Kapitel 12

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Valentina
Italien, Verona

„Tina?"
Splitternackt stand ich vor dem Mann, der mir all das angetan hatte. Meine Eltern waren keine zehn Minuten weg, als er eilig ins Wohnzimmer kam, wo ich gerade einen Film ansehen wollte, und mich zwang, mich auszuziehen.

Welcher Mensch tut so etwas? Ganz genau, der Teufel höchstpersönlich.

„Du bist so schön", sagte er mit großen Augen und musterte mich von oben bis unten. Ich stand vor ihm, während er auf dem Sofa saß, auf dem ich zuvor gesessen hatte, und mich mit seinen meeresblauen Augen betrachtete, die ich so sehr verabscheute. Ich hasste diesen Mann, auch wenn ich es ihm nicht sagen konnte.

„H...Héctor... I-Ich...", stotterte ich und versuchte, mich aus seinen Fesseln zu befreien. Er setzte sich auf und schenkte mir einen bösen Gesichtsausdruck.

„Rede nicht, Tina. Du sollst nicht reden, sondern nur machen."

Ich schluckte die restlichen Worte, die ich ihm eigentlich an den Kopf werfen wollte, herunter. Héctor kam mir mit langsamen Schritten näher, und ich konnte seinen Alkohol- und Zigarettengeruch immer stärker riechen. Ich zwang mich, keine Miene zu verziehen, auch wenn es mir unglaublich schwerfiel.

Héctor kam noch näher, seine Schritte bedächtig und unheilvoll. Er begann, mich zu umkreisen wie ein Löwe sein Beutetier. Mein Herz raste, und ich konnte das Zittern nicht mehr unterdrücken.

„Du hast keine Ahnung, wie schön du bist, Tina", murmelte er, während er mich weiterhin musterte.
Er blieb hinter mir stehen, so nah, dass ich seinen Atem an meinem Nacken spüren konnte.
„Zittern bringt dir nichts", sagte er leise.
„Du solltest lieber gehorchen, dann wird es leichter für dich."

Ich wollte weglaufen, schreien, irgendetwas tun, aber meine Beine fühlten sich wie Blei an. Die Fesseln schnitten schmerzhaft in meine Haut, doch der Schmerz war nichts im Vergleich zu der Angst, die mich durchströmte.

Héctor legte eine Hand auf meine Schulter, seine Finger fest und kalt. „Du gehörst mir", flüsterte er. „Vergiss das nie."

Héctor ging in die Hocke, sein Gesicht nun auf Höhe meiner Füße. Langsam und genüsslich ließ er seine Hände über meine Beine gleiten, von den Knöcheln bis zu den Knien, dann weiter hinauf. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sie frei laufen, während ich immer noch vor Angst zitterte.

„So schön", murmelte er erneut, seine Stimme triefend vor Gier. Seine Hände glitten weiter, über meine Oberschenkel und dann noch höher, bis sie meine Mitte erreichten. Mein Körper spannte sich an, jeder Muskel war vor Panik verkrampft, doch ich konnte mich nicht bewegen.

„Warum weinst du, Tina?" fragte er scheinheilig, obwohl wir beide die Antwort kannten. „Hör auf zu zittern", befahl er, aber meine Angst war stärker als sein Befehl.

Meine Tränen flossen ungehindert, meine Sicht verschwamm, und mein Zittern wurde heftiger. In diesem Moment fühlte ich mich kleiner und machtloser als je zuvor. Héctor stand auf, seine Hände noch immer an meinem Körper, und sah mir direkt in die Augen.

„Du musst lernen, zu gehorchen", sagte er kalt. „Sonst wird es nur schlimmer für dich."

„Und jetzt genieß meine Finger in dir", flüsterte er.

Nach unserem Strandbesuch sind wir erschöpft nach Hause gegangen und haben uns sofort ins Bett gelegt. Doch diese Nacht war für mich alles andere als entspannend.
Ich wachte verheult auf, mein Körper bebte vor Angst und Schmerz. Der Albtraum saß noch auf meiner Brust, und ich konnte das Echo von Héctors Worten noch immer in meinen Ohren hören. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass es nur ein Traum war, aber die Erleichterung war nur von kurzer Dauer.

Ein erstickter Schrei entrang sich meiner Kehle, als die Realität mich mit voller Wucht traf. Ich begann, mir selbst wehzutun, meine Hände krallten sich in meine Haare, und ich zog so fest, dass es schmerzte.
„Fuck! Mach doch deinen Mund auf, du Miststück!" nuschelte ich zwischen meinen Schluchzern hindurch.

Lorenzo wachte auf, als er meine verzweifelten Schreie hörte, und sah mich besorgt an.
„Was ist los!?" fragte er, aber ich konnte kaum antworten. Meine Finger gruben sich immer tiefer in meine Kopfhaut, und die Tränen hörten nicht auf zu fließen.

Als Lorenzo merkte, dass ich nicht antwortete, nahm er mich einfach in seine starken Arme und drückte mich fest an seine Brust. Er strich sanft über meine Hände, die sich selbst verletzten, und versuchte, mir Trost zu spenden.

„Es war nur ein Albtraum, cuore mio. Du bist hier bei mir, sicher und geschützt", flüsterte er beruhigend. Seine Worte drangen langsam zu mir durch, und ich ließ mich in seinen Armen sinken, meinen Kopf an seine Schulter gelehnt.

Ich konnte nicht anders - die Tränen flossen weiter unaufhaltsam über meine Wangen, und ich drückte mich verzweifelt an Lorenzo.
„Nein... es war kein Traum, Lorenzo", brachte ich schluchzend hervor, und seine Augen weiteten sich vor Neugierde.

„Wie meinst du das?", fragte er, seine Stimme sanft und besorgt zugleich.

„Ihn gibt es wirklich, verstehst du nicht?"
Ich hob meinen Kopf, um Lorenzo mit meinen roten, geschwollenen Augen anzusehen.

„Er... er hat mir das alles angetan", schluchzte ich schließlich, unfähig, den Namen auszusprechen.

Lorenzo's Miene verfinsterte sich, als er den Ernst meiner Worte erkannte. „Wer?", fragte er mit einer Intensität, die mich fast zum Zittern brachte. Doch ich schwieg, unfähig, die schrecklichen Details meines Alptraums laut auszusprechen.

„Valentina! Wer hat dir was angetan?", drängte Lorenzo.

Ich schluckte schwer und wagte es schließlich, die Wahrheit auszusprechen. „H... Héctor", flüsterte ich, und das Wort fühlte sich an, als würde es mir die Kehle zuschnüren.

„Wer ist das?", fragte Lorenzo mit einem Wut gebrannten Ausdruck.

„M..Meine Eltern waren damals nie zuhause, und da ich minderjährig war, musste jemand ein Auge auf mich haben. Und das war dann Héctor", erklärte ich mit zitternder Stimme, während die Erinnerungen an die Dunkelheit meiner Vergangenheit wieder auftauchten.

Lorenzo hörte mir weiter gespannt zu, und ich konnte spüren, wie alle seine Muskeln sich vor Wut verkrampften. Seine Augen funkelten vor Zorn, und ich wusste, dass er alles tun würde, um mir zu helfen.

„Héctor ist der Mann, der mich jahrelang vergewaltigt hat, bis ich endgültig ausgezogen bin", brach ich schluchzend heraus.

Mr. & Mrs. de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt