Felix und ich (boyxboy)

[7] presentation.

NICOLAS PoV:

Ich traf mich mit Felix an der U-Bahn. Er kam an und versuchte, mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Ich wehte mich aber und zischte ihm zu, dass uns hier jeder sehen könnte.

Bis auf das beleidigte Gesicht, das er machte, sah er glücklich aus. Er war gut gelaunt und lächelte, als ob er auf Drogen wäre. Das machte mich auch irgendwie glücklich.

Als unsere Englisch-Lehrerin Referate über unsere Vorbilder ankündigte, meinte er, er würde sein schulisches Coming-Out bei diesem Referat machen, indem er die Leute präsentiere, die ihm die Angst vor seinem Coming-Out genommen hätten. Er erzählte mir, dass Tyler Oakley und Troye Sivan, englischsprachige YouTuber, seine Tage in Hamburg erträglicher machten, weil er sah wie Leute, die wie er fühlten, sich frei ausleben können. Das gab ihm Hoffnung, auch eines Tages zu seinen Gefühlen zu stehen, sagte er.

--- eine Woche später ---

FELIX PoV:

Ich hatte noch mehr Angst als bei meinem Coming-Out vor meinen Eltern. Da wusste ich wenigstens halbwegs, wie sie reagieren würden. Aber ein ganzer Kurs von 27 Leuten war schwer einzuschätzen. Was würden die konservativ erzogenen Muslime sagen? Wie würden die Anderen reagieren? Bei den Mädels machte ich mir weniger Sorgen; die fanden sowas ja eher süß. Die fingen höchstens an zu kreischen.

„Nicolas! It's your turn!" Frau Schneider riss mich aus meinen Gedanken.

„Ääähm... ja.. natürlich", stotterte ich rum und ging langsam nach vorne zum Smartboard. Diese Dinger sind der Wahnsinn. Wie ein großes Tablet, das an der Wand hängt.

Mir fiel jetzt erst auf, wie sehr ich doch zitterte. Meine Handflächen feucht und mein Finger hinterließ einen kleinen feuchten Film auf dem Smartboard, als ich die Präsentation öffnete. Ich schaute zu Nicolas. Der drückte mir demonstrativ die Daumen und zwinkerte mir zu.

Ich atmete tief durch und sagte dann: „I would like to start with a video. This video was one of the most important ones in my life." Ich klickte auf den Link in der Folie, die bis auf diesen komplett leer war.

YouTube ging auf und das Coming-Out-Video von Troye Sivan ging los.

„ [...] I need to tell you - as my viewers - that I'm gay. I needed a long time to accept this. It was a difficult time for me as a child. Everybody had a girlfriend, except me. Dating a girl always felt wrong. I had thoughts if I'm gay but didn't accept this. I was struggling for almost four years. But now I stand up for me and all the other people being like me. [...] "

An dieser Stelle hielt ich das Video an und sagte: "You already found out the reason of this video, don't you?" Ich klickte auf die nächste Folie, und ein LGBTQ-farbener Hintergrund mit der Aufschrift I'M GAY BUT THAT'S OKAY erschien.