Kapitel 6

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"Na wenn das nicht unsere Diebin ist!"

Vor Schreck konnte Paige sich keinen Zentimeter rühren. Warum hatte bis jetzt keiner der anderen etwas gesagt? Hatte sie Abe am Ende doch falsch eingeschätzt und er wollte sie bloßstellen? Nein, das konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
"Landon, bitte. Wir haben darüber gesprochen." Abe schien angespannt zu sein; seine Stimme klang ernst und dennoch sah er dem vor ihm stehenden Soldaten nicht in die Augen. Landon hingegen hatte seinen Blick auf Paige gerichtet und musterte sie mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. Im Vergleich zu diesem Ausdruck, hatte der von damals definitiv Spaß ausgedrückt.

"Ist ja schon gut. Es war zu erwarten, dass du dir irgendwann ein Frauenzimmer zulegst. Solange sie unsere Arbeit nicht beeinflusst." Und mit diesen Worten drehte er sich auf den Fersen um und verließ den Speisesaal. Eine bedrückte Stille legte sich über die Gruppe und Paige war der Appetit vollends vergangen. War ja klar, dass die gute Stimmung nicht ewig anhalten würde.

Doch schließlich meldete sich Hale zu Wort; "Nimm dir das nicht zu Herzen. Shane ist generell zu alles und jedem unfreundlich. Er meint es eigentlich nicht so, ihm ist nur der Job sehr wichtig." Aufmunterndes Nicken folgte von den anderen und zu ihrem großen Erstaunen war es Wyatt, der hinzufügte; "Der ist nur miesgelaunt, weil er selbst noch keine Frau gefunden hat!" Daraufhin brach schallendes Gelächter aus und für die Soldaten schien das Thema damit erledigt zu sein.
Nur Paige musste sich zu einem Lächeln zwingen. Landons Worte hatten einen bitteren Nachgeschmack und ihre Unsicherheit hatte sich nur verschlimmert. Abe jedoch schien dies zu bemerken, denn er streckte langsam seine Hand nach ihrer aus und strich ihr beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken. "Ist alles okay?"

Tatsächlich war es, als würde die Wärme seiner Hand all ihre dunklen Gedanken in diesem Moment vertreiben und mit einem nun ehrlichen Lächeln, nickte sie ihm bejahend zu. Vielleicht dachte sie mal wieder nur zu viel über alles nach und eigentlich war es gar nicht so schlimm, wie sie es empfand. Das wäre nicht das erste Mal.

...

An diesem Abend bereiteten sie das Abendessen zum ersten Mal seit Paiges Einzug schweigend zu. Paige hatte Angst, etwas Falsches zu sagen; sie wollte Abe nicht mit wilden Anschuldigungen verletzen. Dieser hingegen wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte oder was er sagen konnte, um seiner Mitbewohnerin die Sorgen zu nehmen.
Letztendlich hatte er keinerlei Erfahrung mit dem Umgang mit Frauen.

Doch obwohl ihr Schweigen nicht gerade von der angenehmen Sorte war, mussten beide feststellen, dass sich ihnen dadurch ein anderer Aspekt ihrer Beziehung offenbarte. Obwohl sie sich nicht einmal einen Monat kannten, verstanden sie sich auch ohne Worte; jeder Schritt war wie einstudiert und trotz, dass die Stille schon fast unerträglich war, war es ihre Nähe zueinander nicht.
Erst nachdem sie mit dem Essen fertig waren, wurde es Abe zu viel und mit leiser Stimme, um sie nicht zu verschrecken, sprach er das erste Wort seitdem sie zuhause waren. "Es tut mir leid, wenn ich irgendetwas falsch gemacht haben sollte. Ich weiß, Landon kann manchmal etwas schwierig sein, aber er ist nicht so uncharmant, wie er sich heute gegeben hat."

Paige war dankbar, dass der Ältere den ersten Schritt gemacht hatte; er musste ihre Unsicherheit gespürt haben.
"Schon in Ordnung. Ich schätze, es ist auch nicht üblich, dass die Sekretärinnen mit den Soldaten speisen. Vielleicht sollte ich ab morgen einfach woanders sitzen."
Die Anmerkung über ihre erste Begegnung ignorierte sie bewusst. Sie war sich nicht sicher, ob sie eine mögliche Erklärung überhaupt hören wollte. Doch Abe nahm ihr diese Entscheidung ab.

„Das wird nicht nötig sein. Die anderen haben sich gefreut, dich kennenzulernen und laden dich herzlich ein, weiterhin mit an unserem Tisch zu sitzen. Landon sitzt nicht immer bei uns und wenn er es doch einmal tut, muss er sich in Zukunft eben noch etwas mehr benehmen." Entschlossen sah er sie an; er schien eine andere Entscheidung gar nicht in Betracht zu ziehen oder zu akzeptieren. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus; wie hatte sie nur an ihm zweifeln können.

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