FELIX PoV:
Fünf Minuten standen wir einfach nur da. „Willst du dann auch mal klingeln?" fragte Nicolas, dem die Aufregung deutlich anzusehen war. „Ähm... K. Klar", hörte ich mich stottern und klingelte.
Meine Mutter machte die Tür auf: „Hallo Felix! Wie ich sehe hast du gleich neue Freunde gefunden!" - „Ähh... ja", machte ich nur weil ich vor Aufregung gleich in Ohnmacht gefallen wäre. „Magst du uns nicht vorstellen?" fragte meine Mutter und deutete auf Nicolas. „Also Nicolas, das ist meine Mutter Claudia. Mama, das ist ein Großteil der Zeit mein neuer Banknachbar: Nicolas." - „Magst du gemeinsam mit uns essen, Nicolas?" fragte sie. „Nur wenn es keine Umstände macht", hörte ich Nicolas sagen.
Wir gingen rein und aßen. Meine Mutter und Nicolas unterhielten sich gut miteinander. Ich dagegen bekam kaum etwas runter, weil ich dir ganze Zeit an die Reaktionen meiner Eltern denken musste. Bei meiner Mutter machte ich mir nicht so viel Sorgen. Eher bei meinem Vater. „Ist Papa auch daheim?" hörte ich mich fragen als die beiden gerade mit Essen fertig waren. „Der ist heute nur am Vormittag im Büro hat er gemeint. Er dürfte also jeden Moment kommen." Dieser Satz ließ mir mein Herz bis zum Hals schlagen. Gleich war es soweit.
Eine Viertelstunde später, als ich endlich geschafft hatte, meine ohnehin schon kleine Portion fertig zu essen, kam mein Vater nach Hause. Meiner Mutter hatte ich gesagt, dass ich eine wichtige Ankündigung hätte, also blieb sie im Esszimmer sitzen und wartete gemeinsam mit uns auf seine Ankunft. Ich glaube sie ahnte schon, was sie erwartete - aber beschwören will ich es nicht.
Mein Vater kam durch die Tür und schaute erstmal verdutzt um sich, was auch nicht verwunderlich war. Schließlich sah er, als er durch die Tür herein kam seinen höllisch aufgeregten Sohn und seine Frau mit einem anderen Jungen am Tisch sitzen. „Was ist denn hier los?" fragte er, als er die Szenerie betrachtete. „Zieh bitte deine Schuhe aus und komm mit ins Esszimmer. Ich muss euch was Wichtiges sagen", sagte ich. Ich ging schnell auf mein Zimmer um mein Amazon-Paket zu holen, dass ich seit zwei Jahren besaß. Der Inhalt: Eine kleine LGBTQ-Fahne und ein Buch mit dem Titel: Mein Sohn ist schwul. Ratgeber für Eltern. Das Päckchen hatte ich wie gesagt vor zwei Jahren bestellt, um für den Fall meines Coming-Outs vorbereitet zu sein.
Mit diesem Päckchen setzte ich mich nun neben Nicolas, der mindestens genau so aufgeregt wirkte wie ich es war. Meine Eltern uns gegenüber. Geschwister hatte ich keine.
Ich legte das Päckchen auf den Tisch.
Ich holte die Fahne heraus.
Ich zitterte.
Ich legte sie mir um die Schulter.
Ich holte das Buch heraus.
Ich schob das Buch zu ihnen.
Ich nahm Nicolas' Hand.
Ich zerquetschte sie.
Ich wartete auf den Vulkanausbruch.
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Muhahahaha... Böser cut.
Macht nix, geht ja weiter
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Felix und ich (boyxboy)
General FictionNicolas ist siebzehn Jahre alt. Er hasst seine Stadt. Er hasst seine Schule. Und dann kommt Felix in seine Klasse.