Kapitel 2

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Eigentlich ist es nicht ungewöhnlich für mich, mit meinem Freund zu streiten. Wir machen das ja sozusagen jeden Tag. Warum wir dann noch zusammen sind? Das weiß ich auch nicht genau. Ich glaube, weil wir uns ja doch irgendwie lieben. Früher war es außerdem nicht so. Wir verstanden uns wirklich gut. Ich konnte mit ihm über alles erdenkliche reden. Außer natürlich, dass ich ein Wolfsblut bin. Das darf kein Mensch erfahren, da diese sonst höchstwahrscheinlich Forschungen an uns durchführen würden und wir irgendwann im Museum landen würden. Die einzige die unser Familiengeheimnis kennt, ist Nelly. Ich kenne sie seit meinem ersten Lebensjahr. Wir sind Nachbarinnen und auch unsere Eltern sind gut miteinander befreundet.

"Was soll das? Warum triffst du dich morgen mit dieser Schlampe?", fragte ich völlig entgeistert. Ich konnte es einfach nicht fassen. „Wie gesagt, es ist nur wegen des Deutschprojektes.", antwortete mein Freund, der ebenfalls auf die A&T University ging.

Wegen des Deutschprojektes, dass ich nicht lache. Kylie Morgan ist die größte Tussi an der ganzen Schule. Groß, schlank, sexy, blaue Augen, lange, braune Haare, lange Beine und immer perfekt gestylt. Aber dazu kommt auch noch, dass sie sich wie eine Bitch verhält. Wo sie nur kann, versucht sie andere Leute zu demütigen. Wie ich solche Leute hasse! Wie konnte sich Toby nur mit der treffen? Okay, mein Freund sieht auch nicht gerade schlecht aus und ist wahrscheinlich sehr beliebt. Besonders bei den Mädchen, aber er stand noch nie auf diesen Tussi-Typ. Vielleicht reagiere ich auch ein bisschen über. Aber hallo? Ist es nicht irgendwie logisch, dass da bei mir die Alarmglocken klingen? Ich war so wutentbrannt, dass mir die Tränen kamen und ich mich zusammenreißen musste, nicht komplett zu eskalieren. Weerwölfe reagieren sehr schnell aggressiv. Und das durfte nicht passieren, da ich mich sonst verwandeln könnte. Erst seit meinem 16. Lebensjahr bin ich so und deshalb habe ich mich noch nicht perfekt unter Kontrolle.

"Ach komm schon Süße." Freundschaftlich legte mir Nelly den Arm um die Schultern. "Er geht mit Sicherheit nicht fremd. Er hat doch dich!" Nelly ist wirklich die beste Freundin der Welt und auch immer für mich da, aber manchmal machte mich ihr Trost auch nicht viel glücklicher.
„Ich vertraue ihm ja auch aber Kylie nicht." Eine Träne kullerte an meiner Wange herunter. Nellie wischte sie weg. Nachdem ich ihr von Tobys Vorhaben berichtet hatte, kam sie natürlich sofort zu mir. Auf Nelly war wirklich immer Verlass.
Sie zog mich in eine feste Umarmung. "Wir gehen nachher shoppen und dann vergisst du das und musst gar nicht daran denken. Toby wird dich nicht betrügen. Because shopping is better than a psychotherapie." Sie zwinkerte mir zu. Ich nickte, obwohl ich eigentlich nicht in Einkaufslaune war.

Nelly hielt mir ein rosa Blümchenkleid hin. "Wie findest du das?", fragte sie mich. „Probier es an, es steht dir bestimmt." Meine Laune hatte sich zum Glück doch noch zum Positiven gewendet. In der Zwischenzeit, in der meine Freundin das Kleid anprobierte fand ich ein sommerliches, weißes Kleid. Es war trägerlos und hatte einen flattrigen Rock. Irgendwie fand ich es schön. "Oh das sieht ja wunderschön aus! Welche Größe? 36! Sehr gut und reduziert ist es auch noch. Los ab in die Umkleidekabine mit dir!" Anscheinend hatte Nelly meine Aufmerksamkeit für das Kleid bemerkt. Ich zog mich um und steckte meinen Kopf aus der Kabine. "Nelly? Wie sehe ich aus?" Ich schlüpfte heraus und zeigte ihr das Kleid. Sie hielt mir beide Daumen nach oben. "Bezaubernd. Zu deinem dünkleren Teint und deinen Augen einfach klasse!" Ich lächelte. Da Dad's Eltern gebürtig aus Italien stammen und auch Mum nicht ganz so blass ist, werde ich in der Sonne leicht bräuner und sehe eher aus wie eine Italienerin, als eine Amerikanerin.

Wir bezahlten die Kleider und schlenderten mit unseren Tüten zu Nellys Auto. Ein kitschgelber VW Käfer. Er passte perfekt zu ihr. Im letzen Monat hatte sie von ihrem Dad ein eigenes Auto bekommen. Zu ihrem 19. Man muss dazu sagen, ihre Eltern sind relativ wohlhabend. Das hatte Vorteile für uns beide und wir musste nicht mehr mit dem stinkenden Bus zur Uni fahren. Außerdem konnte man das Dach öffnen. Einfach herrlich im Sommer, wenn einem der Fahrtwind durch die Haare weht. Ich sparte seit meinem 16. Lebensjahr auf ein eigenes Auto. Aber da die Studiengebühren auch nicht ganz billig sind, bekomme ich kein Geld von meinem Eltern. Ich gehe am Wochenende in einem kleinen Café arbeiten, im Joeys.

"Hey Hannah. Gehen wir jagen?" Genau darauf hatte ich jetzt Lust. Mit Derek durch die Wälder zu rennen und uns anschließend den Bauch vollzuschlagen. "Bin dabei." Wir liefen in den Garten und weiter in den Wald. Dort verwandelten wir uns. Es dauerte nicht mal Sekunden und ich war ein Wolf. Ich nickte meinem Bruder zu. Wir rannten so schnell wir konnten. Diesmal war ich irgendwie schneller als er. An der großen Eiche machten wir Halt. "Gewonnen!" Ich war ganz schön aus der Puste. Und ja, wir konnten uns verständigen. "Das nächste Mal bin ich wieder schneller!", japste Maxi. Auch er war sichtlich angestrengt. Ab da trennten wir uns und jeder ging seinen eigenen Weg. Ich wusste, dass wir uns hier nachher wieder treffen würden. Ich witterte ein Wildschwein, welche besonders lecker und selten zu finden waren und folgte der Spur. Und da sah ich es. Es war gewaltig, aber es würde mir trotzdem relativ leicht fallen, ihm das Herz herauszureisen und es zu der Eiche zu schleppen. Ich sprintete los, sprang ab und landete genau auf dem Rücken des Tieres. Es quiekte und ich krallte mich an ihm fest. Es windete sich unter mir und hatte Schmerzen. Ich konnte es sozusagen fühlen. Auch seine Gedanken waren lesbar. Angst. Erschrecken. Ich beendete sein Leiden mit einem Pfotenhieb, indem ich ihm die Kehle aufschlitze und anschließend das Herz herausnahm. Das Blut spritzte. Es war definitiv nicht verdaulich. Und so warf ich es weg und vergrub es unter den Blättern. Niemand durfte Jagd auf uns nehmen, niemand durfte erfahren, wer wir wirklich sind. Und so mussten wir die Spuren beseitigen. Genussvoll nahm ich einen Bissen und trug das tote Tier anschließend zum Treffpunkt.

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The half wolf bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt