Der Orden des Phönix

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Als Zoe am nächsten Morgen erwachte, schien die Sonne bereits durch einen Spalt der Vorhänge zu ihr herein. Staubpartikel tanzten in der Thermik und glitzerten beinahe golden dabei. Die Fünfzehnjährige sah dem Schauspiel eine Weile lang zu, ohne groß nachzudenken. Erst als sie Schritte vor ihrer Zimmertür wahrnahm, wurde sie sich wieder bewusst, dass ein neuer Tag angebrochen war. Zoes Blick glitt zu dem Schatten unter dem Türschlitz und ihr war sofort klar, dass Sirius gekommen war, um sich zu vergewissern, dass sie noch schlief. Doch nach ein paar Sekunden, in denen er offensichtlich an der Tür gelauscht hatte, verschwand er wieder und das Knarren der Dielen verriet, dass er die Treppe herunterging.

Mit einem tiefen Seufzer drehte sich Zoe unter der Bettdecke auf die andere Seite und wirbelte dabei noch mehr Staub auf. Ihr war absolut nicht danach zumute hinunter zu gehen und so zu tun, als sei nichts geschehen. Noch immer fühlte Zoe sich verraten und auch auf eine eigenartige Weise entblößt. Doch sie wusste auch, dass sie sich nicht für den Rest der Ferien in diesem Zimmer verschanzen konnte.

Als wären ihre Gedanken ein Signal gewesen, begann ihr Magen laut zu grummeln. Der Appetit war Zoe zwar gänzlich vergangen, doch nachdem sie bereits am Abend zuvor nichts gegessen hatte, machte sich der Hunger nun bemerkbar.

Worüber sollte sie nur mit Sirius sprechen?

Es war einer der vielen Fragen, die Zoe in der Nacht wachgehalten hatte und nun hatte sie Angst vor dieser ersten, zwanghaften Begegnung.

Sie wälzte sich noch eine ganze Weile hin und her, bis ihr Magen schmerzte und Zoe sich wider Willen aus dem Bett erhob, sich umzog und auf den Weg in die Küche machte. Dabei gab sie sich besonders viel Mühe, möglichst leise zu sein, in der Hoffnung Sirius' könne in einer der anderen Zimmer sein und keine Notiz von ihrer Anwesenheit nehmen. Aber noch während sie die Treppe zur Küche hinabging, hörte sie seine Stimme. Mit schwerem Herzen, öffnete sie die Holztür und trat in das Gewölbe, doch zu Zoes Erleichterung war Sirius nicht alleine. Am Tisch saß unverkennbar am dünnen roten Haarschopf, Ronalds Dad.

„Guten Morgen, Zoe!", begrüßte der Weasley sie munter, als sie eingetreten war.

„Morgen", erwiderte die Slytherin bemüht darum, erfreut zu klingen, was ihr jedoch nicht so recht gelang.

Arthur tausche einen fragenden Blick mit Sirius.

„Gehts dir auch gut, Zoe?", fragte er nach ein paar Sekunden später.

Die Fünfzehnjährige nickte und mied tunlichst den Blick zu Sirius, bevor sie erwiderte: „Ich ... hab nur schlecht geschlafen ..."

„Kein Wunder, in diesem düsteren Haus", sagte Arthur, deutete zur Decke und trank einen Schluck Tee, bevor er sich wieder dem Hausherrn zuwandte. „Du wirst sehen, Molly verwandelt das alles hier im Handumdrehen in ein gemütliches Heim."

Zoe schöpfte sich Haferbrei aus einem Topf auf der Küchenhexe in die Schüssel und konnte so Sirius' Reaktion nicht sehen. Doch als sie bei ihnen am Tisch Platz nahm, richtete er das Wort direkt an sie.

„Molly und die Kinder kommen heute Abend zu uns", erklärte er und schien sie geradezu mit seinem Blick zu durchbohren.

„Schön", antwortete Zoe und zwang sich zu einem Lächeln.

Doch in Wirklichkeit sorgte sie sich nur darum, dass ihr nun auch noch die Zeit davonlief und sie sich irgendwie fühlte, als würde Sirius sie ins kalte Wasser werfen.

„Hermine ist auch dabei", sagte der Vater ihres Freundes und stellte seine Tasse ab. „Ist schon gestern bei uns angekommen. Sie und Ron können es kaum erwarten, dich wiederzusehen."

Zoe nickte nur ohne den Kopf zu heben, aß einen Löffel Brei und versuchte angestrengt an etwas Schönes zu denken. Mit jeder Erwähnung ihrer Freunde wurde der Kloß in ihrem Hals dicker, was ihr das Herunterschlucken des Haferbreis zusätzlich erschwerte.

Zoe Dumbledore und die Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt