[6] fear.

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NICOLAS PoV:

Ich hatte Angst. Was würden meine Eltern dazu sagen? Was würden die anderen Schüler sagen? Wie würde man uns in der Öffentlichkeit entgegentreten? Hass? Man hat ja schon von so einigen Übergriffen und Pöbeleien gegen Schwule mitbekommen. In Stuttgart wurde ein Pärchen sogar zusammengeschlagen.

Aber mein wichtigstes Problem: Wie sage ich es meinen Eltern? Wie sage ich es meinem Bruder? Wie meiner Schwester?

Dass meine Schwester Verständnis hat, dachte ich, ist ziemlich sicher. Schließlich wohnt sie mit einer Lesbe und zwei anderen Mädels in einer WG. Deswegen rief ich sie am Abend an. Ich war rausgegangen und setzte mich vor die Kirche in den Park. Ich erzählte ihr, dass Felix neu in meine Klasse gekommen war und was dann passiert war. „Du verarscht mich, oder?" Tolle erste Reaktion. Aber auf ein Nein meinerseits kam nur ein: „Ich freu' mich für dich! Du musst mir Felix unbedingt demnächst mal vorstellen. Wir können uns ja mal treffen abends." Und dann nach einer kleinen Pause: „Und wie willst du es Mama, Papa und Noah sagen?" „Ehrlich gesagt... keine Ahnung." „Willst du bei mir vorbeikommen? Debbie ist auch grad da. Dann könnt ihr euch vielleicht ein wenig austauschen." Während sie das sagte, machte ich mich bereits auf den Weg zur U-Bahnstation. Debbie war die Lesbe. „Bin unterwegs. Viertelstunde, und ich bin da!" Dann legte ich auf.

Als ich bei meiner Schwester angekommen war klingelte ich und lief die Treppen hoch. Als ich oben angekommen war, machte sie die Tür auf und schrie: Nicolaaaas! Schön dass du da bist!" Typisch Paola. Sie zerrte mich in die Küche, wo auch schon die ganze WG versammelt war. Ich begrüßte alle und ging dann mit Debbie in ihr Zimmer.

Wir redeten lange miteinander und es wurde später und später. Aber sie schaffte es, mir die Angst zu nehmen. Ja, meine Eltern waren konservativ. Ja, sie fanden es schon komisch, dass Paola mit drei anderen Mädels zusammenzieht. Ja, egal was ich bin und wie ich bin, sie werden mich lieb haben.

Um 12 Uhr verabschiedete ich mich dann endlich, denn die letzte U-Bahn sollte ich besser erwischen. Schließlich ist morgen Schule.

Felix und ich (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt