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Scheiße! Verdammt nochmal!

Diesen blöden Kaffee hätte ich mir ersparen sollen. Jetzt ist mein ganzes Top eingeweicht mit der braunen Flüssigkeit. Hier rennen förmlich die wenig anwesenden Menschen von A nach B. Und natürlich wurde ich umgerannt.

„Ayreh Feek!“, rief ich zornig dem jungen Mann hinterher, was er jedoch nicht hörte. Zum Glück auch. Ansonsten würde ich jetzt schon von meinem Job geschmissen werden, wenn man die Bedeutung von Ayreh Feek weiß.

Genau, ich habe das 'Jobangebot' angenommen - also arbeite ich jetzt wie geplant einen Monat lang hier weiterhin als Praktikantin, aber habe eine neue Chefin die ich assistieren werde. Ab nächsten Monat bin ich selbst eine Reporterin von Eurosport! Es hat eine Menge Mühe gekostet, insbesonders meinen Vater und Bruder zu überreden, aber letztendlich stimmten sie zu. Sie vertrauen mir.

Ali ganz dagegen hat nicht zugestimmt. Er möchte nicht, dass ich hier arbeite. Ich verstehe seinen unnötigen Machoismus nicht, nur weil ich nach meiner Praktikaphase noch hier fest arbeiten werde, dass er so ausrastet. 'Da sind Halbnackte Männer, was willst du dort täglich arbeiten?!' - seine Worte.

„Entschuldigung!“, fragte ich eine Dame, die im zweiten Stock des Gebäudes, die Treppen nach unten eilte. Im Erdgeschoss war der Boxring, im zweiten gab es sozusagen 'ein Loch in der Mitte' sodass man von oben auch den Boxring sehen kann. Im Obergeschoss hatte das Eurosport - Team  ihren Sitz, es war wie ein einfaches Büro gestaltet. Unten waren jedoch die Boxer, Sportler, Trainer und so.

Die Dame drehte sich um, und beäugte mich mit kritischen Blicken. Hallo, es kann mal jedem passieren, dass man ein bisschen Kaffee über sich schüttet? Okay bei mir war es vielleicht ein bisschen mehr als wenig.

Könnten Sie mir bitte sagen, wo die Damentoilette ist?“

„Das“, sie zeigt mit den Papieren in ihrer Hand auf mein Top, „Können Sie sicherlich nicht mehr jetzt anziehen.“

„Ich habe leider keine Ersatzkleidung dabei.“, seufzte ich, während ich meinen schwarzen Trenchcoat anzog, damit der riesengroße Fleck bedeckt war.

„Gehen Sie ins Erdgeschoss, neben den Umkleiden von den Herren ist eine Umkleide für Damensportler, fragen Sie dort Mal nach.“, und schon huschte Sie weg.

Vielen Dank- und wo sind diese verdammten Umkleiden?!

Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr, die 7:00 Uhr anzeigte. Nach einer halben Stunde beginnt die Arbeit, also muss ich schnell sein.

Nun machte ich mich auf den Weg, diese Umkleiden zu finden. Bis jetzt hatte ich nur paar Leute gesehen, die wahrscheinlich jetzt in ihren Büros sind. Die riesengroße Halle war wie leergefegt. Wie toll.

Wieder ging ich in den Erdgeschoss und suchte hilflos nach diesen Umkleiden - oder Toiletten.

Man konnte sich blind hier verlaufen. Es gab so viele Gänge, die alle gleich aussahen. Ohne zu wissen, was mich erwartet, bog ich in einen ein. - Aber keine Angst, es ist nicht der vom letzten Mal. Da bin ich mir sicher.

„Hallo?“

Natürlich ist niemand da.

Plötzlich hörte ich etwas zerbrechen.

Jemand ist da.

Ich wagte es ein paar Schritte nach vorne zu laufen, wobei ich so leise wie ich konnte ging. Das Geräusch kam vom Ende des langen Flures. Ist etwas umgefallen?

Keine Panik Cheyenne.

Und nochmal. Wieder zerbrach etwas. Was passiert dort? Jetzt hörte ich schweres Atmen.

Ich sollte zurückkehren.

Aber ich bin zu neugierig!

Ich ging weiter, und sah einen Raum, dessen Wände aus Glas waren. Er war sehr groß, und im Raum waren viele Sportgeräte zum trainieren. Viele Boxsäcke, Laufbände, Gewichte und andere übliche Geräte, die auch in normalen Gyms sind, waren dort. Die Lichter waren Spotlights, weshalb es sehr hell war.

Aber ein ganz bestimmter Boxer stand ganz zornig vor einem kaputten Spiegel, dessen rechte Hand blutete.

Sofort ging ich durch die Tür, zum Mann. Hielt jedoch noch einen gewissen Abstand, vor Angst, er würde gleich auch mich umhauen. Seine linke Hand ist zu einer Faust geballt, seine Augen fest geschlossen.

„Geht's İhnen gut?”, fragte ich den Sportler vor mir besorgt. Er hatte eine schwarze Jogginghose an, die er mit einem Unterhemd kombiniert hatte. Seine weißen Sportschuhe hatten ebenfalls etwas vom Blut abbekommen. Aber wie kann man trotzdem so attraktiv aussehen? Seine schwitzigen Wellen klebten an seiner Stirn.

„Ja”, antwortete er erst kalt, öffnete danach seine fest geschlossenen Augen. Als er zur Seite, zu mir blickte, erkannte er mich wahrscheinlich vom Interview wieder. Dardan war überrascht, wäre ich an seiner Stelle auch.

„Sie sollten ins Krankenhaus - İhre Hand blutet sehr stark! Und İhre Wange blutet auch! Was wenn ein Splitter eingedrungen ist?”, nun trat ich besorgt näher, und schaute kritisch seine blutende Wange an. Wieder sein typischer Geruch von seinem Aftershave stieg mir in die Nase. Er roch auch so als er mich geküsst hatte..
Wahrscheinlich ist - während er in den Spiegel geschlagen hat - ein Splitter an seine Wange gekommen.

Als er jedoch seinen Kopf ein wenig zu meiner Pulsader am Hals näherte, trat ich einen Schritt zurück.

„Sie vergessen, dass ich ein Boxer bin.”, schüttelt er jetzt leicht schmunzelnd seinen Kopf, „Mir geht es gut”

„Auch Boxer brauchen Verbände. Wie wollen Sie mit so einer Hand boxen?”, stemmte ich nun meine Hände in meine Hüften, wobei die Schleife meines Trenchcoats sich öffnete. Der nasse braune Fleck war sichtbar, was er natürlich sah.

Sofort weiteten sich meine Augen und ich band meinen Trenchcoat wieder. Beschämt sah ich weg, mein Gesicht war ganz heiß. Mein Herz schlägt schon seitdem ich ihn wieder gesehen habe unnormal schnell, die Szene von vorgestern spielte sich wieder in meinem Kopf ab.

Er lachte jetzt leise. Gerade eben hat er noch diesen Spiegel umgehauen? Hat er aber Stimmungsschwankungen.

„İch muss nicht ins Krankenhaus. Sie übertreiben.”, er beäugte seine Hand, aber beugte sich auf den Boden, und hebte sein iPhone wieder auf. Das Display vom Handy sah auch nicht prickelnd aus.

Nun war ich diejenige, die schmunzelte. Er erinnert mich an meinen Bruder, Malik ist genau wie er. Er ist oft in Prügelei beteiligt, und ich habe ihn immer gezwungen sich hinzuhocken, damit ich seine Wunden versorgen könnte.

„Es geht mich ja nichts an, es ist İhre Hand.”

Als ich mich abrupt drehte, um den Trainingsraum zu verlassen, ging mir nur eines durch den Kopf: Cheyenne was geht dich seine Hand an? Soll er doch machen was er will, was denkst du dir dabei, überhaupt zu ihm zu gehen?

Doch eine Hand hielt mich ab, diesen - nach meiner Meinung - zu heißen Raum zu verlassen.

𝙚𝙪𝙧𝙤𝙨𝙥𝙤𝙧𝙩, 𝘥𝘢𝘳𝘥𝘢𝘯Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt