[2] castle.

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NICOLAS PoV:

Da waren wir zwei nun im Burggarten. Wir saßen auf der breiten Burgmauer bei strahlend blauem Himmel und Vogelgezwitscher im Hintergrund in der Sonne und aßen Eis und rauchten. Von hier aus konnte man den gesamten Norden Nürnbergs überblicken.

"Schöne Aussicht." meinte Felix.

"Joa..."

"Da wäre noch was, was ich dir erzählen müsste..." sagte er urplötzlich und sehr zögerlich. Ich schaute ihn nur fragend an. "Ich wollte in einer neuen Stadt alles anders machen." sagte er, "Ich will mich nicht wieder verstecken müssen wie in Hamburg."

Pause.

"Ich stehe auf Männer."

Der Oberhammer. Ich hätte bei Felix echt nicht damit gerechnet, dass jetzt sowas kommt.

"Jetzt echt?" Er nickte. "Krass..."

"Ich werde es morgen meinen Eltern und in der Schule erzählen" meinte er. "Ich will nicht wieder achtzehn Jahre lang Verstecken spielen."

"Brauchst du Unterstützung?" hörte ich mich fragen. Was war nur los mit mir? Ich war seit Jahren zu keinem Menschen mehr so freundlich und aufgeschlossen.

„Das wäre super, wenn du bei meinen Eltern dabei wärst. Ich hab eine Höllenangst. Wenn es jemanden gibt der schwule wieder in KZs sperren würde, wäre es mein Vater."

„Scheisse..." murmelte ich.

„Alles halb so schlimm. Meine Mutter ist sowieso die, die im Haushalt die Hosen anhat."

„Na dann..."

--- Nächster Tag ---

Felix und ich gingen nach der Schule erstmal bei mir vorbei, damit ich meine Bücher, die wir gerade erhalten haben noch abstellen kann. Warum müssen wir auch immer so viele Bücher bekommen? Und dann auch noch die dicksten die auf dem Markt sind!

Auf dem Weg durch Gostenhof sah Felix sich die ganze Zeit sehr ängstlich um. „Sorry Nicolas, aber ich war noch nie in solchen Gegenden. Ich hab Angst."

„Brauchst du nicht. Die kennen mich hier. Und du bist meine Begleitung, also passiert dir hier nichts." - „Wenn du meinst..."

Ich wohne nicht weit von der Schule weg und waren die einzigen deutschen Mieter weit und breit. Nach 15 Minuten kamen wir auch schon bei mir an. Wir stellten kurz meine Sachen ab und ich stellte Felix noch kurz meiner Mum vor und dann machten wir uns auf den Weg zu Felix. Der wohnt am komplett anderen Ende der Stadt. Erlenstegen. Das Bonzen-Viertel. Villa an Villa.

„Felix jetzt hab ich Angst", sagte ich. „Ich pass hier überhaupt nicht rein." Felix lachte: „Aber nicht so schlimm wie bei dir daheim, oder?" Da musste auch ich lachen. Ich hatte Felix erzählt, dass ich der Erste aus der Familie war, der aufs Gymnasium ging. Meine Eltern führten eine kleine Metzgerei und meine Mutter arbeitete nebenher noch als Putzfrau, damit sie uns versorgen konnte, denn die Supermärkte lockten uns die Kunden weg. „Wir hätten doch ins neue Einkaufszentrum einen Laden bauen sollen", sagte meine Mum immer zu meinem Vater wenn das Geld am Monatsende wieder mal knapp wurde.

„Wir sind da", flüsterte Felix und riss mich aus meinen Gedanken. Ich merkte erst jetzt, wie sehr er zitterte. Auch ich hatte schwitzige Hände und hörte mein Herz in einem affenzahn schlagen.

Felix' Haus war schön: eine moderne Villa mit Flachdach, schneeweiß und mit riesigen Glasfronten auf der Sonnenseite. Allein die Auffahrt war größer als unsere gesamte Wohnung, so kam es mir vor. Ich mit meinem Architekturfetisch freute mich schon drauf, das Haus von innen zu sehen.

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Endlich der zweite Zeil!

und der dritte kommt jetzt auch noch ;)

Felix und ich (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt