem Internatshof, an einem Freitag Abend.

Nolin ~ make things rightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt