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Her pov

Die folgenden Tage vergingen in einer merkwürdigen Mischung aus Erleichterung und Anspannung. Erik war suspendiert, und es würde nicht lange dauern, bis die Behörden sich der Sache annahmen. In der Kanzlei spürte man die Veränderung. Das Flüstern in den Fluren, die angespannten Gesichter der Kollegen - es war klar, dass der Sturm noch nicht vorüber war.

Ich versuchte, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, doch meine Gedanken drifteten immer wieder zu Aurelian. Wer war er wirklich? Warum hatte er sich so sehr für mich eingesetzt? Die Ungewissheit nagte an mir, doch ich wusste, dass ich mir selbst treu bleiben und mein Leben weiterführen musste.

Eines Abends, als ich die Kanzlei verließ, fand ich einen weiteren Zettel an meiner Windschutzscheibe. Mein Herz setzte einen Moment aus, als ich den Zettel öffnete. Die vertraute, saubere Handschrift von Aurelian war darauf zu erkennen:

„Mi corazon, ich weiß, dass du mir nicht vertraust, aber bitte, sei vorsichtig. Es gibt noch mehr, was du wissen musst. Wenn du bereit bist, die ganze Wahrheit zu erfahren, dann triff mich im Park um Mitternacht."

Ich starrte auf die Worte, fühlte die Wut in mir aufsteigen. Wieder diese kryptischen Nachrichten. Doch gleichzeitig spürte ich eine unbestimmte Neugier. Was konnte er mir noch sagen? Was für eine Wahrheit verbarg sich hinter all dem?

Zurück zu Hause entschied ich mich, ihm eine Nachricht zu schreiben, statt ihn zu treffen. Ich tippte schnell:

„Aurelian, ich werde es heute Nacht nicht kommen. Bitte lass mich in Ruhe."

Ich legte mein Handy weg und versuchte, mich zu entspannen, aber die Unruhe ließ mich nicht los. Eine Stunde später hörte ich das typische klicken meiner Tür. Eigentlich hat niemand einen Schlüssel meine Eltern sind bei einem Auto Unfall vor 20 Jahren gestorben. Aber wer ist es dann?

Aurelian.

Er kam durch die Tür gelaufen, und kam direkt auf mich zu gelaufen als ich begann zu sprechen
„Ich dachte, ich habe dir gesagt, dass ich nicht kommen kann und woher hast du bitte einen Schlüssel?," sagte ich kühl und versuchte, ihn wieder zur Tür zu schieben.

„Wir müssen reden,Lavinia ," sagte er und hielt mich auf auf. „Es ist wichtig."

„Ich will nicht mit dir reden," erwiderte ich scharf. „Geh weg."

Doch bevor ich reagieren konnte, schob er sich in weiter in die Wohnung und lehnte sich an den Tisch an. Panik stieg in mir auf.

„Was soll das?" fragte ich, meine Stimme zitterte vor Angst und Wut.

„Du verstehst nicht, wie gefährlich die Situation ist," sagte Aurelian eindringlich. „Ich muss dich beschützen."

„Beschützen? Indem du in meine Wohnung eindringst?" Ich wich zurück, mein Herz raste. „Geh sofort!"

Aurelian holte tief Luft, als wollte er etwas erklären, doch dann zog er plötzlich ein Tuch aus seiner Tasche. Ehe ich begreifen konnte, was geschah, hielt er es mir vor das Gesicht. Ein stechender Geruch stieg mir in die Nase, und alles begann sich zu drehen.

„Es tut mir leid, Mi corazon," flüsterte er, als meine Beine nachgaben und die Dunkelheit mich überwältigte.
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Als ich zu mir kam, lag ich auf dem Sofa. Mein Kopf dröhnte, und es dauerte eine Weile, bis ich mich orientieren konnte. Aurelian saß in einem Stuhl gegenüber, sein Gesicht war voller Sorge.

„Du bist wach," sagte er leise.

„Was hast du getan?" murmelte ich schwach, mein Kopf fühlte sich schwer an. „Warum?"

„Es tut mir leid, aber ich musste sicherstellen, dass du mir zuhörst," sagte er. „Ich konnte nicht riskieren, dass du einfach gehst."

„Du bist wahnsinnig," flüsterte ich, unfähig, mich zu bewegen.

„Vielleicht," sagte er traurig. „Aber es geht hier nicht nur um dich. Erik und seine Leute sind gefährlich. Sie werden nicht aufhören, nur weil er suspendiert ist. Du bist in großer Gefahr."

„Was willst du von mir?" fragte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

„Ich brauche, dass du verstehst, was wirklich vor sich geht," sagte er. „Dass du siehst, wie tief das alles reicht."

„Und dann?" fragte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Was soll ich dann tun?"

Aurelian schaute mich ernst an, sein Blick war durchdringend und intensiv. „Dann entscheidest du, ob du dich ihnen entgegenstellst oder ob du fliehst. Aber du musst wissen, dass sie nicht einfach aufgeben werden. Sie werden alles tun, um ihre Geheimnisse zu bewahren."

„Warum ich?" fragte ich und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. „Warum hast du mich da reingezogen?"

„Weil du ihnen zu nahe gekommen bist, Lavinia," sagte er leise. „Du hast Fragen gestellt, hast Dinge herausgefunden, die du nicht hättest wissen sollen. Sie haben dich bemerkt. Und jetzt bist du ein Ziel."

Ich schloss die Augen, ließ die Worte auf mich wirken. Alles begann einen schrecklichen Sinn zu ergeben. „Und was hast du damit zu tun? Warum bist du involviert?"

„Das spielt jetzt keine Rolle," antwortete Aurelian ausweichend. „Wichtig ist nur, dass du verstehst, wie ernst die Situation ist."

„Wie kann ich dir vertrauen?" fragte ich, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Du hast mich betäubt, bist in meine Wohnung eingedrungen..."

„Ich weiß, dass es schwer ist, mir zu vertrauen, nach allem, was passiert ist," sagte er und senkte den Blick. „Aber ich hatte keine andere Wahl. Ich musste sicherstellen, dass du mir zuhörst. Wenn du mir jetzt nicht vertraust, dann verstehe ich das. Aber bitte, hör wenigstens auf das, was ich dir zu sagen habe."

Ich setzte mich langsam auf und rieb mir den schmerzenden Kopf. „Gut. Sprich."

Aurelian holte tief Luft. „Erik ist nicht nur irgendein kriminelles Element. Er ist Teil einer größeren Organisation, die ihre Tentakel in vielen Bereichen der Gesellschaft hat - in der Politik, der Wirtschaft, sogar in der Justiz. Sie sind gefährlich, skrupellos und bereit, alles zu tun, um ihre Macht zu behalten."

„Was soll ich damit machen?" fragte ich, immer noch verwirrt und misstrauisch.

„Du musst sicherstellen, dass die richtigen Leute davon erfahren. Es gibt Menschen, die bereit sind, gegen diese Organisation vorzugehen, aber sie brauchen Beweise. Und die hast du."

„Was für Beweise?" fragte ich. „Ich habe nichts außer ein paar Notizen und Andeutungen."

„Genau das habe ich dir gebracht," sagte Aurelian und griff in seine Tasche. Er zog einen USB-Stick heraus und legte ihn auf den Tisch. „Hier sind alle Informationen, die du brauchst. Dokumente, Aufnahmen, Namen. Alles, was du brauchst, um diese Leute zu Fall zu bringen."

Ich starrte auf den kleinen USB-Stick und spürte eine Welle der Verzweiflung. „Und was ist mit dir? Was wirst du tun?"

„Ich werde verschwinden," sagte er ruhig. „Ich kann nicht hier bleiben. Sie würden mich finden und töten. Aber ich werde immer in der Nähe sein, um sicherzustellen, dass du sicher bist."

„Wie soll ich das alleine schaffen?" fragte ich, meine Stimme zitterte.

„Du bist nicht allein," sagte er sanft. „Es gibt Leute, die dir helfen werden. Du musst nur den ersten Schritt machen."

Die Worte hingen in der Luft, während ich versuchte, die Bedeutung von allem zu begreifen. Ich fühlte mich überwältigt, verloren, aber auch entschlossen. Wenn das, was Aurelian sagte, wahr war, dann konnte ich nicht einfach nichts tun. Ich musste handeln, auch wenn es gefährlich war.

„Gut," sagte ich schließlich und griff nach dem USB-Stick. „Ich werde es tun."

Aurelian lächelte leicht, eine Mischung aus Erleichterung und Traurigkeit in seinem Blick. „Ich wusste, dass du stark bist,Mi corazon. Pass auf dich auf."

Bevor ich etwas erwidern konnte, stand er auf und ging zur Tür. Er drehte sich noch einmal um, sah mich an, und dann war er verschwunden.

Ich saß eine Weile still da, ließ die Ereignisse der letzten Stunden auf mich wirken. Dann stand ich auf, ging zu meinem Computer und steckte den USB-Stick ein. Es war Zeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Verhängnisvolle Begegnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt