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„Kann es sein, dass du schon als Kind so aggressiv warst?", schüttelte ich leicht meinen Kopf, als ich ihm den Eisbeutel auf seine rechte Schläfe drückte.

Er hatte sich schon längst auf seine Couch geschmissen, und seine Augen waren geschlossen. Zumindest ist er jetzt ruhiger, vor einer Stunde sah das alles noch ganz anders aus.

Und vor allem, als Frau Díaz auch nicht nicht bei ihm stand, sondern den Fußballer versorgte, stampfte er wutentbrannt aus dem Restaurant. Verständlich.

Was ich nun in seinem Haus zu suchen habe? İch schwöre, ich habe keine Ahnung. Er sah so aggressiv aus, ich konnte ihn nicht so Autofahren lassen.

İch weiß, ich bin nicht sein Babysitter oder seine Mutter, aber ich würde es bei jedem anderen genauso tun. Oder?

„Kann sein.", war seine einzige Antwort, seine mandelförmigen Augen waren immernoch geschlossen. Seine braunen Haare waren durcheinander, sein schönes Gesicht war mit lilanen Prellungen und leicht blutenden Wunden versehrt. So nah ihn auszumachen können, gab mir ein aufregendes (?) Gefühl. Seine einzelnen Muttermale, seine langen Wimpern, sein Stoppelbart, Augenbrauen.. er ist anders hübsch.

„İch sollte dann Mal gehen.", seufzte ich und ließ meinen Blick von ihm auf das Wohnzimmer schweifen. Er lebt high class, keine Frage. Alles sieht hier drin so teuer aus, allein die große, mit dem Wohnzimmer verbundene Küche ist eine wie von den Filmen geschnitten. Generell war alles in seiner Wohnung schwarz gehalten, wobei nur die Wände weiß waren. Er war nicht so sehr der Bildertyp, sondern hatte manche Urkunden an der Wand hängen - und eine riesige Albanien Flagge.

„Bleib.", nun sah er mich an, „Wenn ich alleine bin, dann kreisen meine Gedanken nur um-", er stoppte. Dardan atmete tief ein und es trat eine Stille ein.

Es wunderte mich, dass der Albaner wollte, dass ich eine Weile noch blieb.

Kurz nahm ich mein Handy aus meiner Hosentasche, und blickte auf mein Display. Es ist kurz nach 3 Uhr nachmittags. Meine Schicht endet aber heute erst um 16 Uhr. Eigentlich müsste ich zurück zur Arbeit.

„Meine Schicht ist heute leider bis vier.", lege ich den Kühlakku nun zurück auf den kleinen Tisch vor der Couch.

„Mach dir darum keine Sorgen. İch kümmere mich darum - wenn du auch bleiben möchtest. Kein Zwang.", setzt er sich auf, wobei er seine muskulösen Arme auf der Couchlehne anlehnt.

Ya Allah, wieso ist dieses schlechte Gewissen in mir?

„Okay, aber unter einer Bedingung.", lehnte ich mich an die Couch, während unsere Beine sich leicht streiften. İch saß zwar mit Abstand zum liegenden Boxer, aber trotzdem sahen meine Beine schrecklich kurz neben seinen aus.

Er bemerkte dies und schmunzelte. „Was für eine Bedingung?"

„Du sagst niemandem, dass ich hier war. Frau Díaz wird mich lebendig ins Grab legen- allein ihr Blick, als ich dir gefolgt bin!", ich erinnerte mich an ihren giftigen Blick, was mir einen kalten Schauer jagte. Während er mir zuhörte, nahm ich einen schwarzen Haargummi, mit dem ich meine Haare hoch in einen hässlichen messy bun bindete. Sorry aber, die dicken Haare im Sommer sind offen einfach eine Qual.

„Das nennst du Bedingung? Geht klar.", wieder biss er sich auf seine Lippe wie heute morgen, „Willst du was trinken?" Gentlemanhaft.

„Gerne. Aber wie wäre es, wenn wir etwas essen? İch konnte in diesem Restaurant vor lauter schreiben nichts essen!", maulte ich, als ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte. Mein Bauch knurrte schon leise - und glaubt mir, wenn ich Hunger habe, kann ich sogar agressiver als Herr Mushkolaj vorhin werden.

„İch habe nichts gekochtes daheim, aber kann was bestellen wenn du magst. Was willst du essen?", er suchte nach seinem Handy, was ich ihm von meiner Tasche gab. Sein armes Handy war während der Schlägerei wieder zu schaden gekommen. Wahrscheinlich hält ein Handy bei ihm Maximal 2 Tage oder so.

„Danke", stöhnt er, nachdem er das kaputte Display erkannte, „Das war eigentlich neu."

İch lachte auf seinen Kommentar. „Ernährst du dich oft von Essen von draußen?"

Dardan überschlug seine langen Beine, und antwortete: „Ja, kann nicht so besonders kochen. Nur so basics wie Nudeln und Spiegelei." Der junge Mann wirkt ein wenig ertappt vor mir, es muss ihm peinlich sein, nicht besonders kochen zu können.

„Du bist Sportler!", meinte ich verwirrt, „Du solltest dich gesund ernähren. Meine Mumya meint immer, dass das Essen von draußen ungesund ist, da du die Zubereitung nicht siehst."

Er hebt seine Augenbrauen, und lacht nun auch. Das Lachen steht ihm mehr als das wütend sein. Die kleinen Grübchen die sich an seinen Wangen bilden-

„Soll ich bei deiner Mutter zum Kochkurs kommen?", spaßt er nun, woraufhin ich auch lachen muss. İch boxe ihm auf den Oberarm, woraufhin er 'Aua!' keuchte. Sofort blickte ich besorgt ihn an, und setze mich auf.

Scheiße- Cheyenne er hat sich neu geprügelt!

„Es tut mir leid- geht es dir gut?", panikvoll hob ich den Ärmel seines grauen T-Shirts hoch, aber sah keine Prellung oder sonst irgendwas. Dardan prustete nun los.

Was für ein ehrenloser- İch hatte hier gerade noch Schuldgefühle!

„Haha sehr lustig.", blickte ich ihn nun mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Aber als er weiter lachte, fühlte ich mich nur noch schlechter. İch stand auf und wollte meine Tasche ergreifen. Aber er hielt mich zurück, und schon einen Augenblick später, stand er vor mir.

„War nur ein Spaß, chill mal.", meinte er nun auch Ernst. İch sah ihm nicht in die Augen, „Das war alles andere als lustig!"

Er stöhnte und rollte seine Augen. „Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Cheyenne, ich bin ein Boxer, so ein kleiner Boxer tut mir nicht weh."

Wieso haben seine Worte einen so starken Einfluss auf mich? Da er heute einen schweren Tag hat, wollte ich die Sache auch nicht in die Länge ziehen. Würde mein Bruder so einen Witz machen, würde ich ihn aus Wut ignorieren - aber bei Dardan kann ich das irgendwie nicht.

Mein Herz schlägt wieder schnell. Wieso? Weil er meine Hand hält? Weil er sich entschuldigt? Weil er so nah an mir ist? Was wenn er meinen Herzschlag hören kann?

„Angeber.", sah ich ihm jetzt in die Augen, und fragte ihn, „Hast du Lust auf Köfte mit Reis? (Köfte ist ein türkisches Gericht, auf Deutsch: Frikadellen)"

„Was ist Kiofte?", sprach er es falsch aus.

„Türkische Frikadellen?", ich blickte ihn hoffnungsvoll an, dass er es vielleicht doch kennen würde. Aber vergeblich.

Dardan sah mich immernoch schief an, woraufhin ich seine Hand ergriff und ihn in die Küche zog.

𝙚𝙪𝙧𝙤𝙨𝙥𝙤𝙧𝙩, 𝘥𝘢𝘳𝘥𝘢𝘯Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt