Kapitel 11

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Die vergangene Woche schien ihr jegliche Kraft genommen zu haben. Paige war kurz davor, zu verzweifeln. Nachdem Abe ihr Handy gesehen hatte, wusste sie, dass sie sich nicht mehr herausreden konnte. Ihr war bewusst gewesen, dass sie ihr Geheimnis nicht ewig hätte hüten können und dass die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen würde. Doch das hatte den Moment an sich nicht einfacher gemacht.
All ihre Gefühle waren in ihrem Kopf Karussell gefahren und spontan hatte sie sich dafür entschieden, Abe die ganze Wahrheit zu erzählen. Sie hatte ihm jedoch angesehen, dass er an ihrer Geschichte mehr als nur zweifelte und nachdem er die ganze Woche lang nicht mit ihr gesprochen hatte, war sie der festen Überzeugung, dass sie wieder am Anfang stand. Sie war allein in einer ihr fremden Zeit und wusste nicht, wie sie nach Hause kommen sollte.

Ihr Herz wurde schwer bei dem Gedanken an ihre Freunde. Ob er es ihnen erzählt hatte? Zwar hatte sie niemand darauf angesprochen, doch vielleicht hatten sie sich alle im Stillen über ihre so lächerlich klingende Geschichte lustig gemacht. Überhaupt hatte kaum jemand mit ihr gesprochen. Vielleicht war es aber auch sie selbst gewesen, die das Gespräch vermieden hatte, so genau konnte Paige das gar nicht sagen. Ihre Angst hatte die Oberhand gewonnen und so war es, als wäre ihr Kopf in dicke Watte gepackt. Alles in ihrer Umgebung, all ihre Sinne waren wie von Nebel verschluckt.
Eine Träne bahnte sich ihren Weg in die Freiheit und lief ihr heiß über die Wange. Noch nie hatte sie sich so sehr gewünscht, dass sie sich umsonst Sorgen machte und alles übertrieb. Sie wollte die Menschen, die die vergangenen Wochen ihres Lebens geprägt hatten, nicht verlieren. Vor allem Abe nicht. Sie hatte sich doch gerade erst eingestanden, dass sie sich in ihn verliebt hatte!

Ein klopfendes Geräusch drang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr und blinzelnd wischte Paige sich die Träne aus dem Gesicht. Sie schüttelte den Kopf und klopfte sich einmal auf die Wangen, als wolle sie sich selbst aufwecken. Doch sie konnte nichts hören. Hatte sie es sich nur eingebildet?
Ein Räuspern riss sie aus ihren Gedanken und erschrocken drehte sie sich zur Tür, in der Abe stand und sie besorgt ansah. „Ist alles in Ordnung?"
Zaghaft nickte sie; wollte er sie jetzt rauswerfen? „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Du... hast einfach nur ins Leere gestarrt und nicht auf mein Rufen reagiert, ich habe mir schon Sorgen gemacht." Abwartend sah er sie an, doch von der Brünetten kam keine Reaktion, sie blickte ihm weiterhin ängstlich entgegen.

Behutsam ging Abe einen Schritt weiter ins Zimmer hinein und ging vor dem Bett in die Hocke, um seiner zeitreisenden Mitbewohnerin auf Augenhöhe zu begegnen; er wollte nicht, dass sie einen steifen Nacken bekam. „Es tut mir leid, wie die letzte Woche abgelaufen ist. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Können wir in Ruhe darüber reden?" Seine Stimme war ruhig und sanft, als wolle er sie nicht verschrecken. Erleichterung durchflutete Paige, es war, als würde ein großer Teil der Anspannung von ihr abfallen und sie konnte endlich wieder durchatmen. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen!"
Dort angekommen ließen die beiden sich auf dem kleinen Sofa nieder, jedoch mit etwas mehr Abstand als beim letzten Mal. Hatten sie eine Chance, wieder das gleiche tiefe Vertrauen zueinander aufzubauen, wie damals? Lange Zeit blieb es still und die beiden genossen einfach die Nähe zu dem anderen, keine Worte waren dafür nötig. Sie hatten sich vermisst, das spürten sie und musste nicht laut ausgesprochen werden.

„Also, ... du bist wirklich aus der Zukunft?" Abes Stimme war leise und sanft, als wolle er sie nicht verschrecken. Nervös hob Paige ihren Blick und stellte erstaunt fest, dass sie mit derselben Wärme angesehen wurde, wie vor dem Ereignis letztes Wochenende und nicht mit dem Unglauben, den sie erwartet hatte. „Ja, ich..."; ihre Stimme hörte sich kratzig an und mit einem Mal hatte sie einen Kloß im Hals. Der letzte Versuch, die Wahrheit zu sagen, war mehr als schief gegangen; warum sollte es diesmal anders sein?
Panik ergriff sie und ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie auf einmal Abe ganz nah neben sich spürte. Seine Hand legte sich tröstend auf ihre und sein Daumen strich beruhigend über ihren Handrücken. „Ist schon gut, lass dir Zeit. Ich kann verstehen, dass dir das nicht leichtfällt."

Timeless Love - Liebe kennt keine ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt