FELIX PoV:
Es war totenstill im Kurs.
Nach einer halben Ewigkeit fing Frau Schneider an zu klatschen und ausnahmslos alle fingen an zu klatschen. Ich fing vor Freude an zu heulen. Frau Schneider kam auf mich zugelaufen, umarmte mich und tröstete mich mit den Worten: „Es ist alles gut Felix. Keiner ist gegen dich." Darauf antworte ich nur dass ich vor Freude und Erleichterung weinen würde.
Nach der Stunde kamen viele auf mich zugelaufen und drückten ihre Bewunderung für meinen Mut aus, zu sich und seinen Gefühlen zu stehen.
Nicolas hat mit meinem Handy ein Foto von mir gemacht, wie ich vor der Aufschrift I'M GAY AND THAT'S OKAY stand. Dieses lud ich auf Instagram und Facebook hoch, damit nicht nur mein Englischkurs davon wusste, sondern alle die ich kenne.
Ich war von dem Support überwältigt. Auf Instagram hat mein Post innerhalb kürzester Zeit mehrere tausend Likes erreicht und meine Abozahl kletterte in einer rasenden Geschwindigkeit nach oben. Unglaublich, wie tolerant das Internet und soziale Netzwerke im Allgemeinen sind.
Aber auf Facebook schrieben mich einige meiner ehemaligen Freunde in Hamburg an und übergossen, nein überschütteten mich mit Hass. Wie aus mir eine Schwuchtel werden konnte, seit wann ich Ärsche ficke, seit wann mein Hintertürchen ausgeputzt wird uns so weiter. Furchtbar. Ich legte kurzerhand einen neuen Account an, bei dem ich nur die Freundschaftsanfragen annahm, bei denen ich wusste, dass mir kein Hass entgegenschlägt. Derweil löschte ich meinen alten Account und sperrte den neuen in Hinsicht auf Nachrichten von nicht-befreundeten Personen.
Es tat gut #gay zu verwenden. Es tat gut "interessiert an" auf „männlich" zu stellen. Es war schön, endlich zu sein, wer man ist.
Ich sprach auch mit Nicolas darüber. Wie es wäre, wenn er zeigen würde dass wir zwei zusammen gehörten - aber er blockte ab und meinte nur, es müsse warten. Er wollte mich aber am Nachmittag auf ein Treffen mit seiner Schwester mitnehmen. Um mich vorzustellen. Toll. Aber ansonsten immer auf gefühllos tun, wenn es um ihn ging.
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NICOLAS PoV:
Warum drängte er mich so? Ich sah zwar, dass er glücklich war, aber konnte er nicht verstehen, dass ich erstmal damit fertig werden musste, einen Freund zu haben?
Ich konzentrierte mich jetzt erstmal auf das Treffen mit meiner Schwester. Sie wollte Debbie mitbringen. Die hatte mir die Angst ein wenig genommen, aber nachdem ich gesehen hab, was auf Felix' Pinnwand stand, bekam ich das kalte Grausen. Ich hoffte, dass Debbie mich wieder aufbauen würde. Ich musste es wenigstens meinen Eltern sagen, dass ich mit einem Jungen zusammen war, auch wenn ich es nicht in der Öffentlichkeit zeigen würde.
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Felix und ich (boyxboy)
General FictionNicolas ist siebzehn Jahre alt. Er hasst seine Stadt. Er hasst seine Schule. Und dann kommt Felix in seine Klasse.