Kapitel 10

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Ich hörte Stimmen. Erst leise. Dann immer lauter. Sie kamen mir schwer bekannt vor. Sie fingen an mich zu rütteln. Ich öffnete die Augen. Ich lag auf dem Boden der Damentoilette. Niemand sonst war hier. Außer die Stimmen und mir. Das Blut pochte in meinen Adern. Ich spürte es. Vollmond.

"Verdammte Scheiße! Wach endlich auf Hannah!" Diese Stimme gehörte eindeutig zu einem Jungen. Damon. "Derek du holst Traubenzucker oder irgendwas süßes! Was dich angeht Nelly, du holst uns eine Cola. Los!"

Daraufhin liefen die beiden los. Ich öffnete meine Augen. Und blickte in Marlons strahlend, goldbraune Augen. "Hey.", quiekte ich eher, als dass ich es sagte. Meine Stimme war kraftlos. Genau so wie ich auch. Ich versuchte mich aufzusetzen. Marlon half mir. "Wie bin ich hier her gekommen?" Ich hörte mich inzwischen nicht mehr wie ein hilfloses Wolfsbaby an. Aber was mich noch brennender interessierte war, ob er mich gesehen hatte, als Wolf. Ich betete, dass dies nicht der Fall war. Es durfte nicht sein.

Dann fing er an zu reden. Und seine Stimme klang wie Musik in meinen Ohren in diesem Moment. Sie klang stark und männlich. Hatte aber auch etwas liebes an sich. "Du bist umgekippt in der Toilette. Nelly hat die Tür nicht aufbekommen und mich gesucht. Dein Bruder ist uns über den Weg gelaufen. Wir haben dich gemeinsam hier hin getragen. Es hat keiner etwas gesehen. Es war immerhin nach der Mittagspause, als schon alle in den Klassenzimmern waren. Du musst dir also keine Sorgen machen. Niemand hat etwas gesehen." Er zwinkerte mir geheimnisvoll zu.

Wusste er Bescheid? Das konnte nicht sein. Es hörte sich so an, als wüsste er genau, wovon er redet. Ich wollte aber auch nicht weiter nachhaken, falls er es doch nicht wusste.

Ich trank fünf Colaflaschen komplett aus, die mir Nelly vom Automaten besorgt hatte. Mein Bruder kam an mit einem Snickers, zwei Schokoriegeln und einer Tüte Bacon Chips. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich alles verputzt. Marlon zog eine Augenbraue in die Höhe.

"Meine Schwester isst sehr viel." Danke Derek. Jetzt denkt der Typ wahrscheinlich auch noch, dass ich ein Vielfraß bin.

"Ich fahre Hannah nach Hause. Habe heute früher aus. Und ihr geht zurück in euren Unterricht. Kein Wort an die Lehrer. Ihr sagt einfach ihr musstet noch etwas im Sekretariat besprechen. Alles klar?" Nelly und Derek nickten. Oh mein Gott jetzt würde mich Marlon auch noch nach Hause fahren. Sollte das nicht eigentlich Nelly machen? Oder Derek? Sie kannten mich doch viel besser.

Wir standen vor einem orange farbenem Lamborghini Gallardo. „Deiner?", fragte ich vorsichtig. Er nickte. Seine Familie musste so viel Geld haben, wie es Sand in der Wüste gibt. Ich staunte nicht schlecht. Er verhielt sich wie ein echter Gentleman und öffnete mir die Beifahrertür. Vorsichtig setzte ich mich in das Auto. Marlon stieg ebenfalls ein. Er trat auf das Gaspedal und beschleunigte. Der Sound des Motors hörte sich gut an. Ich liebte ihn. Richtig erkannt, ich bin ein Mädchen, das sich sehr für Autos interessiert. Das habe ich von meinen Brüdern. Vor allem Jason. Er war schon immer ein großer Autofanatiker gewesen.

Wir fuhren schneller als erlaubt über die Straßen. Ab und zu lächelte mir Marlom zu. Mit diesem Lächeln, das mich mittlerweile wahnsinnig machte. Ich glaubte mitlerweile, dass ich süchtig danach war. "Geht's dir wieder besser?", fragte er.
„Ja, aber ich lege mich daheim noch etwas hin." Ich würde genau das Gegenteil machen. Denn das, was ich jetzt brauchte, war nicht die Ruhe. Nein ich werde jetzt ein großes Stück blutiges Fleisch brauchen um zu genesen.

Wir hielten vor meinem Haus. "Danke für's Heimfahren! Wirklich nett von dir, wäre aber nicht nötig gewesen!"

Damon nickte. Ich war schon halb ausgestiegen, als er noch etwas zu mir sagte. Obwohl, eigentlich war es eher ein Hauch von Wörtern. "Ich weiß, was du bist."

The half wolf bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt