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Die prächtige Einrichtung des Zimmers bot mir keinen Trost. Jeder luxuriöse Gegenstand schien mich an den goldenen Käfig zu erinnern, in dem ich nun gefangen war. Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, aber die Ereignisse des Tages hatten meine Welt in ein chaotisches Durcheinander verwandelt.

Giovanni Santoro, ein Name, der mir aus den Geschichten der Unterwelt bekannt war, war nun plötzlich Teil meines Lebens. Und Isabella, die Frau, deren Gesicht in meinem Spiegelbild glich, war möglicherweise meine Mutter. Es war zu viel, um es zu begreifen.

Ich trat ans Fenster und sah hinaus in die dunkle Nacht. Die Lichter des Anwesens warfen lange Schatten, und ich konnte die Wachen patrouillieren sehen. Es war klar, dass Giovanni keine Risiken eingehen wollte. Mein Herz pochte heftig in meiner Brust, und ich fühlte mich hilflos.

Plötzlich hörte ich ein leises Kratzen an der Tür. Ich drehte mich um und sah, wie sich die Tür langsam öffnete. Isabella trat ein, ihr Gesicht von Sorge gezeichnet. Sie schloss die Tür hinter sich und kam leise zu mir.

„Lavinia," flüsterte sie, „ich weiß, das muss alles sehr verwirrend für dich sein. Aber bitte, vertraue uns. Wir wollen nur dein Bestes."

„Wie kann ich euch vertrauen?" fragte ich mit bebender Stimme. „Ich kenne euch nicht, und plötzlich bin ich hier, eingesperrt wie ein Gefangener."

Isabella seufzte tief und setzte sich auf einen der prächtigen Stühle. „Du bist nicht eingesperrt. Wir müssen nur sicherstellen, dass du in Sicherheit bist. Giovanni hat viele Feinde, und wenn sie herausfinden, wer du bist, könnten sie dich als Druckmittel gegen ihn benutzen."

„Aber warum habe ich keine Erinnerungen an euch?" fragte ich, Tränen in den Augen. „Warum habe ich mein ganzes Leben lang geglaubt, dass meine Eltern tot sind?"

„Das ist eine lange Geschichte," sagte Isabella sanft. „Als du noch ein kleines Kind warst, wurden wir von unseren Feinden angegriffen. Du wurdest entführt, und wir dachten jahrelang, du seist tot. Erst vor kurzem haben wir Hinweise erhalten, dass du noch am Leben bist. Wir haben alles daran gesetzt, dich zu finden."

Die Wut und Verwirrung in mir kochten hoch. „Und was jetzt? Was soll aus mir werden?"

Isabella trat näher und nahm meine Hände in ihre. „Jetzt bist du bei uns, und wir werden dich beschützen. Du wirst ein neues Leben beginnen, ein besseres Leben. Giovanni hat bereits Pläne, wie wir sicherstellen können, dass dir nichts geschieht."

Ich zog meine Hände zurück und wich einen Schritt zurück. „Welche Pläne?"

„Giovanni will, dass du jemanden heiratest. Jemanden, der dich beschützen kann. Jemanden, der sicherstellt, dass du in dieser Welt nicht alleine bist."

Die Worte trafen mich wie ein Schlag. „Heiraten? Aber ich kenne niemanden. Und ihr wollt mich einfach mit irgendjemandem verheiraten, ohne dass ich eine Wahl habe?"

„Es ist zu deinem Schutz, Lavinia. Du wirst es verstehen, wenn du die Gefahren dieser Welt begreifst."

Ich schüttelte den Kopf. „Das ist Wahnsinn. Ich kann das nicht akzeptieren."

Isabella sah mich mit traurigen Augen an. „Ich weiß, dass es schwer ist. Aber wir tun das aus Liebe und Sorge um dich. Bitte, versuche, uns zu vertrauen."

Ich wollte schreien, weinen, weglaufen, aber ich war gefangen. Gefangen in einer Welt, die mir fremd war und voller Gefahren. Isabella verließ das Zimmer, und das Geräusch des Schlosses, das einrastete, hallte in meinen Ohren nach.

Ich zog mich um und machte mich bettfertig und versuchte dann ein bisschen zu schlafen.

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Der nächste Morgen brach an, und ich fühlte mich, als hätte ich kaum geschlafen. Die Ereignisse des gestrigen Tages wirbelten noch immer in meinem Kopf herum. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg nach unten. Das Haus war still, fast unheimlich in seiner Pracht. Die Sonne strahlte durch die hohen Fenster und warf lange Schatten über den Marmorboden.

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