Kapitel 1

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Stimmen, die wild durcheinander redeten und Gerüche, die sie nicht zuordnen konnte, waren es, die Summer dazu brachten ihre Augen zu öffnen. Sie fühlte sich als hätte sie 24 Stunden am Stück geschlafen. Orientierungslos und mit steifen Muskeln versuchte sie sich hinzusetzen und ließ ihren Blick durch ihre Umgebung schweifen. Alles war bräunlich und voller Qualm, sie selbst saß auf einem Fleck Matsch, der leise schmatzte, als sie sich aufrichtete.
Langsam begann sie, einzelne Sätze aus dem Stimmengewirr herauszuhören und verwirrt versuchte Summer, aufzustehen.
Die Leute die an ihr vorbei liefen, waren seltsam gekleidet; als kämen sie aus einem anderen Jahrhundert. Soldaten liefen mit schnellen Schritten an ihr vorbei, die Frauen hatten lange Röcke und Kleider an und warfen ihr verwunderte und neugierige Blicke zu.

Wo zum Teufel war sie hier?
Panisch sprang sie auf und drehte sie sich einmal um ihre eigene Achse. Sie fühlte sich, als sei sie an einem Filmset für einen historischen Film gelandet. Angespannt klopfte sie sich auf die Wangen und rieb sich ein paar Mal über die Augen, in dem Versuch ein wenig wacher zu werden und ihre Orientierung wiederzugewinnen. Doch es half nichts; sie schien verloren zu sein. Mal davon abgesehen, dass sie sich nichts von dem, was sie sah, erklären konnte.
In einem Anflug von Verzweiflung ging sie ein paar Schritte zur Seite, und ging hinter einem hohen Stapel Holzkisten in die Hocke; den Kopf ließ sie in ihre Hände fallen. Was sollte sie bloß tun?

Alles was sie sah deutete auf eine Sache hin; doch diese war nicht möglich, immerhin befand sie sich in der Wirklichkeit und nicht in irgendeinem Science-Fiction-Film. Und doch...
Konnte sie wirklich in die Vergangenheit gereist sein? Denn so fantasiereich dies klang, so war es doch im Moment die einzige Erklärung, die überhaupt Sinn machte. Auch wenn ihre Vernunft ihr sagte, dass eine Zeitreise nicht unbedingt im Bereich des Möglichen lag. Doch was sonst sollte dies hier sein?
Abermals ergriff sie Panik. Summer war mit ihrer Anzughose und dem Blazer, die sie immer zur Arbeit trug, alles andere als unauffällig in dieser Umgebung. Was die Menschen hier wohl mit ihr machen würden, wenn sie sie fänden. Niemand würde ihr glauben, dass sie aus der Zukunft kam.

Ein Gedanke schoss ihr in den Kopf und schnell griff sie in ihre Hosentasche, um ihr Smartphone herauszuholen. Hoffnungsvoll drückte sie den Power-Knopf, doch das Display blieb schwarz. So schnell wir die Hoffnung da gewesen war, war sie auch schon wieder weg. Ein paar mal versuchte sie es noch, doch an dem Ergebnis änderte sich nichts. Schließlich gab sie auf und ließ das kleine Gerät wieder in ihrer Hosentasche verschwinden, nur um sich mit der nun freien Hand verzweifelt die Haare zu raufen.
Eins war klar; sie musste herausfinden, was mit ihr passiert war. Und bis sie eine Lösung fand, durfte sie nicht auffallen.

Prüfend ließ Summer ihren Blick an sich selbst herunter gleiten. Unbewusst fuhr sie sich mit der Hand einmal durch die Haare, in der Hoffnung das zuvor erschaffene Chaos wieder zu beseitigen. Nicht nur ihre Kleidung, auch ihre Frisur ließ sie aus der Menge herausstechen. Von ihren Accessoires, der Handtasche und dem Handy mal abgesehen.
Einmal tief durchatmend versuchte sie, sich selbst Mut zuzusprechen. 'Du schaffst das, Summer. Du bist dein ganzes Leben schon allein gewesen. Da wirst du doch so eine kleine Zeitreise auch schaffen.'
Ein leises, ironisches Lachen entfloh ihren Lippen, doch sie hatte einen Entschluss gefasst. Sie würde nicht aufgeben.

...

Zwei Tage. Zwei Tage hatte sie schon hinter sich gebracht, ohne dass irgendjemand auf sie aufmerksam geworden war. Summer war nicht unbedingt stolz auf die Dinge, zu denen sie sich in dieser Zeit gezwungen gesehen hatte. Sie hatte geklaut und gelogen. So war sie wenigstens an ein paar Stücke Kleidung gekommen, mit denen sie nicht weiter auffiel. Außerdem hatte sie eine Zeitung gefunden und war sich nun sicher; sie hatte eine Zeitreise gemacht und war wirklich in der Vergangenheit gelandet.
Die anfängliche Verzweiflung war größtenteils verflogen und Summer konzentrierte sich nun auf etwas anderes: die Lösung ihres Problems. Kurz hatte sie sogar daran gedacht, einen weiteren Unfall zu provozieren. Immerhin war der Unfall mit dem LKW das einzige, was ihrer Meinung nach als Auslöser in Frage kam. Doch diese Idee hatte sie so schnell wieder verworfen, wie sie auch gekommen war. In dieser Epoche schien es kein Gefährt zu geben, das der Kraft eines LKWs gleich kam. Außerdem war sie nicht bereit, ihr Leben leichtsinnig aufs Spiel zu setzen. Irgendetwas sagte ihr, dass das nicht gut gehen würde.

Timeless Love - Liebe kennt keine ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt