Kapitel 15

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Valentina
Amerika, Chicago

Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier eingesperrt war. In diesem Zimmer, in dem ich nie wieder landen wollte. Ich wollte damit abschließen, und jetzt? Jetzt lag ich wieder hier, hinter einer verriegelten Tür. Großartig.

Nach unzähligen Stunden hörte ich plötzlich ein Rütteln an der Tür. Die Türklinke bewegte sich nach unten. Ich setzte mich auf und starrte gespannt zur Tür.

Was ich sah, schockierte mich zutiefst. Layla und Emilia standen im Türrahmen. Ein breites Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Schnell stand ich auf und breitete die Arme aus. Sie kamen näher, und wir verfielen in eine herzhafte Umarmung.

„Du bist wieder da!" sagte Layla voller Freude.

Wir setzten uns alle auf das Bett und sahen uns an. Die Erleichterung, wieder zusammen zu sein, war spürbar. Layla und Emilia fragten mich, wie es mir ging, und ich fragte sie dasselbe. Es war, als würden wir versuchen, die verlorene Zeit aufzuholen.

„Und wie war es mit Lorenzo?" fragte Layla schließlich mit wackelnden Augenbrauen, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.

Ich atmete tief durch und wusste, dass der Moment gekommen war, ihnen etwas zu beichten. „Bevor ich euch alles erzähle, muss ich euch etwas gestehen", begann ich zögernd.
„Bitte seid nicht sauer."

Layla und Emilia tauschten verwirrte Blicke aus. „Was ist denn los?" fragte Emilia vorsichtig.

„Ich... Ich habe mir selbst meine Liebe zu Lorenzo eingestanden", sagte ich schließlich, meine Stimme leise und unsicher.
„Und ich habe es ihm auch gesagt."

Für einen Moment herrschte Stille im Raum. Layla und Emilia sahen mich verwirrt an, als ob sie nicht sicher waren, ob sie mich richtig verstanden hatten.

„Du liebst Lorenzo?" wiederholte Layla langsam, ihre Stirn gerunzelt.

„Ja", antwortete ich fest.
„Ich weiß, es ist kompliziert, aber ich kann meine Gefühle nicht mehr leugnen."

Emilia und Layla sahen sich an, dann lächelten sie plötzlich.
„Wir könnten niemals sauer auf dich sein", sagte Emilia sanft. „Liebe ist etwas, das wir alle kennen und verstehen. Man kann sich seine Gefühle nicht aussuchen."

„Ja", fügte Layla hinzu.
„Es mag nicht einfach sein, aber wir unterstützen dich. Immer."
Erleichtert und mit einem warmen Gefühl im Herzen lächelte ich meine Freundinnen an. „Danke, dass ihr das versteht. Es bedeutet mir wirklich viel."

Emilia räusperte sich und sah zu Layla.
„Um ehrlich zu sein," begann sie.
„Layla und ich haben auch irgendwo Gefühle für Matteo und Elijah."
Sie fasste sich sanft an ihren kleinen Babybauch und fügte hinzu:
„Elijah wird immerhin der Vater meines Kindes."

Layla nickte langsam.
„Auch wenn Matteo mir schon so schlimme Dinge angetan hat, hege ich irgendwo auch versteckte Gefühle für ihn. Ich weiß, dass er auch anders sein kann."

Ich nickte und lächelte.
Ob wir nun alle psychisch am Ende waren oder ob wir tatsächlich liebten, spielte mittlerweile keine Rolle mehr. Wir drei hatten akzeptiert, was uns zugestoßen war, und versuchten damit klarzukommen.
„Dann bin ich also nicht allein damit."

Die Stimmung im Raum wurde etwas leichter, als wir unsere Gefühle teilten und gegenseitig unterstützten.
„Wie geht es dir und dem Baby?"
fragte ich Emilia.
Sie lächelte und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Uns geht es gut."
Layla fügte hinzu: „Ich passe gut auf sie auf."

Ich spürte eine Welle der Zuneigung und Erleichterung, als wir weiter über das Baby und die Zukunft sprachen.

-

Als wir gerade noch dabei waren, uns zu unterhalten, unterbrach uns plötzlich ein Räuspern. Ich blickte in Richtung der Tür, wo Lorenzo stand. Die Wut, die ich für ihn empfunden hatte, verpuffte plötzlich, als ich ihn genauer ansah. Blut. Überall. Blut.

„Wir sind dann mal weg", verabschiedeten sich Emilia und Layla schnell und gingen an dem blutüberströmten Lorenzo vorbei, hinaus aus dem Zimmer.

Ohne ein Wort zu sagen, trat Lorenzo ein und schloss die Tür hinter sich.
„L-Lorenzo?"

„Ja, cuore mio", antwortete er ruhig.

„Was ist passiert?" fragte ich besorgt.

„Können wir gleich darüber reden? Ich muss erst mal duschen."
Ich nickte stumm und sah zu, wie er ins Badezimmer ging.

Nach zehn Minuten kam Lorenzo frisch geduscht zurück ins Zimmer, ein Handtuch tief über seiner Hüfte. Seine nassen Haare klebten an seiner Stirn. Wäre er nicht so ein Arschloch gewesen, hätte ich ihn auf der Stelle zu mir gezogen.

Ich beobachtete, wie er das Handtuch fallen ließ und plötzlich komplett nackt vor mir stand. Meine Wangen erröteten von selbst, als hätte ich sein Prachtstück noch nie zuvor gesehen.

Lorenzo zog sich eine Boxershorts an und setzte sich zu mir aufs Bett. Mit verschränkten Armen und einem angepissten Ausdruck sah ich ihn an.

„Du warst heute so ein Arschloch", sagte ich scharf.

Lorenzo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich möchte, dass du eins weißt", begann er.
„Egal was ich tue, es hat immer einen Sinn. Valentina, es tut mir leid, aber ich musste dich heute hier einsperren. Ich hatte keine Wahl."

Ich seufzte tief.
„Du hattest eine Wahl, Lorenzo. Wenn du mir vertrauen würdest, hättest du mich mitgenommen."

Lorenzo fuhr sich durch seine nassen Haare. „Wolltest du wirklich dabei sein, als ich diesen Bastard besucht habe? Wolltest du das?"

Er hatte Hèctor ausfindig gemacht?

Mein Herz schlug schneller.
Wollte ich das wirklich?
Wollte ich Hèctor gegenübertreten?

Ich blieb stumm und antwortete ihm nicht.
Meine verschränkten Arme lockerten sich, und mein Blick fiel auf das Laken.

„Sag mir die Wahrheit, Valentina", drängte Lorenzo, seine Stimme leiser, fast flehend. „Hättest du es ertragen können, ihm gegenüberzutreten?"

Tränen stiegen in meine Augen, und ich konnte nicht mehr antworten. Die Wahrheit war, dass ich es nicht wusste. Die Vorstellung, Hèctor wiederzusehen, erfüllte mich mit einer Mischung aus Angst und Hass. Lorenzo sah meinen inneren Kampf und legte seine Hand sanft auf meine.

„Ich wollte dich schützen", flüsterte er.
„Vor ihm und vor dem, was ich tun musste."

„Und was hast du getan?" fragte ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Lorenzo atmete tief ein und sein Blick verhärtete sich.
Er antwortete nicht auf meine Frage. Stattdessen sah er mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und eine eisige Angst kroch in mir hoch.

„Das Blut. Ist er hier? Hier im Haus?!" fragte ich panisch, meine Stimme bebend.

Lorenzo rückte näher und zog mich in eine feste Umarmung.
„Atme tief durch. Du bist sicher", flüsterte er beruhigend.

Mein Atem ging stoßweise, und ich spürte, wie mein Körper zu zittern begann. Die Wände schienen auf mich zuzukommen, und meine Sicht verschwamm. Lorenzo hielt mich fest, streichelte meinen Rücken und flüsterte beruhigende Worte in mein Ohr.

„Alles ist gut, cuore mio. Du bist in Sicherheit. Er kann dir nichts mehr tun. Ich bin hier", sagte er immer wieder, seine Stimme sanft und beruhigend.

Langsam, sehr langsam, begann mein Atem sich zu beruhigen. Lorenzo ließ mich nicht los, bis mein Zittern nachließ und ich mich wieder etwas gefasster fühlte. Schließlich löste ich mich aus seiner Umarmung und sah ihn mit tränenfeuchten Augen an.

„Ich... ich hatte solche Angst", gestand ich leise.

„Ich weiß", antwortete Lorenzo sanft.
„Ich werde dich immer beschützen. Egal, was passiert."

-

Was denkt ihr, welches Geschlecht das Kind von Emilia und Elijah haben wird?

Mr. & Mrs. de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt