Kapitel 13

2.5K 83 23
                                    

Lorenzo
Italien, Verona

War das gerade wirklich ihr Ernst?
Erzählte mir Valentina tatsächlich die Wahrheit? Sie wurde jahrelang vergewaltigt?!
Und das erzählte sie mir erst jetzt?!

Ich konnte meine Wut nicht mehr kontrollieren. Meine teuflische Seite ließ sich nicht länger einsperren, nicht wenn es um sie ging.
Ich sprang vom Bett auf, wo ich Valentina gerade noch im Arm gehalten hatte.

„Wann hattest du vor, mir von dieser abgefuckten Scheiße zu erzählen?!" fauchte ich sie aufgewühlt an. Meine Muskeln verkrampften sich, meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Valentina hörte auf zu weinen und blickte mich stattdessen zitternd mit ihren rot verheulten Augen an.
„Ich... ich..."

Mit einem wütenden Aufschrei schlug ich meine Faust gegen die Wand. Valentina zuckte zusammen, ihre Augen weiteten sich vor Schreck.

„War das der Grund, weshalb du schon mal im Schlaf geweint hast und es mir nicht sagen wolltest?!" unterbrach ich sie.

Valentina nickte langsam. Ich wusste es.
Ich wusste es ab dem ersten Tag, als ich sie sah. Diese Frau hütete ein dunkles Geheimnis.
Und das war es.
Sie war Opfer eines Vergewaltigers.

„Sag mir seinen richtigen Namen", forderte ich sie mit zusammengepressten Zähnen auf.
Mein Ausdruck war schon lange nicht mehr sanft und weich.
Nein, ich war verdammt nochmal sauer.
Sauer auf Valentina, weil sie mir erst jetzt davon erzählte.
Sauer, dass ihr Vergewaltiger immer noch auf freiem Fuß war.
Sauer auf mich selbst, weil ich es nicht schon früher herausgefunden hatte.
Sauer, dass ich sie damals nicht retten konnte.

Ich konnte sehen, wie sie zögerte. Sie brach den Blickkontakt ab und starrte auf das Bettlaken. Ich atmete tief ein und aus, versuchte, meine Wut zu beherrschen.
Sie musste mir seinen Namen sagen. Jetzt.

Mit langsamen Schritten trat ich näher, bis meine überragende Größe sie dominierte. Meine Finger gruben sich fest in ihr Kinn, und mit einer geschickten Bewegung zwang ich ihren Kopf, sich in meine Richtung zu recken.
„Sein Name. Jetzt."

Valentina zitterte am ganzen Leib.
Ich verstand nicht, was sie aufhielt, warum sie dagegen ankämpfte.
Sie öffnete ihre bebenden Lippen, was mir ein Zeichen gab, dass sie es jetzt ausspucken würde.

„Hèctor... Nielsen..."

Meine Finger lösten sich von ihrer Haut, und ich blickte ihr noch einmal tief in die Augen.
„Ich werde ihn finden, Valentina."

Mit diesen Worten kehrte ich ihr den Rücken zu und suchte im Kleiderschrank nach passenden Klamotten. Gleichzeitig griff ich nach meinem Handy und tippte meinen Männern eine Nachricht, die unsere nächste Mission ankündigte.
„Wohin gehst du, Lorenzo?" fragte sie mit zitternder Stimme.
Ich drehte mich zu ihr um, meine Augen fest auf sie gerichtet.
„Steh auf und zieh dich an. Du kommst mit."

„Wohin gehen wir?" fragte Valentina leise, während sie sich zögernd vom Bett erhob.
„Stell nicht so viele Fragen und hör einfach", antwortete ich knapp, meine Stimme schneidend. Sie gehorchte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, und begann sich still anzuziehen.

„Pack das Nötigste ein", fügte ich hinzu, während ich weiter im Schrank suchte.
„Wir werden in einer halben Stunde abgeholt."

Valentina nickte stumm, ihre Bewegungen waren schnell und effizient. Sie griff nach einer kleinen Tasche und begann, ihre wichtigsten Sachen zusammenzusuchen. Ich warf einen letzten prüfenden Blick auf mein Handy, bevor ich mich umdrehte, um sicherzustellen, dass sie bereit war.

Nach einer halben Stunde war auch schon unser Taxi da. Wir stiegen schweigend ein, und kein Wort wurde während der Fahrt ausgetauscht. Das Schweigen war gespannt, geladen mit Emotionen und ungesagten Gedanken.

Am Flughafen angekommen, trafen wir auf meinen schwarzen Privatjet.
Unsere Gepäckstücke wurden uns abgenommen, und wir betraten den Jet.

Wir nahmen Platz, und Valentina kuschelte sich daraufhin in meine Arme, ihre Anspannung war deutlich spürbar. Die Motoren brummten leise und das Flugzeug hob sanft vom Boden ab.

-

Als wir in Chicago ankamen, spürte ich sofort den Kontrast zu Italien. Die Luft roch anders, die Menschen waren anders, die ganze Atmosphäre war eine ganz andere Welt.

Als wir schließlich wieder zu Hause waren, fühlte es sich seltsam vertraut und doch fremd an.
„Wo sind die anderen?"
Ich antwortete nicht auf ihre Frage, da wichtigere Dinge meine Gedanken gerade beherrschten.
Ganz genau, wie ich diesen Hèctor die Knochen brechen würde.

Ich nahm Valentina an die Hand und führte sie ohne ein Wort die Treppen hinauf.
„Lorenzo?"
Ihre Stimme zitterte vor Angst und Verwirrung, als ich sie zurück in ihr Zimmer brachte.

„Warum sind wir wieder hier?! Lorenzo, ich verstehe dich nicht." Ihre Worte waren ein verzweifelter Versuch, die Situation zu begreifen.

„Du wirst jetzt hier bleiben, bis ich wieder komme", antwortete ich ruhig, obwohl mein Inneres tobte.

„Was?!" Valentina sah mich fassungslos an, ihre Augen voller Angst und Unsicherheit.
„Nein, mach das nicht", flehte sie mich plötzlich an, als sie merkte, dass ich es tot ernst meinte.

Ich ging daraufhin schnell aus der Tür und schloss sie mit schnellen Bewegungen.
„Nein! Bitte, tu das nicht!", hörte ich sie flehen, während sie heranrannte.

Ich schwieg und antwortete ihr nicht. Es war für ihren Schutz. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich die Tür verriegelte.

Das dumpfe Geräusch ihrer verzweifelten Schläge gegen die Tür drang an mein Ohr, und obwohl es mich innerlich zerriss, wusste ich, dass es das Richtige war.

Ich versuchte mich jetzt zu konzentrieren und nicht an Valentina zu denken. Mit entschlossenen Schritten ging ich die Treppen hinunter Richtung meines Büros. Dort angekommen, fand ich bereits einige meiner Männer.

„Hallo, Mr. de Santis. Schön, dass Sie wieder-", begrüßte mich einer meiner Männer, bevor ich ihn unterbrach.
„Was habt ihr herausgefunden?"

Daraufhin zeigten mir meine Männer im Computer alle verfügbaren Daten über Hèctor Nielson. Er war mittlerweile 65 und Rentner, mit blauen Augen, braun-grauen Haaren und einem langen Bart. Ungefähr eins achtzig groß, und er hatte damals für die Rinaldis gearbeitet.
Seine Adresse stand ebenfalls dort.

„Wir haben alles, was wir brauchen", murmelte ich, während ich die Informationen auf dem Bildschirm aufnahm. Es war an der Zeit, dass dieser Bastard einen Besuch von mir erhielt.

Mr. & Mrs. de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt