Kapitel 12

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Trauer verwandelt sich in Wut. Und Wut in Schmerz. Ein Schmerz in deinem Herzen. Der voran kriecht und sich immer weiter ausbreitet. Wenn du Glück hast, heilt die Zeit deineWunden und damit auch das Liebesorgan. Wenn du Pech hast, wirst du ewigen Schmerz aushalten müssen und damit leben.

Ich hatte Glück. Ich bin über meinen Exfreund hinweggekommen.

Ich klopfte an Jasons Zimmertür. "Jason mach endlich die verdammte Tür auf!"
"Ja jetzt chill mal.", kam es da zurück.
„Weißt du dass Nelly und unser liebster Derek...", weiter kam ich nicht, da mein Bruder den Satz für mich beendete.
"...ein Paar sind? Ja klar, jeder weiß das. Sie sind schon seit Beginn der Ferien zusammen."

Ich starrte ihn wütend an und lies ihn verdattert in der Türschwelle stehen. Meine Brüder und meine beste Freundin hatten mich eiskalt angelogen. Das reichte. Ich musste hier weg. Weg von diesem Haufen von Lügnern. Auch wenn es gefährlich war, bei Vollmond alleine in den Wald zu gehen. Der Mond hatte eine stärkere Kraft als sonst. Und so konnte ich leichter außer Kontrolle geraten und mich schneller verwandeln als mir bewusst war. Ich war noch nicht 20 und ein heranwachsender Wolf musste erst lernen eine sichere Verwandlung abzulegen. Mit 20 galt man als ausgewachsen.

Ich schnappte mir meine Lederjacke und polterte die Treppen hinunter in den Flur. Dort stand mein Dad. Mist das hatte ich ja vollkommem vergessen, dass er heute auch kommen würde. "Hi Dad." Ich gab ihm ein Küsschen auf die Wange, riss die Haustüre auf und rannte so schnell ich konnte zum Wald. Ich hörte nur noch die Rufe meines Vaters, welche ich gekonnt ignorierte.

Im Wald angekommen kletterte ich auf meinen Lieblingsbaum. Dort konnte ich immer ungestört nachdenken. Hatte ich überreagiert? Ja, ich glaube schon. Aber warum logen sie mich an? Warum nur? Nelly hatte das noch nie getan. Wir hatten uns immer alles anvertraut. Sie wusste doch ganz genau, dass sie mir vertrauen konnte.

Ich hörte einen Zweig knacken und wurde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen. Was war das? Oder wer? Und da sah ich ihn. Einen großen, schwarzen Wolf mit glänzendem Fell. Er war mir bis jetzt unbekannt gewesen. Ich hatte ihn noch nie hier gesehen. Aus Angst, dass er mich hören könnte, hörte ich auf zu atmen. Vorsichtig lugte ich unter meinem Stamm hervor. Der Wolf war gerade dabei sich zu verwandeln. Ich versteckte mich. Konnte aber nicht widerstehen, zu schauen wer das war. Ich traute meinen Augen nicht. Marlon! Daher wusste er also was mit mir in der Schule passiert war. Ich musste unbedingt mit ihm reden. Ich musste meine Angst überwinden. Er war ein Mitschüler. Was würde er mir schon tun?

Ich holte tief Luft und sprang ab. Ich landete kerzengerade vor ihm. Er erschrak. Damit hatte er definitv nicht gerechnet.

"Und ich weiß was du bist.", sagte ich mit fester Stimme. Und dann passierte alles ganz schnell.
Er sah mich einfach nur an mit seinen großen Augen.
"Hannah", hauchte er. "Du bist so wunderschön."
Ich schauderte. Er drückte mich gegen den Baumstamm.

"Ich will dich!", sprach er jetzt. "Wie kann man nur so sexy sein wie du? Ich habe dich beobachtet. Deine Verwandlungen. Fast perfekt. Deine Aussehen. Perfekt!"

Ich brachte kein Wort zu Stande. Was hatte er vor? Wir kannten einander nicht wirklich, ich wusste nicht einmal wie alt er war. Er nahm mein Kinn zart in seine starken Hände und sah mir tiefer in die Augen als es je jemand zuvor getan hatte.
"Ich will dich küssen." Er lächelte mich an.

Damon? Der heißeste Schüler aller Zeiten wollte mich küssen? Das vor kurzem noch so scheue Mädchen? Allmählich kam mir der Gedanke, dass ich träumte oder dass das alles nur ein Witz war.

Mein Herz pochte jedoch und es kribbelte in meinem ganzen Körper.
"Ich glaube ich will dich auch küssen." Hatte ich das wirklich gesagt?

Ja anscheinend schon. Er küsste mich. Und drückte mich fester gegen den Baum. Erst sanft, dann immer stärker. Er hatte seine Hände um meine Taille geschlungen. Und ich meine um seinen Hals. Wir küssten uns und hörten nicht auf. Es ging alles so schnell. Seine Küsse machten mich so wahnsinnig wie sein Lächeln. Ich konnte nicht genug davon bekommen.

The half wolf bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt