Kapitel 6

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Neben Potter, der mich weiterhin anstarrte, als wäre ich ein Gespenst, war ein helles Leuchten erschienen.

Bei genauerem Hinsehen, erkannte ich ein Tier, eine Hirschkuh. Das war also mein Patronus, aber warum verhielt sich Potter so komisch? Was noch viel schlimmer war, war die Erinnerung, die den Patronus erzeugt hatte. Ich hatte an ihn gedacht. An James Potter und unseren Kuss!

Eigentlich hatte ich mich auf Petunia konzentrieren wollen, doch auf einmal war die Erinnerung an den Kuss wieder in meinem Kopf, so real und intensiv, wie nie zuvor.

Die Hirschkuh verblasste und ich nahm meine Umgebung wieder wahr, somit auch Potter, in den wieder etwas Bewegung gekommen war.

»Was ist los?«, sein Verhalten war so merkwürdig, dass ich nicht daran dachte ihn anzumeckern.

»Dein Patronus«, stammelte er.

»Was ist damit?«

»Die Gestalt, die er annimmt, hat mich nur überrascht«, er hatte sich anscheinend wieder gefasst.

»Warum das denn? Welche nimmt den dein Patronus an?«, jetzt war ich genervt. Konnte er nicht einfach mit der Sprache herausrücken?

»Das willst du glaube ich nicht wissen«, murmelte er ausweichend.

»Doch, jetzt erst recht. So schlimm kann sie doch nicht sein«, abwartend schaute ich ihn an.

»Ich habe dich gewarnt«, mit diesen Worten zückte er seinen Zauberstab und während er den Zauber murmelte, verzog sich sein Gesicht konzentriert.

Zuerst kam nur weißer Rauch aus seinem Zauberstab, der allerdings nach und nach eine Form annahm.

Ich blinzelte. Erst einmal. Dann zweimal.

Sein Patronus war ein Hirsch! Meiner eine Hirschkuh!

Was bedeutete das? In Gedanken machte ich mir eine Notiz in der Bibliothek mehr über Patroni herauszufinden.

Abwartend schaute Potter mich an.

»Wie kann das sein? Das ist bestimmt nur Zufall, oder?«, meine Stimme klang bei weitem nicht so fest, wie ich es mir gewünscht hatte.

»Woran hast du gedacht?«, fragte er zögerlich.

Das würde ich ihm ganz bestimmt nicht verraten!
»Das geht dich nichts an«, teilte ich ihm, nicht gerade freundlich, mit.

»Okay«, sagte er und verschwand dann ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer.

Ich konnte zwar nicht mehr in die Bibliothek, denn es war bereits Sperrstunde, aber wozu hatten wir unsere eigene kleine Bibliothek in dieser Wohnung.

Ich stand auf und trat näher an das Regal, um die Buchrücken genauer zu betrachten.

Es gab Bücher zu allen möglichen Themen, wie Verwandlung, Geschichte und Zauberkunst, aber auch welche über magische Tierwesen.

Zwischen Zaubertränke leicht gemacht und Verwandlung für Fortgeschrittene entdeckte ich einen Titel, der interessant klang.

Höhere Magie und ihre Bedeutung.

Ich zog das Buch aus dem Regal und kroch zurück auf das Sofa, während ich das Buch aufschlug.

Im Inhaltsverzeichnis waren die vielen Zauber aufgelistet, die das Buch erklärte, darunter auch der Patronus.

Neugierig schlug ich die angegebene Seite auf und fing an zu Lesen.

Der Patronus ist ein Zauber, der manch ausgebildeten Hexen und Zauberern auch heute noch nicht gelingt. Die Gestalt eines Patronus spiegelt die innere Persönlichkeit, desjenigen wider, der den Zauber gesprochen hat. Auch die Gefühle, die man für jemanden empfindet, spielen in die Gestalt des Patronus mit hinein. So haben Seelenverwandte oft Patroni, die zueinander passen, meistens Männchen und Weibchen einer Art. Dieses Paar spiegelt die Empfindungen der Hexen und Zauberer und trägt diese nach außen.

Potter und Ich? Niemals! (Jily)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt