Der Duft der Freiheit

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Anstatt in meine Kammer zu gehen, oder wie die Elben es nannten: Gemach, ging ich Richtung Tageslicht. Lächerlich, also ob ich mich in ein Leben hinein zwängen lassen würde. Das kann jeder, vorallem Thranduil, gleich vergessen. Ich schleiche in den Schatten der Felswände des Kellers, neben mir der rauschend wilde Nachtwaldfluss, obwohl mich hier sowieso niemand sehen würde. Einmal noch nach rechts und ich spüre schon die frische Abendbrise auf mich zu wehen. Ich rieche den Duft von Gräsern, noch bevor ich das gartenähnliche Gelände vom Waldlandreich erspähe.

Vereinzelt stehen einige Birken und alte Eichen in etwas Abstand zu einander. Die Gräser sind hoch gewachsen und an den Enden leicht ausgetrocknet. Alles wirkt sehr idyllisch in der Ferne sehe ich die Mauern des Reiches. Ich bin mir sicher das da ein paar Wachen sind, was mir mein Vorhaben erschwert, denn ich will möglichst ungesehen bleiben, deshalb ziehe ich mich auch in den Schatten zurück um erstmal einen Weg zur Mauer zu planen. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Oh nein! Ist jetzt mein ganzes Vorhaben zunichte?! Wer hindert mich jetzt noch endgültig mein eigenes Leben leben zu können. Langsam drehe ich mich um. Ich ahne es schon: Tauriel. Ihre langen roten Haare fallen ihr in leichten Wellen über die Schulter bis zu ihrer Hüfte.

Wie Legolas ist sie vollstens ausgestattet mit Waffen und Ausrüstung. Offensichtlich hatte sie gerade noch eine Kampfstunde gehabt, denn erst jetzt merke ich die kleinen Schweißtropfen auf ihrer Stirn. Sie ist jünger als ich und Legolas, aber wenn sie erwachsen ist hat sie vor eine Wache zu werden. Sie trainiert schon sehr Fleißig dafür. Ob Thranduil das gut heißen wird weiß ich nicht. Aber Tauriel ist guter Hoffnung, die ich ihr nicht entnehmen möchte. Also was bitte macht sie hier unten im Keller? 

„Solltest du nicht Kampfunterricht haben?“, frage ich deshalb. „Ach was, ist schon vorbei. Aber warum verbirgst DU dich in Schatten und starrst hinaus in den Wald?“, fragt sie natürlich berechtigt. Ein verschmitztes Funkeln liegt in ihren Augen.

Sie ahnt das sie mich bei etwas ertappt hat und macht sich dem nun zu nutzen: „Was wird wohl Thranduil sagen, wenn er hört, das du statt bei ihm und den hübschen Elbenmännern dich hier unten in den Schatten versteckst. Noch dazu in voller Montur.“ „Ja, ich weiß, aber ich kann hier in diesem Gefängnis nicht mehr leben. Denn das ist es was das hier ist!“ Tauriel sieht mich nun bedröppelt mit ihren grünbraunen Augen an.

„Du willst von hier verschwinden, nicht wahr?“

Jetzt bin ich diejenige die sie lange anschaut: „Ja, du kannst mich nicht aufhalten.“

„Dann soll es so sein“, meint sie bloß. „Ich helfe dir. Auf den Außenmauern sind Wachen aufgestellt, die werde ich ablenken.“ 

„Danke Tauriel, ich werde dir ewig dankbar sein!“

Tauriel nickt mir zu, dann tritt sie aus den Schatten und läuft über große Baumwurzeln hinweg zu den Wachen. Ich kann gerade noch erkennen wie sie anfängt mit den Wachen zu diskutieren. Womit sie wohl die Wachen ablenkt? Ich weiß es nicht und sollte lieber schleunigst von hier verschwinden. Ich trete auch aus den Schatten ins Tageslicht aber schleiche leise weiter geduckt Richtung südliche Mauer. Die Wachen sind immernoch mit Tauriels wohlbekannten Redeschwall beschäftigt sodass ich mit einem gekonnten Sprung von einem Felsen auf der Mauer lande und mich festklammere. Der Wald ist mit noch älteren und größere Eichen bewachsen. Jeder Zentimeter des Waldbodens ist mit Wurzeln bedeckt.

Oh weh, das wird ein anstrengender Fußmarsch. Ein Blick zurück versichert mir das niemand mich gesehen hat und daraufhin springe ich von der Mauer in die Freiheit. Leichtfüßig lande ich auf dem weichen Waldboden. Ich atme tief ein, der Duft nach Freiheit. Ob jede Kreatur auf der Welt diese Freiheit richen kann? Ich laufe los, immer der Nase nach, ich sollte mich beeilen, da bald Nacht ist und ich ein Schlafplatz findet sollte. Plötzlich sagt mir mein Gefühl, das ich mich noch mal umdrehen sollte. Und tatsächlich: Tauriel steht auf der Mauer und lächelt mir zu. Ihre langen Haare wehen in der Abendbrise. Dann winkt sie mir kurz zu und geht wieder. 

Ich werde sie vermissen, ihre offene, nette Art.

Jetzt bin ich endgültig allein.

Aber es fühlt sich nicht so gut an wie ich es mir vorgestellt hatte.

Eine etwas andere ReiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt