Lebewohl, Marco

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Inzwischen waren die Schatten unter Marcos Augen so dunkel wie die Nacht selber, sein Bart ungepflegt und seine Wangen eingefallen. Zudem hatte er mindestens 10 Kilo abgenommen.
Über einige Kontakte hatte er erfahren, dass Ally seit ein paar Tagen das Krankenhaus verlassen hatte und obwohl er sich darüber freute, diese Trennung setzte ihm doch mehr zu als er es jemals gedacht hätte.
Thatch, Ace und Izo kamen gelegentlich bei ihm vorbei, um ihn wenigstens etwas abzulenken, da er außer arbeiten, Kaffee trinken und ins Leere starren, kaum noch etwas anderes tat. Seine Laune war unterirdisch und seine Reizschwelle sehr schnell erreicht.

Wenigstens hatte er nicht vergessen, wie eine Dusche funktionierte, stellte Ace mal wieder erleichtert fest, als er neben Marco und Thatch am großen Esstisch saß und einige Akten durchging. Denn leider war es ihnen immer noch nicht geglückt, alle Mitglieder aus Teachs Bande zu beseitigen oder verhaften zu lassen, damit sie ihre gerechte Strafe für den Verrat an ihnen bekamen.

„Hast du Ally eigentlich jetzt noch einmal sprechen können?", fragte Ace vorsichtig an, denn dieses Thema war ein ganz sensibles das war ihm klar, aber die Neugier war an der Stelle einfach größer.

„Nein."

„Ich frage mich, wo die Bullen bleiben. Hina hatte doch so groß rumposaunt, dass sie uns festnehmen wird." Thatch gähnte, während er seine Arme hinter dem Kopf verschränkte. Anders als Ace und Izo, war er fast durchgängig bei Marco und blätterte Nacht für Nacht die Akten mit ihm durch, nach Hinweisen, denn immerhin war auch er ein Opfer von Teach und seinen Leuten gewesen. Doch bisher war die Suche leider ergebnislos. Es war wirklich zum Haare raufen, dass sie diesen Kuzan einfach nicht zu fassen bekamen, vor allem weil er anscheinend undercover als einer von Hinas Kollegen arbeitete und es einfach keine Beweise gegen ihn gab. Er war gerissen und hatte jahrelange Erfahrung im verstecken spielen, da wären so manche Kinder neidisch. Mit Hinas Hilfe, würde es sicherlich leicht sein, ihn zu fassen, aber wenn Thatch damit zu ihr käme, dann wäre er schneller tot, als er überhaupt etwas hätte sagen können. Es tat ihm leid, sie so enttäuscht zu haben aber anders als Marco, hatte er es bewusst getan. Nicht umsonst hatte er nie mehr zugelassen als die körperlichen Aktivitäten.

„Ally, hat es sich noch einmal anders überlegt, und nicht gegen uns ausgesagt", murmelte Marco, den Blick weiter in seine Kaffeetasse gerichtet.

„Nicht?"

„Aber sie hat doch sicherlich Bilder der Akten oder Sprachaufnahmen oder irgendwas. Wenn Ally schon so lange von all dem wusste, dann wäre sie meiner Meinung nach blöd wenn sie das nicht hätte..."

„Ally hat Hinas Wanze nie zum Einsatz gebracht. Zumindest hat Hina mir das so gesagt... und nur die Fotos reichen als Beweis nicht aus, immerhin hätten die Akten auch von jedem anderen kommen können, yoi. Aber ich weiß, dass Ally meine Waffe gefunden hatte, denn sie lag nicht mehr so da, wie ich sie sonst immer verstaue. Sie hätte sie locker zur Polizei bringen können, hat aber auch das nicht getan."

„Was für eine Frau", murmelte die Brünette.

Thatch war schwer beeindruckt von ihrer sozialen und überkorrekten Ader und definitiv sicher, dass sie zu gut für den Blondschopf war. Für jeden von ihnen. Aber ihre Freundin überraschte ihn mindestens genauso. Denn Hina war vor ein paar Tagen noch so wütend gewesen und sich jetzt hinzustellen und auf die Verhaftung zu verzichten, bloß weil sie ihre Freundin nicht hintergehen wollte, zeigte von großer Stärke. Er kannte Hina durch ihre gemeinsamen Nächte ganz gut, auch wenn sie nicht viel miteinander gesprochen, sondern eher interagiert hatten, aber auch auf diese Weise lernte man jemanden kennen und wieder einmal war er vollkommen geplättet von ihr.
Vielleicht sollte er sie doch mal nach einem Date fragen? Doch bei dem Gedanken an ihre Reaktion bekam er eine Gänsehaut am ganzen Körper.

Undercover (MarcoXOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt