Wo bin ich hier?

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Immer noch aufgebracht, marschierte Ally über den gepflasterten Weg zu ihrem Auto, obwohl sie sogar angedacht hatte, eventuell seit Ewigkeiten mal wieder über Nacht zu bleiben und sich nicht mit einer erneuten Ausrede per Notizzettel einfach davonzuschleichen, sobald er eingeschlafen war. Dass es schließlich in einem ersten richtigen Streit enden würde, hatte Ally am allerwenigsten gedacht.
Jimmy winkte ihr noch zum Abschied kurz zu, als Ally durch das Tor nach draußen ging. ‚Wenn du wüsstest..., dachte sie nur. Es war eine milde Nacht, und der Mond schien in seiner vollen Pracht vom Himmel. Nachdenklich sog sie die frische Luft tief ein und wieder aus, bevor sie sich zu ihrem Auto begab.

Dieses ganze Spiel, was sie hier trieb war unheimlich nervenaufreibend. Es war ermüdend und anstrengend sich immer wieder neue Gründe zu überlegen, weshalb sie nicht mit ihm schlafen konnte oder weshalb sie lieber zu Hause schlafen wollte. Aber er akzeptierte es, was sie sehr zu schätzen wusste, denn die Frustration über den fehlenden Sex war ihm schon anzumerken. Und heute war anscheinend der Moment gekommen, indem das Fass endgültig übergelaufen war.

Aber so weit kam es noch, dass sie nach all dem mit ihm schlief. Es war schon schlimm genug, dass sie ihn küssen musste. Immerhin wurden durch seine Nähe ihre Gefühle ihm gegenüber jedes Mal aufs Neue entfacht und das wollte sie nicht!

Den Schlüssel schon im Schloss, spürte sie plötzlich eine Wärme in ihrem Rücken und einen unbekannten Geruch, der ihr fremd war und sie sofort einschüchterte. Doch noch bevor sie sich umdrehen, um das Gesicht dieser Person erkennen zu können, hatte ihr eben jene ein Tuch auf Nase und Mund gedrückt und sie innerhalb kürzester Zeit ins Traumland geschickt.

[...]

Die Blondine spürte einen harten Untergrund unter sich, welches ein leises raschelndes Geräusch von sich gab, als sie ihre Finger das erste Mal seit gewühlten Ewigkeiten wieder bewegte.

Es dauerte ein bisschen und sie brauchte mehrere Anläufe, um ihre Augen zu öffnen. Tief atmete sie ein und spürte dabei einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf und ihrem Brustkorb. Ihr verschwommener Blick wurde mit der Zeit immer schärfer, doch das Einzige was sie sehen konnte ist eine graue Decke und graue Wände.

Bis auf ihre Finger und ihre Zehen, konnte sie ihre anderen Gliedmaßen nur schwer bewegen, was vermutlich auch an den Fesseln liegen konnte und es erschöpfte die junge Frau ungemein, sodass sie schließlich aufgab und es sein ließ.

„Wo bin ich?", murmelte sie leise und versucht ihre Atmung zu kontrollieren. Der pochende Schmerz durch das Einatmen wollte einfach nicht nachlassen.

Das Letzte an das sie sich erinnerte, war der Streit mit Marco, der sie so aufgeführt hatte, dass sie einfach gegangen war.
„Marco...", flüsterte sie und spürte, wie erneut eine einzelne Träne ihre Wange hinabwanderte.

Unauffällig sah sie sich noch einmal um, konnte aber keine weitere Person entdecken, weswegen sie kurz darüber nachdachte nach jemandem zu rufen. Vielleicht war sie vor lauter Adrenalin ohnmächtig geworden und jemand hatte sie gefunden und in ein Krankenhaus gebracht?

Aber solange sie sich nicht einmal sicher war, wo sie überhaupt war, machte es auch keinen Sinn nach jemandem zu rufen.

Stumm ließ sie sich ihre Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen, wurde dabei aber immer unruhiger. Was wenn sie doch nicht in einem Krankenhaus war? Was wenn Marco etwas im Schilde führte und er sie für irgendwas spezielles benötigte?

Doch was dann kam, übertraf alle ihre Sorgen. Ally musste wieder eingeschlafen sein, denn sie wurde geweckt als ein lautes Geräusch sie aufschrecken ließ. Die Kopfschmerzen waren etwas verschwunden, doch das stechende Gefühl in der Brust nach wie vor da.

Undercover (MarcoXOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt