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„BISMILLAH- GOTT HAT MEINE GEBETE ERHÖRT!“

Genau, mein Boxkampf Fanatiker und gleichzeitig Dardan-Fan Bruder, rastet gerade aus, da er den Albaner vor der Krankenhaustür gesehen hat.

Dardan sah nur verwirrt rein und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er wollte gerade wieder ins Boxstudio zurückfahren, jedoch hat mein Bruder ihn mit mir reden sehen. Wahrscheinlich wollte er nach mir sehen kommen.

„Lass mich dir deinen größten Fan vorstellen - mein Bruder Malik.“, lächelte ich nun, während mein Bruder strahlte und immer noch sich selbst zwickte um klar zu kommen, dass er gerade Dardan Mushkolaj echt sah.

„Freut mich.", reicht Dardan freundlich seine Hand meinem Bruder, der sofort einklatscht.

„Ich- ich schaue deine Kämpfe seit Jahren an- Du bist echt der Hammer man!“, stottert mein Bruder, woraufhin ich lache. Ich kenne ihn so unsicher gar nicht - normalerweise macht er immer auf so selbstbewusst und maskulin.

Ein Todesblick von der Seite meines Bruders, und ein warmes lächeln vom Albaner waren die Reaktion auf mein Lachen.

„Danke Bruder, ich geb mein bestes.“, redet der ein wenig größerer Mann vor mir weiter, wobei er seine Hände in seine Jogginghose steckte.

Die zwei großen Männer redeten weiter vor mir, sie verstanden sich richtig gut. Ich bemerkte, dass sie dieselben Interesse und Vorlieben teilten. Es kam sogar so weit, dass Dardan seine Nummer meinem Bruder gab. Und hey, die hab ich sogar noch nicht bekommen.

Jedoch nach einigen Momenten kam mein Ex-Verlobter  nach draußen. Seine Augen rot, wahrscheinlich hat er geweint, und hatte ein gefälschtes lächeln aufgesetzt.

„Aşkım? Malik? Was macht ihr denn hier so lange?“, und schon wollte ich weg von ihm, jedoch hatte dieser Hund schon seine Hand auf meine Hüfte gelegt.

Am liebsten würde ich ihn von mir weg schubsen. Ihn anschreien. Ihn anzeigen gehen am besten.

Mir wurde übel.

„Ey Bruder, schau mal wer vor uns steht! Dardan- Dardan Mushkolaj! Der Boxer!“

Während Malik voll begeistert auf Ali einredete, blickte Ali Dardan nur kritisch an. Dasselbe galt auch andersrum, Dardans Blick ruhte auf Ali's Hand auf meiner Hüfte.

Nachdem sein Vater aus dem Krankenhaus raus ist, wird der sehen. Was denkt er nur? Wie kann er mich nur wagen anzusehen schweige berühren!

„Aha, ich bin Ali, Cheyennes Verlobter. Bald ist inshallah die Hochzeit, wir erwarten dich gerne auch.“, reichte Ali ihm die Hand, die Dardan mit hochgezogenen Augenbrauen schüttelte.

Ich rollte meine Augen, drückte mich ein wenig weg von Ali, der mich jedoch festhielt. Malik bemerkte elhamdülillah nichts, aber Dardan ballte seine rechte Hand in eine Faust.

„Ich muss ins Studio, trainieren für Eurosport. Cheyenne, wir sehen uns morgen.", meinte er nun zu mir, wirkte kalt. Von dem Dardan gerade eben ist keine Spur mehr wiederzuerkennen.

"Und Malik, komm mal im Studio vorbei, würd mich freuen.", und mit diesen Worten ging er in Richtung seines dunkelblauen Autos. Natürlich war mein Bruder gerade auf Wolke 7, wobei ich ihn auch umarmte. Er hatte diesen Moment schon lange erträumt.

„Ali! Ali- Cheyenne und Malik! Kommt schnell!“

Wer schreit da hinten rum? Die Stimme kam vom Eingang des Krankenhauses, und gehörte zu der Mutter von Ali.

Sie schluchzte, atmete unreguliert und wusste nicht, wohin mit ihren Händen. Wir alle erahnten schon das schlimmste, und rannten zu ihr, mit ihr in das Krankenhaus.

Wie musste es sich anfühlen, in Koma zu liegen?

Wie lang konnte sowas dauern?

Ist man wenigstens glücklich in seinen Träumen?

Träumt man überhaupt?

Genau, mein Schwiegervater - nein! - der Vater meines Ex-Verlobten, liegt in Koma. Die Ärzte wissen nicht, wie lang dies andauern könnte und jeder ist verzweifelt.

Ich weine auch. Egal wie scheiße Ali's Tat war, sein Vater ist ein ganz gutherziger Mensch. Er liebt mich als seine leibliche Tochter, ich ihn so wie mein leiblicher Vater.

„Ali! Wieso bringst du mein Mädchen nicht raus- Die Arme ist ganze Zeit am lernen! Seit langer Zeit kommt sie das erste Mal wieder zu dir, Junge! Und du sitzt hier wie ein Nichtsnutz, yallah! Raus mit euch zwei!“

So hatte er reagiert vor ein paar Monaten, als ich zu ihnen kam, und Ali mit meinem Bruder gezockt hatte. Er hatte mir dabei gezwinkert, wobei er mit seinem Gehstock die Konsole aus Ali's Hand zum fallen brachte. Natürlich hörte Ali auf seinen Vater und wir gingen zusammen dann in einen Park und aßen in einem kleinen Restaurant.

„Cheyenne?“

Meine Mutter riss mich aus meinrm Kopfkino, die schöne Erinnerung verblasste wieder vor meinen Augen.

„Komm, Malik fährt dich heim. Du bist morgen in der Arbeit.“, flüsterte sie, sodass man sie fast nicht hören konnte.

„Ali?“ Ich hasste mich dafür, dass ich seinen Namen aussprach. Ich hasste mich dafür, dass mein Herz wieder zu weich war. Ich hasste mich dafür, dass ich kurz seinen Betrug vergaß.

Aber er sah hoch. Er saß still auf dem Boden, gelehnt an die eiskalte Krankenhauswand. Ich ging ein paar schwere Schritte zu ihm, trocknete meine Tränen und atmete tief ein. Nun kniete ich mich zu ihm hin, nahm seine Hand in meine. So verzweifelt hatte ich ihn noch nie gesehen, er war am Boden zerstört.

Er ist immernoch ein Mensch. Mit einem Herzen. Vielleicht ist er nicht der beste Mensch, nicht der Mann der mich verdient, aber trotzdem werde ich jetzt für ihn da sein.

Wortlos umarmte ich ihn, wobei es mich innerlich zeriss, als er in meine Halsbeuge weinte. Wie er mich fest umarmte, wie er zitternd meinen Duft einatmete, wie er schluchzte...

Und so lag er dieses Mal in meinem Armen, wobei es immer andersrum gewesen war. Suchte nach Schutz, Geborgenheit und Vertrauen.

Aber er wusste ganz genau, dass es die letzte Umarmung meinerseits für ihn gewesen war.

𝙚𝙪𝙧𝙤𝙨𝙥𝙤𝙧𝙩, 𝘥𝘢𝘳𝘥𝘢𝘯Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt